@Frau Normal
Erstmal finde ich Deine Definition von Spiritualität
("Die Hinwendung zum Geistigen!") sehr klar und stimme dem zu.
Durch diese Definition und auch durch Dein Zitat:
Paulette schrieb:p.s. wenn wir weiter über Spiritualität sprechen möchten, dann fände ich es spannend eben genau über die Form der Spiritualität zu sprechen, die den Menschen in seiner Gesundung, sprich Ganzwerdung unterstützt.
Was meinst du?
wird mir glaub ich langsam klar, worum es in diesem Thread gehen soll.
Ich hoffe es wenigstens.
"Hinwendung zum Geistigen"... Nun, das kann soviele Formen annehmen,
genau genommen exakt soviele Formen wie es auch Menschen gibt,
denn keine "Hinwendung zum Geistigen" ist exakt gleich wie bei einem anderen.
Und wie wir alle wissen: dieses Hinwenden nimmt zuweilen auch Formen an,
die sehr zerstörerisch sind.
Extreme sind da z.B. Terroranschläge im Namen Gottes oder Selbstkasteiungen,
wo Körper und Seele einfach nur beschissen behandelt werden, u.s.w.
Der Mensch hat Schattenanteile und diese machen ihn empfänglich
für die Gehirnwäsche durch andere, die ihm durch das, was sie propagieren,
die Lösung seiner Probleme oder Besserung seines unglücklichen Zustandes versprechen.
Und tatsächlich: Es scheint manchmal (scheinbar) zu funktionieren
und die Menschen mögen anfangs sogar in ein High kommen, weil sie meinen,
nun entlich "den ein für allemal richtigen Weg" gefunden zu haben.
Jetzt habe ich über den Teil gesprochen, den Du durch den Threadtitel
eigentlich gerade nicht ansprichst.
Aber wie soll man das Licht erkennen, wenn man nicht auch schaut,
wo Dunkelheit ist?
Das führt mich auch schon zu einem weiteren wichtigen Punkt:
Dass ein Lehrer oder Guru fähig ist, sich selbst zu hinterfragen
und sich nicht einfach auf den Thron setzt und alles, was an seiner Person weniger rühmlich scheint, von sich weist.
Gurus, die das tun, waren mir noch nie geheuer.
Aber ich kenne auch mich selbst, dass ich noch so gerne jemanden finden würde,
der schwupps - wie von Zauberhand - mir die ganze Arbeit abnimmt
und der mich nie irritiert oder auf die Palme bringt, der halt eben einfach absolut gut ist.
Immer. Jede Sekunde.
Welche Form von Spiritualität also, um auf Deinen Ausganspunkt zurückzukommen,
unterstützt mich in meiner Ganzwerdung und Gesundung?
Wenn ich versuche, das ebenfalls möglichst klar und kurz zu definieren, lautet das
vielleicht so:
MICH SELBST FINDEN UND SEIN.
Ich denke dabei aber nicht an irgendein Ideal von Selbst, wovon gerade in der Spiriszene
bis zum erbrechen oft gesprochen wird, sondern einfach "MICH SELBST SEIN",
was eben auch die Schattenseiten miteinschliesst.
Darum geht es doch in jeder Meditation, die wahrhaftig sein soll,
und nicht nur eine schön aussehende Show.
So gesehen könnt man sagen, dass bereits jeder schon Buddha ist.
Und um nochmals auf das Thema Lehrer zu kommen:
welche Menschen unterstützen mich auf diesem Weg und welche nicht?
Es gibt nichts befreienderes oder heilsameres, als wenn ich jemandem begegne,
der das, was da in mir sein mag, nicht kleinredet.
Der nicht sagt: das sollte aber nicht so sein, bete mehr!
Oder: das ist dein kleines Ego, widerstehe ihm!
Oder sonst irgendein lapidarer Spruch, den man vielleicht schon zigtausendmal gehört hat.
In dem Moment mag ein Wunder geschehen:
Alle Last, die uns vorher noch so quälte, fällt plötzlich ab.
Dazu ist aber nicht zwangsläufig "ein Aussen" vonnöten.
Manchmal geschehen diese Wunder auch im stillen Kämmerlein.
Tatsächlich heilen wir uns immer selbst.
Andere geben aber vielleicht einen kleinen Anstoss dazu.
Wenn wir z.B. Buddha oder Jesus betrachten:
Sie werden auf einen dermassen hohen Sockel gehoben,
dass sie eigentlich nicht mehr auf gleicher Höhe, von Auge zu Auge, erreichbar sind.
Doch ich bin sicher: auch sie hatten genauso dieses innere Kämpfen oder Schattenseiten.
Was aber ist das, was sie so strahlend macht,
wodurch man vielleicht zu Recht sagt, dass sie erleuchtet seien?
Es ist dieses tiefe Akzeptieren dessen, was in ihnen ist.
Die Worte "Erleuchtung", "akzeptieren", "annehmen",
es würgt mich schon fast, sie auszusprechen, da sie grässlich oft missbraucht wurden.
Osho sagte mal:
"Was hat Liebe zerstört? Es ist das kontinuierliche Lehren von Liebe, die sie zerstört hat."
(YouTube: Osho - Love and Hate are One)
Der Titel des Threads könnte auch lauten:
"Gesund durch Liebe".
Wie kommen wir zu dieser Liebe? Zu dieser Gesundheit?
Ich weiss es nicht.
Vielleicht sind wir tatächlich hilflos ausgeliefert
- an Gott, an Buddha, an das Leben, an uns Selbst.
Das hat einerseits etwas wunderbares,
andererseits auch etwas höchst beängstigendes.
Vielleicht sind wir dann erleuchtet, wenn wir erkennen,
dass es gar nicht möglich ist, aus DEM jemals herauszufallen.
Herzliche Grüsse
Yeschua
(Wurd ein kleines bisschen länger...
)