@fantasmagorica *lach* Du hast noch nie was von Populationsbiologie gehört nehme ich an.
Das mag dir seltsam vorkommen, aber lange vor dir, haben sich Leute damit beschäftigt.
Die Menge an Individuen steigt leider nicht so oder besser zum Glück.
Allein das Nahrungsangebot begrenzt eine Population schon massiv. In einem natürlicheren Lebensraum, sagen wir bummilig 250 Jahre in unser Vergangenheit, hält sich eine Gruppe von Menschen immer nur stabil. Ist die Nahrung nicht da, können soviele Kinder geboren werden, wie man will, aber es werden trotzdem nicht mehr Mäuler gestopft.
Kleine Kritk am Rande, da wir westlichen Staaten Afrika so ausbeuten, kommt es tatsächlich zu dem Fall, wo mehr Menschen geboren werden, als wirklich Nahrung da ist, diese Kinder werden durch "Hilfprojekte" am leben gehalten, wodurch noch mehr Hunger entsteht. Das ist ein endliches Problem, da auch hier nur ein Maximum erreicht werden kann.
Nun wieder zu dir.
Man kann eben nicht 90% von deiner fiktiven Vermehrerei abziehen, da Populationen nun einmal so nicht steigen.
Ich denke sowas kann man sehr gut an den Kaninchen in Australien zeigen. Die Population in Europa ist sehr konstant. Wenn es dank des guten Nahrungsangebotes mehr werden, haben ihre Fressfeinde mehr Nahrnung, dadurch wägst deren Population an und es werden wieder weniger Kaninchen, das Nahrungsangebot für die Fressfeinde wird geringer, dadruch kommen wieder weniger von ihn druch. Es hält sich also die Waage.
Nun in Australien haben die Kaninchen keine Fressfeine und was passiert? Die Population explodiert.
Dort ist der Ochsenfrosch oder auch Aga-Kröte ebenso krass und noch krasser als Kaninchen es sein könnten. In dem Land mit den gefährlichsten und giftigsten Tieren überhaupt, haben sie genau null Fressfeinde. Es geht sogar soweit, dass sie mit ihrem starken Gift andere Tiere töten, wenn sie es doch mal versuchen. In Afrika ist die Aga-Kröte keine Gefahr und sie vermehrt sich nicht mal im Ansatz so heftig.
In Australien kann man übrigens Evolution live beobachten. Früher oder später, wird sich das Ökosystem dort drauf einstellen. Es gibt jetzt schon Zeichen, dass die eine oder andere Schlangensorte immun wird gegen das Gift der Aga-Kröte. Wenn sich die Population durchsetzt, werden die Australierer erstmal ein Schlangenproblem bekommen. ^^
Es gibt viele Faktoren warum, eine Population stabil bleibt. Verbesseren sich die Faktoren positiv, werden es mehr Individuen.
Deine Zahlen würden also stimmen, wenn es ein absolutes Nahrungsangebot, keinen Platzmangel und keine anderen schädlichen Faktoren geben würde. Absolut stimmig wären sie dann sogar, aber die Realität zeigt etwas ganz anderes. Das Leben auf diesem Planeten ist eigentlich sehr tough. Wir Menschen haben es nur geschaft, dem zu strotzen.
Das Ding ist halt, wir brauchen verhältnismässig wenig Nahrung, aber produzieren viel zu viel. Wir haben neue Wege gefunden, in unbewohnbaren Gebieten zu wohnen. Las Vegas ist da vielleicht das beste Beispiel. Eigentlich dürften dort nur kleine normadische Stämme von vielleicht 20 Individuen pro Stamm überleben und auch nur, wenn sie die anderen Stämme lange nicht sehen. Dort leben heute Millionen von Menschen und es ist wundervoll grün dort. Was natürlich totaler Wahnsinn ist, aber es klappt. Da wir diese Möglichkeiten entwickelt haben.
Diese Möglichkeiten hatten die Menschen vor 1000 Jahren nicht. Ackerbau und Viehhaltung war der Grund, warum wir uns überhaupt vermehren konnten. Trotzdem kam es regelmässig zu Hungernöten, zu massiven Krankheitsausbrüchen und nicht zu letzt zu Kriegen.
Seit dem wir den Ackerbau und die Viehhaltung zu den heutigen höchstleistungen gebracht haben, unsere Lebenserwartung verdoppelt haben, also mal locker um die 70 Jahre alt werden, ist das alles schon etwas anders.
Heute vermehren wir uns rasant und ziemlich unkontrolliert. Dadurch wägst aber auch die Gefahr von Seuchen die locker mehrere Millionen Menchen dahin raffen können.
Ohne Erdöl, könnten wir viele Teile der Menschheit nicht mehr mit Nahrung versorgen und dann gibt es die größte Hungersnot der Menschheit und das größte Massensterben von Menschen jemals auf diesem Planeten.
Unter perfekten Bedingung hättest du recht. Aber wir haben erst seit 50 Jahren Bedingungen, die sehr gut sind, wobei das relativ zu betrachten ist. Wir sind also seit vielleicht 50 Jahren in der Nähe deiner "Berechnungen".
Ach ja, Populationsbiologie macht sehr viel spaß. Man lernt dabei auch vieles über Inzest und Gendrift, wichtige und interessante evolutionsgenetische Mechanismen.
Ich kann dir Campbells Biologie Buch empfehlen. Es kann sein, dass du dann immer noch ganz fest an deinem Glauben festhälst, aber dann weißt du wenigstens worum es geht und das ist doch viel besser, als Halbwissen zu haben oder etwa nicht?