@pere_ubuWenn ich mal auf den von Dir geposteten Wachturmartikel eingehen darf:
Die Fossilien berichten
FOSSILIEN sind Reste alter Lebensformen, die in der Erdkruste erhalten geblieben sind. Dazu gehören Skelette oder Skeletteile wie Knochen und Zähne und auch Muschelschalen. Gewisse Spuren, die auf die ehemalige Existenz von Lebewesen hindeuten, wie zum Beispiel Abdrücke oder Fußspuren, werden ebenfalls zu den Fossilien gezählt. Viele Fossilien haben nicht mehr die gleiche chemische Zusammensetzung wie das ursprüngliche Lebewesen, sondern sie bestehen aus eingelagerten, verfestigten Sedimenten, die dessen Form angenommen haben.
Außer der kleinen Ungenauigkeit, dass Fossilien und Subfossilien zusammen geworfen wurden, ist an der Einleitung nichts zu beanstanden. So weit, so gut.
Warum sind Fossilien für Evolutionisten von großer Bedeutung? Der Genetiker G. L. Stebbins erwähnte einen Hauptgrund: „Kein Biologe [hat] je die Entstehung einer höheren systematischen Kategorie selbst mitangesehen.“
Hier fängt es aber schon an, problematisch zu werden.
Zu aller erst sollte darauf hingewiesen werden, dass das Zitat aus Stibbins Buch
Processes of Organic Evolution stammt. Dieses wurde 1966 publiziert. Daher spiegelt es kaum den aktuellen Stand der Forschung wieder. Eine etwas neuere Quelle wäre hier wünschenswert gewesen.
In der Übersetzung ist die Aussage auch nicht haltbar. Man konnte mittlerweile ja die Entwicklung von Fortpflanzungsbarrieren und damit die Entstehung von zwei Spezies aus einer Population beobachten. Beispiele dafür, zusammen mit einer Diskussion über allopatrische und sympatrische Artenbildung, wurden in diesem Thread schon behandelt.
Im Original ist die Aussage auch etwas anders: "No biologist has actually seen the origin by evolution of a major
group of organisms." (G. Ledyard Stebbins, Process of Organic
Evolution, p. 1.)
Hier ist also von einer größeren oder bedeutenderen Gruppe von Lebewesen die Rede. Das die Entstehung einer solchen noch nie direkt beobachtet wurde, ist trivial. So etwas braucht mehr Zeit, als die bloße Artenbildung, da ja mehrere Artenbildungsereignisse stattfinden müssen.
Heutzutage ist auf der Erde nicht zu beobachten, daß Lebewesen sich weiterentwickeln.
Diese Aussage ist faktisch falsch. In der Tat kann man leicht sehen, dass sich Lebewesen auch heute noch weiter entwickeln.
Die Entwicklung einer veränderten Darmstruktur bei Mauereidechsen auf einer kroatischen Adriainsel habe ich ja schon mehrfach erwähnt. Aus diesem Grund werde ich Euch nicht nochmals damit langweilen.
Ein anderes Beispiel wäre das Lenski-Experiment. Hier hat eine Arbeitsgruppe im Labor einen
E.coli Stamm gefunden, der die Fähigkeit Zitronensäure zu verdauen entwickelt hatte:
http://www.pnas.org/content/105/23/7899.long(Ist auch noch wegen eines anderen Aspekts interessant.)
Des weiteren habe ich schon von einer Skinkart geredet, bei der eine Population auf dem Weg ist, eine Art Plazenta zu entwickeln:
http://dancelikeamonkey.wordpress.com/2010/09/07/erlaubt-uns-eine-australische-echsenart-einblicke-in-die-entwicklung-der-viviparie/Vielmehr befinden sich alle in einem Endzustand und sind nach Arten getrennt. Der Genetiker Theodosius Dobzhansky schrieb: „In der belebten Welt gibt es keine zwei Varianten, die durch eine ununterbrochene Reihe von Zwischenstufen miteinander verbunden sind.“
Das ist Blödsinn. Wie ich schon gerade gezeigt habe, entwickeln sich auch heute noch die Spezies weiter. Auch widerlegen Ringspezies die Behauptung dieses Abschnittes. Dobzhansky hat sich also hier geirrt.
Was an dem Dobzhansky Zitat auch interessant ist, dass es aus dem Buch "Genetics and the Origin of Species" von 1937 kommt. Auch dieses kann man kaum als aktuellen Stand der Forschung sehen. Wiedermal wäre eine etwas aktuellere Quelle nützlicher gewesen.
Interessant ist auch, dass das Zitat gar nicht von Fossilien handelt, sondern von rezenten Spezies:
The uniqueness and unrepeatability of individuals are aspects falling primarily within the province of philosophers and artists. Although individuals, limited in existence to only a short interval of time, are the prime reality with which a biologist is confronted, a more intimate acquaintance with the living world discloses a fact almost as striking as the diversity itself. This is the discontinuity of the variation among organisms. If we assemble as many individuals living at a given time as we can, we notice at once that the observed variation does not form any kind of continuous distribution. Instead, a multitude of separate, discrete, distributions are found. The living world is not a single array in which any two variants are connected by unbroken series of intergrades, but an array of more or less distinctly separate arrays, intermediates between which are absent or at least rare. Each array is a cluster of individuals which possess some common characteristics. Small clusters are grouped together into larger secondary ones, these into still larger ones, and so on in an hierarchical order.
Biologists have exploited the discontinuity of variation to devise a scientific classification of organisms. The hierarchical nature of the observed discontinuity evidently lends itself admirably to this purpose. For the sake of convenience the discrete clusters are designated races, species, genera, families, and so forth. The classification thus arrived at is to some extent an artificial one, because it is a matter of convenience and convention which cluster is to be designated a genus, family, or order. But the clusters themselves, and the discontinuities observed between them, are not, as sometimes contended, abstractions or inventions of the classifier. Classification is natural and not artificial, in so far as it reflects the objectively ascertainable discontinuity of variation, and in so far as the dividing lines between species, genera, and other categories are made to correspond to the gaps between the discrete clusters of living forms. Biological classification is simultaneously a man-made system of pigeonholes, devised for the pragmatic purpose of recording observations in a convenient manner, and an acknowledgment of the fact of organic discontinuity. A single example will suffice to illustrate the point.
http://www.stephenjaygould.org/library/dobzhansky_organic-diversity.htmlWie ich schon schrieb, irrte sich Dobzhansky da. Denn Ringspezies sind ja genau das beschriebene.
Und Charles Darwin machte das Zugeständnis: „Die Verschiedenheit der spezifischen Formen und das Fehlen von zahlreichen Übergangsformen bietet offenbar große Schwierigkeiten.“
Leider kann ich beim besten Willen nicht finden, wo Darwin das geschrieben/gesagt haben soll. Sicherlich kannst Du uns die Primärquelle dazu liefern?
Generell muss man sagen, dass ohne die Quellenangaben der Artikel schwer zu bewerten ist. Es wäre nett, wenn Du diese noch nachreichen würdest.
Zu dem Rest schreib ich später noch was.