@Krokodil137Das mag sein, dass die Bibel diese Ansicht Deiner Meinung nach so unterstützt. Ich gehe allerdings davon aus, dass Gotteserfahrung -sofern sie tatsächlich Realitätscharakter haben sollte- JEDEM Menschen möglich sein muss, ganz unabhängig von seiner Herkunft oder seinen persönlichen Glaubensvorstellungen. Da macht es meiner Meinung nach wenig Sinn, diese Möglichkeit nur einer bestimmten Gruppe von Menschen offen zu lassen und damit die "Erfahrbarkeit Gottes" in irgendeiner Weise einschränken zu wollen.
Aber da wir das Thema betreffend davon ausgehen, das die Bibel die Wahrheit ist (so steht es zumindest im Eingangsthread), müsste unsere eigentliche Frage diesbezüglich lauten: Ist die "Erfahrung des christlichen Gottes" jedem Menschen möglich? Meine Antwort:
Ja, die Erfahrung des "christlichen Gottes" ist jedermann möglich. Wie unzählige andere Gott- bzw. Nichtgotterfahrungen auch.
:} Wohlgemerkt ich rede vom "christlichen Gott" nicht vom "Gott der Christen" so wie er uns heutzutage verkauft wird. Dieser nämlich ist mir persönlich gänzlich unbekannt.
Dennoch bleibe ich dabei, dass "Gotteserfahrung" ein universelles Phänomen sein muss, wenn es eine Art Allgemeingültigkeitscharakter haben soll und niemand davon ausgeschlossen werden darf. Und das, liebes Krokodil, tust Du mit Deiner einschränkenden Betrachtungsweise, die ich an dieser Stelle nicht unterstütze.
Wenn man bestimmte Hirnareale stimuliert, kann diese Erfahrung von jedem gemacht werden, auch wenn derjenige überhaupt keine persönlich Vorstellung von Gott hat. Hab ich mal gelesen, findet sich bestimmt im Internet was zu, wenn es jemanden näher interessiert. Das alleine sagt meiner Meinung nach allerdings noch nichts über ihren Wirklichkeitscharater aus, sondern demonstriert lediglich, dass dieser Körper bzw. das damit verbundene Gehirn als Art "Transmitter" für diese Erfahrung dient UND das offenbar JEDER sie machen kann. Deshalb halte ich persönlich es für ein wenig kurz gedacht, diese Erfahrung als ein Trugbild des menschlichen Bewusstseinserlebens zu definieren. Aber die für sich logischen Schlussfolgerungen aus einer solchen Information kann nur jeder selbst ziehen.
@-Therion- Nein, ich habe keine Erfahrung mit Meditation. Ich könnte jetzt erklären, was MEIN Schlüssel zu MEINER Gotteserfahrung ist und auch ausführen warum. Das halte ich aber für wenig sinnvoll, weil dieser Schlüssel von Dir und/oder anderen nicht zwangsläufig als solcher anerkannt und verstanden werden muss und würde vermutlich mehr Fragen aufwerfen, als Antworten liefern. Es hilft uns also bei der Betrachtung der Thematik nicht wirklich weiter.
Wie viel Relevanz hat dieses Gottesgen tatsächlich auf die jeweilige Gläubigkeit eines Menschen? Sollte da unser Hauptaugenmerk drauf liegen? Ist es möglich, dass andere bisher nicht berücksichtigbaren Faktoren ein stärkere Rolle als dieses Gen spielen könnten?
Um das näher zu betrachten, möchte ich auf das von mir durchgeführte "Experiment" zurück kommen. Die "Nichtwahrnehmung Gottes". Streng genommen auch eine "Gotteserfahrung" in Form der "Nichterfahrung Gottes". Eigentlich kann man etwas nur nicht erfahren, wenn seine "Erfahrbarkeit" grundsätzlich gegeben ist. Ich habe mir da einige Gedanken zu gemacht.
Wenn wir mit unserer Überlegung richtig liegen, dass wir vom Standpunkt der "Nichtwahrnehmung Gottes" aus nicht imstande sind eine Aussage hinsichtlich seiner tatsächlichen Existenz bzw. Nichtexistenz zu machen, liegt dann nicht auch der Schluss nahe, dass wir von diesem Standpunkt aus überhaupt nicht in der Lage sind eine Aussage hinsichtlich dessen was Gott tatsächlich ist bzw. sein könnte machen können? Da helfen uns dann auch die unterschiedlichen Betrachtungsweisen der Religionen nicht weiter. Sie haben keine wirkliche Aussagekraft bezüglich Gott und können zur Vermittlung des Gottesbegriffes nicht herangezogen werden.
Wir stehen vor einem Phänomen, dass wir aufgrund seiner "Nichterklärbarkeit" aus unserer Perspektive heraus (Mangel an Erfahrung und die Frage nach der tatsächlichen Erfahrbarkeit bzw. der Richtigkeit scheinbar unterschiedlicher Gotteserfahrungen), nicht vollends verstehen können und sind zudem in der unglücklichen Lage, diese Betrachtungsweise, nicht von uns aus überwinden zu konnen. Wir können also nicht von der "Nichterfahrung Gottes" zur "Erfahrung Gottes" gelangen.
Legt dieser Gedankengang nicht den Schluss nahe, dass "Gott" für uns nur erfahrbar ist, wenn er sich uns vorstellt also begrifflich und erfahrbar macht? Wir also mit "Gott" (in dem Fall der uns unbekannte Faktor) rechnen müssen, um ihn überhaupt erfahren zu können? Wie könnte sich eine solche Herangehensweise äussern? Klingt es logisch, Gott willentlich zu bitten, dass er sich einem doch offenbaren möge, wenn er denn tatsächlich existiert? Und zwar frei von unseren eigenen Vorstellungen von ihm und den damit an ihn verbundenen Ansprüchen? Frei von Religion? Frei von Wissenschaft? Frei von Philosophie? Kurz gesagt: Frei von jeglichem menschlichen Gedankengut über Gott so logisch und schlüssig uns persönlich das auch erscheinen mag? Einfach nur fragen? Geht sowas?
Wenn wir den Zustand des "Nichtwissens" von uns aus nicht überbrücken können, dann kann dies nur von Gottes Seite aus geschehen, oder? Und wenn er wirklich Wert darauf legt, dass man an ihn glaubt -was wir ja auch nicht wissen können- müsste er doch eigentlich im eigenen Interesse dieser bewussten Willensäusserung eines Menschen Rechnung tragen. Weil wie kann er erwarten, dass jemand an ihn glaubt, wenn er nicht die Rahmenbedingungen dafür schafft, indem er sich dem Menschen der glauben will (aber es von sich aus nicht kann) offenbart?
Komplizierter Gedankengang, ich weiß. Hoffe er kann trotzdem verstanden werden und etwas zum Thema beitragen.
Betrachten wir das Thema noch ein wenig am Beispiel Deiner Mutter. Zunächst einmal danke, dass Du diesbezüglich Wert auf meine Gedanken zu dem Thema legst. Ich werde versuchen, dass Thema möglichst präzise zu beleuchten, wie es sich mir derzeit aus meiner Perspektive darstellt. Vielleicht hilft Dir da auch ein Blick in mein Blog. Für Fragen bzw. weiterführenden Gedankenaustausch bin ich durchaus offen.
Ich unterscheide an dieser Stelle nicht zwischen Schizophrenie und einer wie auch immer gearteten Gotteserfahrung. Die unterschiedliche Wertung des Phänomens liegt meiner Ansicht nach hauptsächlich im jeweiligen Standpunkt des Betrachters begründet.
Meiner Ansicht nach, ist es ab einem bestimmten Punkt durchaus sinnvoll, die eigene Erfahrung anhand der psychiatrischen Sichtweise zu betrachten und zu bewerten und jeder rational denkende Mensch wird das früher oder später tun, um für sich selbst Gewissheit über diese Dinge, die er glaubt erfahren zu haben zu erhalten. Diese ehrliche Auseinandersetzung mit dem Thema führt ihn aber nicht zwangsläufig zu dem Schluss, dass er tatsächlich psychisch krank ist. Das ist wesentlich komplexer, als es von aussen den Anschein hat und kann eigentlich auch nur von dem Betroffenen selbst begutachtet werden, weil es eben sehr persönlicher Natur ist.
Es ist richtig, nicht alle Gott-/Nichtgotterfahrungen sind positiv gefärbt und können einen entsprechend negativen Einfluss auf die davon Betroffenen und deren Umfeld haben kann bis hin zur Eigen- und Fremdgefährdung. Ich sage das deshalb mit solcher Bestimmtheit, weil ich verschiedene negative und positve Ausprägungen dieser Erfahrung/en selbst kennengelernt habe und lernen musste sie entsprechend zu verarbeiten.
Wie kommen diese unterschiedlich geprägten Erfahrungen zustande? Aus eigenener Anschauung möchte ich Folgendes dazu sagen:
In Extremfällen kommt sich der Betroffene dieser sich ihm offenbarenden Situation hilflos ausgeliefert vor und reagiert auch entsprechend. Diese Hilflosigkeit ist allerdings nur vordergründig gegeben und legt sich mit der fortschreitenden Entwicklung, sofern der Betreffende sich aktiv in diesen Prozess hineinbegibt. Er lernt damit umzugehen und erlangt so die Kontrolle wieder.
Da sehe ich unsere Aufgabe als Gesellschaft ihn unterstützend zu begleiten. Doch dazu müsste man erst mal wirklich etwas über dieses Phänomen heraus finden wollen. Was wir jetzt zu wissen glauben, kratzt lediglich an der Oberfläche. Deshalb helfen unsere Therapiemöglichkeiten meist auch nur vordergründig, weil wir nicht zum Kern der Sache vordringen, sondern lediglich Syptome unterdrücken, da sie den reibungslosen Ablauf unserer Gesellschaft stören.
Die große Bandbreite der Erlebnisse des Einzelnen kommt meiner Ansicht nach daher, dass wir vom Ursprung her die absolute Freiheit haben glauben zu dürfen bzw. für wahr zu halten was immer wir wollen bzw. was uns richtig erscheint. D.h. wir dürfen sogar etwas völlig Falsches für wahr halten und glauben es dann auch tatsächlich. Es ist für uns Realität. Das muss nicht gleichbedeutend sein mit der Wirklichkeit, die wir auch nicht mit letzter Bestimmtheit zu definieren in der Lage sind, auch wenn wir uns das gerne einreden wollen.
Möglicherweise ist die Erfahrung des "Mangels von Liebe" mit eine Ursache für schizophrenes Erleben bzw. aus psychiatrischer Sicht bedenkliches Erleben allgemein. Dieser Mangel ist allerdings ein sehr weitverbreitetes Phänomen in unserer Gesellschaft. Sogenannte gesunde Menschen haben nur andere Strategien entwickelt, diesen Mangel zu kompensieren. Sie holen sich ihre Bestätigung in der Familie, dem Beruf, bei Freunden usw.
Da bestehen dann wieder andere Abhängigkeiten zueinander, die sich gegenseitig bedingen und unterstützen. Und wenn diese Liebe dann auch noch an bestimmte Erwartungshaltungen geknüpft sind, die das jeweilige Gegenüber vielleicht nicht erfüllen kann, dann bröckelt dieser Schutzmechanismus und es kann zur seelischen Krise kommen.
Sogenannte psychisch kranke Menschen verfügen nicht mehr über einen solchen Schutzmechanismus bzw. hatten nie die Möglichkeit einen solchen aufzubauen und reagieren auf die bekannte Art und Weise mehr oder weniger ausgeprägt. Alles (dieses) Leiden ließe sich meiner Ansicht nach heilen, wenn wir den Mangel an Liebe in unserer Welt beseitigen würden.
Hmmm... ja soweit erst mal. Hoffe diese Überlegungen helfen Dir weiter.