Peter0167 schrieb:in Anbetracht des Schwierigkeitsgrades der Frage habe ich eigentlich bewusst darauf verzichtet, jemanden in die Pflicht zu nehmen, die Aufgabe zu lösen.
Sie zu lösen nicht. Sich ihr zu stellen schon.
Die Frage ist, ob die Möglichkeit unzähliger Parallelwelten eine berechtigte Alternative neben dem einen Universum ist. Aufgabe ist nicht, diese Universen-Unzahl zu belegen. Aufgabe ist es, die unzähligen Universen mit je anderer Abstimmung als
berechtigte Möglichkeit aufzuzeigen. Und angesichts des Fehlens jeglichen empirischen Hinweises ist diese Aufgabe nun mal nicht die desjenigen, der nur von unserem Universum ausgeht. Dennoch schobst Du Deinem Gegenüber diesen Job unter mit Deinem "Wer sagt denn, daß (X und nicht Y)".
Im Gegenteil, es hat mich viel Überwindung gekostet, keine der möglichen Erklärungen zu bevorzugen. Im Grunde ging es mir nur darum, darauf zu verzichten im jeweils anderen Lager nach Argumenten zu fischen, um das eigene Modell zu stützen.
Angesichts dessen, daß die Annahme vieler Universen nicht nur als Erklärung parallel zur Erklärung "Intelligenter Designer" steht, sondern auch parallel zum betrachteten und zu erklärenden Phänomen "Ein Universum mit extremst paßgenauer Feinabstimmung", schlägt Occam nun mal sauber zu. Nicht beim Multiversum als Erklärung; die ist genauso eine Zusatzannahme wie der I.D. Wohl aber wird das zu untersuchende und zu erklärende Phänomen selbst erweitert. Die andere These hingegen bleibt beim zu erklärenden Phänomen Universum bei dem empirisch Faßbaren. Nach wissenschaftlichen Kriterien ist also die vermeintliche Auflösung des Anthropischen Prinzips mitnichten eine gleichberechtigte (oder gar bessere) Alternative.
Die "Überwindung", "keine der möglichen Erklärungen zu bevorzugen", kann wissenschaftlich sauber nicht von einer "eigentlichen Bevorzugung der Multiversen-Erklärung" ausgehen - oder das Eigentlichbevorzugt-Motiv ist dann doch exakt dies, "um das eigene Modell zu stützen".
Immerhin ist der Nachteil der Multiversums-Erklärung gegenüber der anderen hier vertretenen nicht so riesig. Denn während ein Intelligenter Designer empirisch nicht bezeugt ist, ist es ein Universum durchaus. Das Multiversum steht der wissenschaftlichen Erfahrbarkeit also etwas näher, da eines seiner Elemente immerhin "echt" ist. Aber dieser Vorteil ist nicht besonders groß, da Occam weiterhin "wieso mehr als dieses eine" fragt. Wäre dieser kleine Vorteil die "halbe Miete", wären beide Alternativen sogar gleichwertig.
Es gibt nur einen Grund, einer Erklärung mit einem Intelligenten Designer odgl. im wissenschaftlichen Diskurs stets jede andere Erklärung vorzuziehen, und dem pflichte ich als "Gottesanbeter", wie Du uns nanntest, sogar herzlich bei:
Wissenschaft produziert Erkenntnisse, welche weltanschauungs-übergreifend akzeptiert werden können sollen. Daher verbietet Wissenschaft sich, Hypothesen zu erstellen, in denen weltanschauliche Elemente eingearbeitet sind. Eine Erklärung mit einem intelligenten Designer mag ihre Berechtigung haben, jedoch nicht im wissenschaftlichen Diskurs.
Im hiesigen Fall heißt das freilich nicht, daß das Multiversum die bessere, weil einzige Erklärung sei, sondern daß die Ausgangsthese, ja der gesamte Thread, nicht in den Rahmen der Wissenschaft gehört.