War Krishna Jesus?
05.01.2013 um 18:59
Der Nazarener - mehr als nur ein Name
Die Verfasser der Nag Hammadi Schriften behaupteten, dass Jesus selbst ein Gnostiker war. Für sie erklärt dies die rätselhafte Tatsache, dass Jesus nie über den richtenden Gott Yahweh (oder Jehovah) des Alten Testaments sprach. Statt dessen bezog er sich auf das höchste Sein als Abba, den liebenden Göttlichen Vater, dessen Königreich "nicht von dieser Welt ist" (im Gegensatz zu dem Schöpfergott, dessen Königreich diese Welt ist). Bis heute akzeptieren die meisten Christen nicht, dass Jesus ein Mitglied der gnostischen Gemeinde war und gerade die Gnostiker lange Zeit als Ketzer verbannt wurden. Wann immer während des frühen Mittelalters eine Gruppe von Christen, wie zum Beispiel die Katharer, auch nur die geringsten gnostischen Tendenzen aufwiesen, schickte der Papst sofort seine Soldaten und ließ sie niedermetzeln.
Dennoch gibt es eine verlässliche alte Autorität, die eindeutig belegt, dass Jesus tatsächlich zu den Gnostikern gehörte: die Bibel. Das Neue Testament bezieht sich wiederholt auf Jesus als "den Nazarener", ein Ausdruck der lange falsch als "Jesus von Nazareth" übersetzt wurde, weil die Gelehrten keine blasse Ahnung davon hatten, was man unter einem "Nazarener" verstand. Kürzlich entdeckte man jedoch, dass nicht nur eine Gruppe, die sich Nazarener nannte, zur Zeit Jesu in der näheren Umgebung von Jesu lebte, sondern ihre Nachkommen sogar heute noch im Mittleren Osten ansässig sind. Nach Jahrhunderten der Verfolgung wurden auch die letzten Religionsgemeinschaften gnostischer Spiritualität ausgelöscht – ungeachtet der Tatsache, dass einige Gnostiker, wie zum Beispiel die Valentinianer, beteuerten, dass sie ihre Lehre vom Apostel Paulus persönlich erhalten hatten. (Kürzlich hat der führende christliche Gelehrte Elaine Pagels festgestellt, dass in den Schriften von Paulus tatsächlich gnostische Elemente vorhanden sind.) Jede einzelne Sekte wurde systematisch vernichtet, außer den Nasuraiya, eine semitische Gruppe, die noch bis zum heutigen Tag im südlichen Irak lebt. Ihr Name bedeutet "Hüter des heiligen Wissens". Sie können ihr Erbe Tausende von Jahren zurückverfolgen und praktizieren noch heute die uralten Riten ihrer Vorfahren.
Beispielsweise tauchen sie den gesamten Körper in Wasser, um sich von Sünde reinzuwaschen. Heute werden diese Menschen "Mandeaner" (manda bedeutet Gnosis) genannt. Die Muslime nennen sie jedoch "Sabianer", was soviel wie "Täufer" bedeutet. Einer der namhaftesten Lehrer in der langen Tradition der spirituellen Lehrer der Nasuraiya war Johannes der Täufer. Er taufte Jesus am Ufer des Jordan Flusses. Die Nasuraiyas waren auch als Meister okkulter Geheimnisse bekannt. Nach dem Tod jedes ihrer Angehörigen führten sie einen 42-tägigen Ritus "masiqta" (Himmelfahrt) genannt durch, um sie oder ihn sicher durch die Stadien des Nachtodes zu führen. In zahlreichen der Schriften aus Nag Hammadi bietet Jesus eine ähnliche Führung durch die schwierigen Ereignisse nach dem Tod an. Nach den Texten aus der Nag Hammadi Bibliothek, scheint Jesus zu den Nasuraiyi zu gehören oder zumindest in diese gnostische Tradition eingeweiht gewesen zu sein, die bis heute fortbesteht.
Wie viele der Gnostiker glauben die Nasuraiya, dass zwei Welten existieren, eine der Finsternis und eine des Lichts. Sie sagen, dass ein böser Schöpfer unsere Welt aus der Finsternis schuf. Jedoch hat der unbekannte König des Lichts einen Lichtfunken der Herrlichkeit des Universums, (ein Universum, welches jenseits der Vorstellungskraft des Schöpfers liegt) in jeden von diesem Schöpfer geformten Körper versteckt. Boten werden von diesem großen König ausgesandt, um die strahlenden Wesen, die in ihrem stofflichen Körpern gefangen sind, zu retten, indem sie ihnen Gnosis oder das Wissen von ihrer wahren Wesensidentität lehren. Die Menschen fahren solange fort sich zu reinkarnieren, bis sie sich jener Botschaft zuwenden und sich selbst von der Materie befreien können und sich wieder mit der Welt des Lichts vereinen.
Man hat nicht auf ewig Zeit, um Befreiung zu erlangen, warnen die Nasuraiya. Wenn der Tag kommt, an dem das Universum, so wie wir es kennen, aufhört zu existieren, werden die Seelen, die noch nicht befreit sind ihre Chance verlieren und für immer umkommen. Die yogischen Schriften vermitteln eine ähnliche Lehre: nach vielen Aeonen wird sich das Universum wieder manifestieren und die Seelen, die es im letzten kosmischen Zyklus nicht geschafft haben, werden eine erneute Gelegenheit erhalten, zum Licht zu finden.
Leider ist es für westliche Gelehrte aufgrund der gegenwärtigen Feindseligkeiten zwischen dem Westen und dem Irak schwierig, mehr über diese faszinierende Sekte zu erfahren. Bislang wurde nur sehr wenig ihrer umfangreichen mystischen Literatur übersetzt. Jedoch wirft ihre bloße Existenz verblüffende Fragen auf. Ist es möglich, dass die christlichen Führer auf das falsche Pferd setzten als sie den Gnostizismus ablehnten und stattdessen die orthodoxen Lehren eines Theologen wie Augustinus von Hippo auswählten. Hatte man mit der Zerschlagung der Gnostiker auch versehentlich die authentischen, mystischen Lehren von Jesus ausgerottet? Gegenwärtig ist es unmöglich diese Fragen zu beantworten. Trotzdem ist es interessant zu sehen, dass die gnostischen Lehren, wie sie nach dem Glauben vieler früherer Christen von Jesus gelehrt wurden, dem Geist des Sankhya Yoga und frühen Buddhismus sehr nahe kommen. Diese materielle Welt der Finsternis steht in einem scharfen Kontrast zur formlosen Welt des Lichts, die im Bewusstsein existiert und uns dazu drängt, aus dieser Welt des Leidens zu fliehen – mit der gleichen Dringlichkeit als handelte es sich um ein brennendes Haus.