@Snowman-one
@CommonsenseSideshow-Bob schrieb:
Das ist ein Paradoxon! besonders so wie es da steht - Entweder macht der Atheist eine Aussage darüber was er glaubt (= und bewegt sich damit in der Wahrnehmung eines Glaubens) oder nicht. Denn Glauben statt Wissen ( Evidenz ) soll doch hier die Grundlage bilden?!
Snowman-one schrieb.
Nein es ist nicht paradox.
Wenn du einen Atheisten fragst ob er an einen Gott glaubt sagt er nicht dass er weiss dass es keinen Gott gibt, sondern er sagt das er nicht an einen Gott glaubt.
Ich lehne als Atheist den glauben der Theisten ab, weil sie mich nicht überzeugt haben das ihr glaube auch gerechtfertigt ist.
Zu keinem Zeitpunkt sage ich das ich weiss das es keinen Gott gibt, ich sage nur das ich den Theisten nicht glaube. Deshalb ist Atheismus eine Meinung und kein wissen.
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Commonsense schrieb:
Es mag ja sein, dass Atheismus ein Produkt fehlender Vorstellungskraft ist, darüber könnte man sicherlich streiten. Was er aber nicht ist, ist ein Glaube.
Du kannst nicht aus "Nicht-Glauben" einen Glauben konstruieren, das ist Blödsinn.
Als Realist glaube ich generell nicht an Dinge, für die es keine konkreten Anhaltspunkte gibt. Ich glaube auch nicht an Aliens hier auf der Erde, das macht mich nicht zu einem "Nicht-Alien-Gläubigen".
Sicher erkenne ich den umgangssprachlichen Charme dieser Ausführungen, und dennoch sind sie den grundsätzlichen Begriffen gegenüber nicht konsequent ( oder entspringen eben dem Verständnis und Blickrichtung aus einem bestimmten Weltbild heraus – was schon wieder Glaube wäre) :
1. Man kann etwas GLAUBEN oder WISSEN – dabei spielt es doch keine Rolle worum es sich handelt – es ist damit grundsätzlich ein Glauben oder Wissen – Auch eine Meinung oder Gegenpol wird entsprechend auf Glauben oder Wissen fussen.
( und wenn man hier andere Reglen befindet – dann sollte man zunächst auch mal die Grenzen und Ansprüche von “Glauben“ und “Wissen“ definieren ).
Snowman-one schrieb.
Das Atheismus kein glaube ist sollte ebenso offensichtlich sein, wie ein Nicht- Fussballprofi, nicht gleichzeitig ein Fussballprofi sein kann.
Eben nicht – Atheismus fusst auf Glaube und nicht auf Wissen – so wie ein Fussballprofi von einer konkreten Befähigung abhängt, die entweder vorliegt oder nicht – genau so wie eine Ansicht entweder Glauben oder Wissen ist.
Gerade weil es hier kaum eine neutrale Zone gibt! ( was zu Punkt 2 führt ).
2. Die Gegenposition ( was der Atheismus zumeist ist) als maßgeblicher Standpunkt, steht genau so in einem Anspruch und Konsequenz eines entsprechenden Weltbildes – besonders in der Situation einer Gott-Frage – in der es eigentliche nur zwei Positionen gibt ( eine zielgerichtet Ursache oder eine zufällige Ursache / und viele Varianten von diesen beiden) - eine Gegenposition steht natürlich in einer solchen Konsequenz, ein Glaube, an ein Weltbild unabhängig von dieser Ursache bzw. an das andere Ursachen-Prinzip.
Ich kann bestimmte Ursachen ablehnen – z.B. vor einigen Jahrzehnten schwarze Löcher – also befinde ich mich in einem Glauben, an ein anderes Weltbild, ohne die Ursache dieser Löcher.
Das wird noch dramatischer, wenn man “das Gesamte“ betrachten will oder muss – und in diesem Anspruch steht die Gott-Dimension unweigerlich – dann stehen solche Positionen auch unweigerlich in einer Konsequenz für das Gesamtbild.
Commonsense schrieb:
Als Realist glaube ich generell nicht an Dinge, für die es keine konkreten Anhaltspunkte gibt. Ich glaube auch nicht an Aliens hier auf der Erde, das macht mich nicht zu einem "Nicht-Alien-Gläubigen".
( als “Realist“ kann man sich zunächst fragen, was überhaupt Realität ist ( augenscheinliche Realität vom “Glauben“ etwas zu wissen? oder/und ob alles, was im Alltag als respektable Realität geschluckt wird, überhaupt evident ist?!) – und dürfte in einem Gebilde, wo nur wissenschaftliche Evidenz, unsere Realität bestimmt, in dieser Frage gar keinen Standpunkt betreiben/ bevorzugen – ansonsten bewegt man sich sehr wohl in der Praxis und Abwägen von Glaubensbildern).
Das Alien-Beispiel passt doch ( im Grunde ist Gott ein außerirdisches Wesen, von dem ganzen Engelgedöns aus dem christlichen Weltbild ganz zu schweigen) – Dein konkretes Beispiel (Aliens hier auf der Erde), ist nur eine Variante/Einschränkung, um einen unwahrscheinlichen Eindruck zu verstärken – denn die bloße Existenz von Außerirdischen, wird angesichts unserer Existenz und der Menge an potenziellen Galaxien, schon ganz anders gehandelt (das wird auch mit den Varianten/Ausmalungen der Religionen so betrieben). Doch Hier gibt es grundsätzlich nur zwei Positionen, entweder gibt es Außerirdische oder nicht – und daneben sind Varianten zu diskutieren.
Was Gott für das Abwägen eines Realisten maßgeblich abheben sollte, ist der Umstand, das wir uns in einer “Realität“ befinden, in der es noch einer Ursache für das Leben, die Gesetzmäßigkeiten, das Universum, die Kraft die die Materie zusammenhält, gänzlich fehlt – es gibt hier schlicht noch keine Realität, die ein Realist qualitativ dagegen stellen könnte – woher kommt also der Eindruck, hier bereits eine Position bekleiden zu können – denn das ist der Atheismus – der Glaube, das das Weltbild nach dem anderen Prinzip ausgerichtet ist ( was zum dritten Punkt führt)
3. Natürlich gibt es die Position “
Wissen wir nicht“ - ( und natürlich kann man religiösen Glauben und Atheismus diesbezüglich differenzieren) doch wohl kaum in der Position des aktiven Atheismus, der quasi 50% der Weltbilder schon mal prinzipiell ausschließt - in Ermangelung auf Evidenz - und sich damit gleichsam den restlichen Weltbildern zuwendet, die auch nicht den Anspruch von Evidenz erfüllen – Ja – hier in dieser Funktion nicht von "Glaube" an eine solche Position, zu sprechen wäre ein Paradoxon.
Dies im Besonderen, wenn dieser Atheismus mit missionarischen Mitteln auftritt ( dem jahrelangen Bemühen um die Darstellung vom einem Weltbild ohne Gott-Ursache, oder gar noch mit dem Nachdruck von Beleidigungen, Beurkundung von Dummheit und formeller Unwissenheit, Spott, Unterstellung von schlechten Beweggründen – Sorry, das ist nicht im Geringsten ein “Wissen wir nicht“ sondern erinnert an religiöses Gezänk um Glaubensbilder....
Neue Zürcher Zeitung 2007
Tatsächlich sind in den letzten Jahren einige grosse öffentliche Verfechter des Darwinismus von einer regelrechten Kreuzzugsmentalität erfasst worden. In ihren jüngsten Büchern streiten etwa der Wissenschaftsphilosoph Daniel Dennett («Breaking the Spell») oder der Neurowissenschafter Sam Harris («The End of Faith») nicht mehr bloss für die biologische Evolution, sondern für den Atheismus. Und der Biologe Richard Dawkins aus Oxford, seit seinem Erstling «Das egoistische Gen» der wohl erfolgreichste populärwissenschaftliche Vertreter des Darwinismus, schreibt in seinem jüngsten Buch «Gotteswahn» mit geradezu missionarischem Furor gegen die «Krankheit»
Ob sich die Begrifflichkeiten, in einem Glaubensstreit zwischen Weltanschauungen wiederfinden, hängt also auch maßgeblich von einer jeweiligen Praxis ab.
Die 3 Aspekte, die begriffliche Definiton von Glauben und Wissen, die Konsequenz/Bevorzugung im Weltbild, und eine "missionarische" Praxis, machen den Atheismus ggf. gewissermaßen zu einem Glaubensbild.
Snowman-one schrieb.
Wenn ich also sage ich bin ein Agnostischer-Atheist, glaube ich nicht an Gott weil es diejenigen die von der Existenz eines Gottes überzeugt sind, ihrer Beweispflicht nicht nachkommen und zudem auch keinen Grund nennen können warum sie an einen Gott glauben der mich überzeugen würde.
Das mag für bestimmte religiöse Varianten gelten – nicht aber für die grundsätzliche Frage/Unterscheidung zwischen den zwei ursächlichen Prinzipien, die als Weltbild veranschlagt werden können – wo beide Positionen nur geglaubt werden können – oder gegenseitig ihre Begründung in dem mangelhaften Nachkommen einer Beweispflicht sehen können – aber es ist ein konzeptioneller Irrtum – das hier nur ein einseitiger Mangel an Beweispflicht vorliegt, und das andere Weltbild quasi die neutrale Basis bildet.