Ich war ein Moslem
23.12.2012 um 06:10
Nochmal Khayyam:
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Von wohl siebzig Religionen, hör`ich, die´s auf Erden gibt;
Doch die wahre Religion ist die nur, dass der Mensch dich liebt.
Islam,Gottesdienst und Glaube - ferne mag dies Possenspiel,
Dieses eitle, stets mir bleiben! Du nur,du nur bist mein Ziel.
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Ihr sagt,dass für mein Zechen einst mir schwere Strafen droh´n
Und flieh´n müss´ich den Rebensaft, den Feind der Religion;
Doch eben deshalb will erlaubt der Weingenuss mich dünken;
Der Glaubensfeinde Blut befiehlt ja der Prophet zu trinken.
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Nie war ein Mensch noch sündenlos, ob Wein nun oder Mann,
Da,ohne Sünden zu begehn, man nimmer leben kann.
Wenn du für Böses, das ich tat, mit Bösem mich bestrafst,
Wo ist denn zwischen mir und dir der Unterschied? sag`an!
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Vergib, o Mufti,wenn ich stolz mich über dich erhebe!
Im Rausch selbst mehr Vernunft, als du, noch hab` ich in der Tat.
Nach Menschenblute dürstest du, ich nach dem Saft der Rebe;
Sag an, wer bessern Geschmack da von uns Beiden hat!
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Zu einer Dirne jüngst hört´ einen Mönch ich sprechen:
"Trunksüchtig bist du Weib, die Frechste der Frechen!"
Zur Antwort gab sie ihm:"Das bin ich, was du meinst,
Du aber sage, Scheich, bist du auch, was du scheinst?
Wein trinken und fröhlich sein, das dient zu des Geistes und Leibes Ernährung;
Abschwören jegliche Religion, das ist meine Gottesverehrung;
Als einzige Mitgift hat fürs Leben
Das Schicksal ein fröhliches Herz mir gegeben
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In den Kirchen und den Klöstern, den Moscheen und Synagogen,
bebt man vor der Hölle Schrecken hofft man auf das Paradies;
Doch von solchem Truggebilde wird nimmer dessen Geist betrogen,
Den der Herr in das Geheimnis aller Dinge schauen liess.
Wie ich das sehe, hat er den Wein sowohl als Metapher, als auch tatsächliche Intoxikation gebracht. Siehe mein Fett-Gedrucktes und das oben einen Beitrag davor Beschriebene. Dazu muss man weiter wissen, dass der Iran vor der islamischen Eroberung eine Kultur war, die den Wein ähnlich wie die Römer und Griechen ganz besonders schätzten und eigentlich eingewurzelte Weintrinker und Wein-Kultur waren. Und auch noch sind? Wir wissen jedenfalls, dass gerne mal Entsprechendes geschmuggelt wird, auch wenn es riskant ist.
In diesem Zusammenhang ein Abstecher in die Türkei:
Das 800 Jahre alte islamkritische Gedicht Ommar Khayyams und Fazil Say
Fazil Say ist türkischer Starpianist und steht in der Türkei wegen Verunglimpfung des Islams vor Gericht. Über Twitter verbreitete er die Meldung: “Der Muezzin hat das Abendgebet in 22 Sekunden ausgerufen [...] Was hast es du so eilig? Eine Geliebte? Ein Raki auf dem Tisch?” und andere dem Astronomen, Mathematiker und Dichter aus dem 11. Jahrhundert, Omar Khayyam zugeschriebene Gedichte. Türkische Intellektuelle warnen vor einer Islamisierung der Türkei und werten den Prozess gegen Say auch dementsprechend als politische Verfolgung Andersdenkdener. Kritiker des islamistischen Establishments der Türkei werden mit dem Vorwand der Blasphemie vor Gericht gezerrt und medienwirksam an den Pranger gestellt.
Islamkritik ist in der Türkei und auch im arabischen Raum nichts Neues. Zwar versuchen Islamverbände Europas es anders aussehen zu lassen, aber der Islam wird in der Geschichte immer wieder als Machtinstrument gegen große Teile der (muslimischen und nicht-muslimischen) Bevölkerung betrachtet und dementsprechend vielfältig sind auch die Kritiken, die besonders in Richtung der Prediger und der ihnen zugeschriebenen Bigotterie auftauchen.
Islamkritik ist so alt wie der Islam selbst. Der Koran ist voller Verse, die sich über die Kritiker Mohammeds beschweren und Allah verflucht diese in regelmäßigen Abständen. Bis in die heutige Zeit ist diese (Islam-)Kritik nicht verstummt. Seit mehreren Jahren kursiert durch das (türkische) Internet ein Gedicht das Omar Khayyam (auf türkisch: Ömer Hayyam) zugeschrieben wird.
Khayyam wurde 18. Mai 1048 in Nischapur geboren und starb am 4. Dezember 1131 auch dort. Omar Khayyam war ein persischer Mathematiker, Astronom, Philosoph und Dichter.
Anbei ein Auszug aus Wikipedia über Khayyams Leben und Wirken:
Omar Khayyam fand die Lösung kubischer Gleichungen und ihrer Wurzeln durch die geometrische Darstellung. Seinen Weg setzte erst Jahrhunderte später Descartes fort. Omar Khayyām befasste sich vor allem auch mit der Parallele und den irrationalen Zahlen. Er schuf ebenso ein lange Zeit vorherrschendes Werk der Algebra und behandelte unter anderem auch die Anordnung der Binomialkoeffizienten, die heute als Pascalsches Dreieck bekannt ist.
Der Seldschukenfürst Malik Schah I. beauftragte Omar Khayyām 1073 mit dem Bau eines Observatoriums und der Erstellung eines Sonnenkalenders zu astrologischen Zwecken. Omars Kalender war genauer als der 500 Jahre spätere Gregorianische Kalender. Der moderne iranische Kalender beruht auf seinen Berechnungen.
Omar Khayyām hatte zu seiner Zeit auch viel Ansehen durch seine philosophischen Texte erworben, die sachlich eingehend und wenig aggressiv mit islamkritischen Themen umgingen.
Folgendes Gedicht wird Omar Khayyam zugeschrieben und ist in der Türkei besonders unter Laizisten weit verbreitet. Es wurde 2009 in der türkischen Zeitung “Milliyet” veröffentlicht, anbei die deutsche Übersetzung:
Warum sollte Gott uns den Wein im Diesseits verbieten, aber im Jenseits als etwas wundervolles beschreiben, macht das Sinn?
Weil ein betrunkener Araber das Kamel Hamzas schlug, hat Mohammed dem Araber den Wein verboten.
Wer hat mich so erschaffen wie ich bin? Du!
Was ich mache, was ich sage hast du mir schon vorbestimmt.
Also bist es auch du, der mich sündigen lässt.
Wozu dann Himmel und Hölle?
Wer hat dein “Gesetz” denn nicht schon missachtet?, sag! Was hat ein Leben ohne Sinnesfreude denn für einen Wert.
Wenn du das Unrecht das ich tu, mit anderem Unrecht (Anm.: Hölle) bestrafst, wo ist dann noch der Unterschied zwischen uns beiden?
Als Gott uns aus Schlamm schuf, wusste er schon was wir auf der Erde tun würden. Jede Sünde die ich begehe ist sein Wille, warum will er mich für seine Fehler in die Hölle werfen?
Ich will aufgeben und dir gegenüber stehen. Wo bist du? Ich möchte die Dunkelheit mit dem Licht tauschen. Wo bist du? Wenn mein Glaube mich ins Paradies bringt, ist es deine Barmherzigkeit oder nur Handel mit dir, das will ich dich fragen. Wo bist du?
Unwissen reinigt die religiösen Menschen, ich schweige aus Würde. Natürlich kann ich jede Aussage erwidern, aber zuerst schaue ich, ob die Aussage einen Inhalt besitzt. Und dann schaue ich, ob der Mensch dahinter es auch wert ist auf ihn einzugehen.
Die Welt ist in den Händen einiger Unwissender, die glauben das Wissen der Welt zu besitzen. Sei nicht traurig, dem Esel gefällt ein anderer Esel, wenn sie (Anm.: die religiösen Eiferer) dich schimpfen, dann sei stolz darauf.
Du kannst die Geheimnisse der Welt nicht lüften, die Sprache der Derwische verstehst du nicht. Dann trink deinen Wein und mach die Erde zum Paradies, in das andere Paradies kommst du, vielleicht auch nicht.
So viele kamen, was sie alles wollten. Am Ende haben sie alle wieder diese Welt verlassen. Aber du denkst du wirst niemals gehen, oder? Alle vor dir dachten genauso wie du.
Wenn dein inneres nicht rein ist, ist dein religiöser Titel nichts wert. Deine Strickjacke, dein Rosenkranz, dein Teppich ist schön, aber lässt sich ein Gott davon beeindrucken?
Du bist religiös, interpretierst alles mit strengem Glauben. Du nennst mich einen verrückten Ungläubigen. Du bezeichnest mich so, weil du mich interpretierst wie du mich durch deinen Glauben siehst. Dann bin ich es wohl. Aber bist du dann nicht auch das, wie du gesehen wirst?
Wenn du selbst nicht trinkst, dann verfluche nicht wer trinkt. Höre auf mit der betrügerischen Doppelmoral. Selbstherrlich lobst du dich selbst, weil du keinen Wein trinkst. Aber wie schlimm kann der Wein neben all der Bösartigkeit die du begehst denn schon sein?
Du mit dem dunklen Mantel, dein Tag ist deine Nacht. Greif niemanden an, der die Welt begreifen will. Sie sind auf der Suche den Antworten dieser Welt. Du aber denkst den ganzen Tag nur daran, was unrein für dich sein könnte.
Meine Hand lässt mein Glas nicht mehr los, dein Buch halte ich nicht, deine Kanzel begehe ich nicht. Du bist ein trockener religiöser Eiferer, ich ein nasser (Anm.: vom Wein) Verrückter. Wer von uns beiden wird besser brennen in der Hölle?
Du bist der Eiferer unter den religiösen Eiferern, mögest du die Kohle in der Hölle sein. Du willst bei mir Gnade vor Recht gelten lassen? Was verstehst du schon von Gerechtigkeit?
Würdest du die Geheimnisse der Welt verstehen, hättest du auch die Geheimnisse des Todes gelöst. Heute hast du noch Verstand, aber kein Wissen. Morgen aber hast du nicht ein mal mehr Verstand.
Du Blinder!
Die Erde, der Himmel, die Sterne, das ist alles nichts wert. Hör auf zu reden, halte lieber dein Herz rein. In diesem sich ständig zerfallenden und neu aufbauenden Universum sind deine Forderungen ein winziger Tropfen, das ist nichts wert.