Der Papst und sein Glaube

@Namah
Ist ja auch unnatürlich.

Steht eigentlich was von einem Zölibat in der Bibel?

@Namah
Soweit ich weiß, nein.

@Theologe

"... von Papst Johannes XXIII. stammte der Ausspruch "Mir sagt ja keiner etwas.
Ich bin hier ja nur der Papst."

Die in diesen Worten mitschwingende Koketterie ist nicht zu überhören und daher
nicht ernst zu nehmen.

Und mit dem Segen Urbi et Orbi allen, die ihn hören oder sehen, einen vollkommenen
Ablass ihrer Sündenstrafe zu gewähren, ist anmaßend für den Papst, genau wie für
jeden katholischen Pfarrer, nur in größerer Dimension. Aber jeder, der gern daran glaubt,
fühlt sich jetzt frei von jeder Schuld und kann wieder munter drauflos sündigen.

Ratzinger ist ein hervorragender Kenner Augustinus und des Neuplatonismus, der mit seinen Analysen der geistesgeschichtlichen Entwicklung im Westen seit der Antike weit über die Theologie hienaus rezipiert wird. Seine Bestimmung der Seele als Referenzraum für Gott ohne Sein sui generis finde ich persönlich sehr originell; sie wird, soweit ich weiß, von Semiotikern etwa, in säkularisierter Form auch ausserhalb der Kirche besprochen.
Ich persönlich schätze ferner seine Arbeiten zur Dogmatik und zur Liturgik sehr, wenngleich die für Agnostiker usw. natürlich weniger von Interesse sind.

Bzgl. Zölibat

Paulus empfiehlt allen Christen, möglichst enthaltsam zu leben, da er das Ende der Welt noch zu seinen Lebzeiten erwartet; wer den Druck, salopp gesagt, nicht aushält, soll Heiraten.
In seiner jetztigen, strikten Form wurde der Zölibat eingeführt, um zu verhindern, dass in der feudalen Gesellschaft des Mittelalters Bistümer vererbt werden.


Bzgl. Sündenvergebung

Der Geistliche handelt in persona Christi und in Christi Auftrag. Und Christus spricht:

"Wem ihr die Sünden vergebt, dem sind sie vergeben; wem ihr die Vergebung verweigert, dem ist sie verweigert“
(Johannesevangelium 20,23).

Das muss man natürlich nicht glauben. Aber es ist gut christlich.

Dass der Zölibat gerade von Päpsten in den vergangenen Jahrhunderten völlig ignoriert
wurde, ist kein Geheimnis. Für wie viele von Geistlichen gezeugte Kinder die Kirche zahlen
muss, entzieht sich meiner Kenntnis. Aber lieber Hand an sich oder die Haushälterin legen,
als an eines der anvertrauten Schäfchen.

Ansonsten kann diese Enthaltsamkeit nicht gottgewollt sein, sonst hätte ER sich
was einfallen lassen, dass die sein Wort Verbreitenden fern jeder Versuchung sind.
Und die, die die Bibel für das Ja und Amen halten sollten anfangen, sich zu wundern,
warum dort vom Zölibat nichts zu lesen ist.

@Theologe
Mit Urbi et Orbi wird ALLEN vergeben, die ihn sehen oder hören,
unabhängig von Person und Schwere der Sünde. Wer also entscheidet
hier über eine Verweigerung?

**Dass der Zölibat gerade von Päpsten in den vergangenen Jahrhunderten völlig ignoriert
wurde, ist kein Geheimnis. Für wie viele von Geistlichen gezeugte Kinder die Kirche zahlen
muss, entzieht sich meiner Kenntnis. Aber lieber Hand an sich oder die Haushälterin legen,
als an eines der anvertrauten Schäfchen.**

Abusus non tollit usum. Und in mancherlei Hinsicht hat sich der Zölibat histtorisch bereits bewährt - etwa im Kirchenkampf.

Theologe schrieb: dass in der feudalen Gesellschaft des Mittelalters Bistümer vererbt werden.

dazu hätten aber auch ein paar vernünftige Gesetze gereicht.

@Theologe
Man verbietet also etwas, von dem man weiß, dass man es garnicht verbieten kann?
Ist ja eigentlich unsinnig!

**Mit Urbi et Orbi wird ALLEN vergeben, die ihn sehen oder hören,
unabhängig von Person und Schwere der Sünde. Wer also entscheidet
hier über eine Verweigerung?**

Ich weiß nicht, ob die ewigen Sündenstrafen für begangene Totsünden so erlassen werden können. Und ansonsten ist es eine pauschale Entscheidung der Kirche, jedem (virtuell) Anwesenden, der bußwillig ist (!) auf diesem Wege die Sündenstrafen zu erlassen - nicht gerade besonders pädagogisch, wie ich finde, aber im besten Sinne des Wortes evangelisch und dem Ostertage angemessen.

@ramisha

Was kann man nicht verbieten?

@Theologe

Sex

@Theologe

@Namah sagt es kurz und bündig.

Aber da brauchen wir uns bei Benedikt keine Gedanken zu machen;
der dürfte schon jenseits von Gut und Böse sein.
Und damit sind wir wieder beim eigentlichen Thema - dem Papst.

Rechtsphilosophisch ist darauf zu antworten, dass der Souverän innerhalb der Grenzen seiner Souveränität alles verregeln kann, ohne dass die Regel durch ihre wiederholte - gar permanente - Missachtung eigentlich berührt wäre.
Und selbst wenn wir davon ausgehen, dass viele katholische Geistliche Sex hatten und Nachkommen gezeugt haben, so hat das Kirchenrecht seinen Sinn an dieser Stelle doch im Hinblick auf das eine erfüllt - diese Priester zeugten keine legitimen Erben.

@Theologe
Was auch ein Gutes hat: Der Unterhalt kommt pünktlich!

@ramisha

Namah schrieb:Steht eigentlich was von einem Zölibat in der Bibel?

28 Jetzt fragte Petrus: "Aber wie ist es nun mit uns? Wir haben doch alles aufgegeben und sind mit dir gegangen!"
29 Jesus antwortete: "Das sollt ihr wissen: Jeder, der sein Haus, seine Geschwister, seine Eltern, seine Kinder oder seinen Besitz zurücklässt, um mir zu folgen und die rettende Botschaft von Gott weiterzusagen,
30 der wird schon hier alles hundertfach zurückerhalten: Häuser, Geschwister, Eltern, Kinder und Besitz. All dies wird ihm - wenn auch mitten unter Verfolgungen - hier auf dieser Erde gehören und außerdem in der zukünftigen Welt das ewige Leben.

@threadkiller

da steht zwar was davon, dass man alles zurücklassen soll, aber da steht nichts vom Sexverbot.