Falsches Selbstverständnis löst kein Problem dieser Welt
24.11.2011 um 15:30
Ergänzungen zum "Bewusstsein"
Wenn wir über das "Ich" und das "Selbst" reden, um es verstehen zu wollen, dann müssen wir zwangsläufig auch über das "Bewusstsein" reden. Denn beides, das "Ich" und das "Selbst", gibt es nur im Bewusstsein, in dem wir es bemerken können. Man kommt also nicht umhin, jenes Phänomen namens Bewusstsein näher zu untersuchen. Was genau ist das eigentlich? Wie entsteht Bewusstsein? Entsteht es wirklich, oder war es schon immer vorhanden? Wenn es schon immer vorhanden war, dann kann es selbst keiner zeitlichen Aspekte unterliegen, dann sind die zeitlichen Aspekte von Gegenwart, Vergangenheit und Zukunft nur Eindrücke, die aus diesem zeitlosen Bewusstsein hervorgehen.
Können wir feststellen, ob Bewusstsein entsteht oder ob es schon immer vorhanden war?
Meine ganz persönliche Erfahrung sagt mir, dass Bewusstsein keineswegs immer vorhanden ist. Denn wenn ich schlafe und nicht träume, dann ist das Bewusstsein verschwunden. Während des Schlafens gibt es für mich nichts, absolut nichts. Weder meinen Körper, das Bett in dem er liegt, das Haus, die Stadt, ja, das komplette Universum mit all seinen Inhalten ist während des Schlafens für mich vollkommen verschwunden. Erst wenn das passiert, was wir Aufwachen nennen, erscheint damit unverzüglich das Bewusstsein und in ihm das komplette Universum, ohne jegliche Lücken, einschließlich mir selbst.
Offensichtlich ist Bewusstsein nichts Festes, nichts Unveränderliches. Es zeigt deutlich die Eigenschaften von "Erscheinen" und "Verschwinden", von "Anwesenheit" und "Abwesenheit", in bestimmten Wechseln. Spätestens hier wird deutlich, dass nicht ich dieses Wechselhafte bin, sondern ich bin Derjenige, der diese Wechsel bemerkt. Denn mich gibt es während all dieser Wechsel zwischen "Wachsein", "Träumen", "traumlosen Tiefschlaf", sowie in allen Übergangs- und Zwischenphasen. Nicht mein Gehirn bringt diese Phasen hervor, sonst es ist die ausführende Instanz, welche diese Phasen umsetzt.
Gibt es eine Gemeinsamkeit, die für all diese Phasen gilt?
Diese Gemeinsamkeit ist ein fundamental zugrunde liegendes Kommunikationsverlangen, welches sich in den genannten unterschiedlichen Phasen/Qualitäten jeweils unterschiedlich ausdrückt. Diesem Kommunikationsverlangen folgen sämtliche Lebewesen, ausnahmslos. Ich kenne kein Lebewesen, welches nicht in irgendeiner Art und Weise kommuniziert. Die Natur des Bewusstseins, sein Wesen, ist demzufolge, kommunikativ zu sein.
Was genau macht das Bewusstsein, um kommunikativ zu sein?
Bewusstsein benötigt grundsätzlich einen manifestierten, kommunikativen Ausdruck, das, was wir das Körperliche nennen. Das heißt: Es ist nicht so, dass es den Körper PLUS das Bewusstsein dazu gibt, sondern vielmehr: Der Körper selbst ist der manifestierte kommunikative Ausdruck von Bewusstsein. Ohne das Bewusstsein wäre mein Körper nur Kadaver. Und ohne meinen Körper könnte ich nicht kommunizieren. Das bedeutet: Alles Manifestierte, all das, was wir Materie nennen, und zwar in seinen sämtlichen Ausprägungsformen einschließlich der Kräfte, die es zusammenhalten, ist nichts anderes, als der manifestierte kommunikative Ausdruck des Bewusstseins.
Woher kommt das überall in der Natur feststellbare Kommunikationsverlangen? Was ist seine Quelle?
Wenn Bewusstsein der manifestierte Ausdruck dieses Kommunikationsverlangens ist, dann muss ein "Etwas" geben, was sich a priori zum Bewusstsein befindet, und dieses "Etwas" benutzt das Bewusstsein in gewisser Weise nur als Mittel zum Zweck.
Ich möchte nun versuchen, an einem einfachen Beispiel zu verdeutlichen, wie Bewusstsein entsteht und das es etwas gibt, was sich a priori zum Bewusstsein befindet.
Nehmen wir dazu wieder das Beispiel der Taschenlampe. Vorne an der Taschenlampe befindet sich ein Teil, den ich drehen kann. Ich kann das Licht damit fokussieren. Auf diese Weise erhalte ich mal einen scharf gebündelten Lichtstrahl, oder einen etwas breiteren oder schmaleren. Bitte beachten: Es ist dieser Lichtstrahl als solcher, der hier gemeint ist, und nicht etwa das, worauf der Lichtstrahl gerichtet wird. Der Lichtstrahl ist zu verstehen als das Ergebnis des Fokussierens.
Übertragen auf die Entstehung des Bewusstseins bedeutet das: Es muss etwas geben, was in ähnlicher Weise fokussiert und als kommunikatives Ergebnis das hervorbringt, was wir als Bewusstsein bezeichnen, da wir das manifestierte Ergebnis bemerken können.
Ich selbst kann solche manifestierten Ergebnisse jederzeit erschaffen, in dem ich meine Aufmerksamkeit entsprechend fokussiere. Zum Beispiel kann ich mir als Ergebnis des Ausübens von Aufmerksamkeit eine ganz bestimmte Vorstellung von etwas erschaffen, die es vorher noch nicht gab. Ich kann mir zum Beispiel ausdenken, wie ich meinen Winterurlaub verbringen möchte. Diese Vorstellung (mit allem was dazu gehört) ist etwas Neues. Es hat sie vorher noch nicht gegeben. Das Vorhandensein dieser Vorstellung kann als ein eigenständiges "Objekt" im Bewusstsein verstanden werden. Ich kann dieses "kommunikative Objekt" in den kommenden Tagen jederzeit benutzen, um meine Urlaubsvorbereitungen danach auszurichten. Ich habe also definitiv einen ganz konkreten Bewusstseinsinhalt erschaffen, den es vorher noch nicht gab.
Nochmal: Bewusstsein benötigt etwas, womit es sich ausdrücken kann. Das Bewusstsein kann sich nur - und nur dann (!) - seines selbst bewusst sein, solange es einen darin manifestierten Körper als Kommunikationsmittel gibt, egal, ob es sich dabei um ein Insekt, einen Wurm, einen Vogel oder einen Menschenkörper handelt.
Das bedeutet: Ohne einen Körper, das heißt im un-manifestierten Zustand (=nicht kommunizierend), ist das Bewusstsein sich selbst nicht bewusst. Der Körper wiederum ist das umgewandelte Essen, welches das un-personifizierte Bewusstsein trägt, es abfängt, und der Körper ist demzufolge das Instrument, mit dem Bewusstsein erst wieder "funktionstüchtig" gemacht wird.
Wie entsteht nun diese Körper-Bewusstseins-Einheit?
Die Quelle des menschlichen Körpers ist die vom männlichen Samen befruchtete weibliche Eizelle in der Gebärmutter. Anders gesagt: Dieser Samen und die Eizelle sind noch inaktive Kommunikationsmittel (=un-personifiziertes Bewusstsein) in einem bereits aktiven Kommunikationsmittel (=dem Körper der Mutter). Genau dieses Konzept, nämlich: Das befruchtete Ei durch den männlichen Samen, welches sich in der Gebärmutter erweitert, - dieses Konzept ist es, in dem das Bewusstsein ruhend (=un-manifestiert) geborgen ist, es ist daran gebunden, welches sich dann erweitert zu einer Babyform, zu einer Kindform sowie während des gesamten darauffolgenden kommunikativen Daseins.
Der Wechsel von un-personifiziertem zu personifiziertem Bewusstsein
Das Bewusstsein ist die Natur jedes physikalischen Körpers ist, und jeder physikalische Körper geht aus dem umgewandelten Essen hervor. In diesem, noch am Anfang befindlichen, kontinuierlichen Umwandlungsprozess hat das Individuum als solches, noch keine Signifikanz, das heißt, keinen direkten kommunikativen Einfluss. Das heißt: Dieser Umwandlungsprozess von Essen/Körpern ist die Umwandlung aus un-personifiziertem zu personifiziertem Bewusstsein.
Mit anderen Worten: Der individuelle Körper geht aus dem Essen hervor, und das Bewusstsein dazu ist zunächst universal, es ist "alles-beinhaltend".
Spätestens hier taucht die Frage auf: Wie kann da ein Individuum, von sich selbst, als einer separierten Eigenständigkeit reden, von einer Gebundenheit oder gar von Befreiung aus dieser Abhängigkeit? Ist irgendein Individuum zu seiner Geburt eingeladen worden? Einem Ereignis, dass nur bei einem ganz bestimmten Elternpaar stattfinden soll?
Dieses "Ich bin" erscheint (=im Sinne von erwacht) erst deutlich nach der körperlichen Geburt, welches klar und unzweifelhaft das Ergebnis eines natürlichen Prozesses ist, in dem weder die Eltern noch das Baby irgendeine Auswahlmöglichkeit haben. Das Entscheidende hierbei ist: Das als Körper manifestierte Bewusstsein ist eine phänomenale Einheit, die spontan aus dem umgeformten Essen hervorgeht. Diese Einheit erweitert sich während der Daseinsspanne und dann vergeht sie, das heißt, sie wird ebenfalls das, woraus sie einst selbst hervorging, sie wird zu Essen für andere Einheiten, und das personifizierte Bewusstsein, welches sich eine zeitlang als Körper ausgedrückt hat, fließt demzufolge zurück in das un-personifizierte Bewusstsein, weil ab hier der kommunikative Ausdruck eines personifizierten Bewusstseins fehlt. Und das war´s auch schon.
Wenn wir diesen ständigen Prozess von Erscheinen und Verschwinden einer phänomenalen Einheit betrachten, wo ist da die Frage nach einem "ich", welches ich vorgebe zu sein? Ich war niemals zu der Party des Entstehens der Erscheinung eingeladen. Es waren meinen Eltern, die mir erzählt haben, dass ich geboren wurde und dass ich einen eigenständigen Körper habe. Ich selbst habe keine persönliche Erfahrung über den tatsächlichen Beginn meines Daseins. Wie auch? Denn es gibt keinen. Mich hat es schon immer gegeben.
Wo also bin "ich" in diesem Prozess?
Ich bin dort, wo ich war, bevor diese Einheit "Körper-Bewusstsein" erschien. Die präzise Frage, die an dieser Stelle zwangsläufig auftaucht, ist: Wer genau agiert in der Welt als ein Körper? Die Antwort lautet: Im manifestierten Bewusstsein ist Bewusstsein alles Kommunikative, und das benötigt nun mal eine Form, um sich auszudrücken zu können!
Es ist dieses kommunikative Bewusstsein, welches seit Milliarden von Jahren als körperlicher Ausdruck (=Kommunikationsmittel) agiert. Es gibt Billionen über Billionen von psychosomatischen Formen, doch keine zwei sind vollkommen identisch, weil jedes ein eigenständiger Aspekt in diesem ständigen Prozess ist. Jede dieser Einheiten hat seine eigenen Charakteristika, seine eigenen Attribute.
Denke bitte einen Moment lang über die Anzahl der Möglichkeiten nach, die aus diesen Umformungen hervorgehen können! Sie bilden derzeit sämtliche Inhalte des Universums. Sie bilden das Universum an sich.
Bewusstsein drückt sich manifestiert aus und agiert mit diesen Kommunikationsmitteln, jedes von ihnen hat sein eigenes Temperament und seinen eigenen Charakter. Wenn dieses klar erkannt und verstanden sein wird, sollte auch mehr als deutlich werden, dass keine Individualität eine Autonomie besitzt, mit der sie unabhängig handeln könnte. Doch was macht diese Individualität? Mit größter Ignoranz glaubt sie, dass sie es ist, welche unabhängig agiert. Sie "übernimmt diese Lieferung" von stattfindenden Prozessen und bindet sich selbst in diese illusorische Gebundenheit, und erlebt fortan nur noch Leiden und Freuden.
Das ist, vereinfacht gesagt, das Konzept wie Gebundenheit von Körper und Geist überhaupt erst entsteht. Man hält sich selbst für ein eigenständiges Dasein, getrennt von allen anderen Manifestationen.
Aus meinen bisherigen Beschreibungen geht klar hervor, wie diese Pseudo-Eigenständigkeit erscheint, genannt das Ich/Selbst, welches dazu auserkoren wurde eine Gebundenheit zu sein. Es ist unbedingt notwendig, den konzeptionellen Prozess der Manifestation zu verstehen, der zugrunde liegt.
Was wir alle tatsächlich sind, jeder Einzelne von uns, ist dies Absolute Subjektivierte Einheit, die sie a priori zum Bewusstsein befindet, und aus der alles hervorgeht, ohne den geringsten Hauch einer Objektivität oder gar Persönlichkeit, reine pure Aufmerksamkeit. Die einzige Möglichkeit, die "das was wir sind" hat, ist sich selbst in einem Prozess der Dualität zu manifestieren, der Beginn des Fokussieren von Aufmerksamkeit in einer bestimmten Intensität und Qualität, welches als Ergebnis ein "Ich bin" hervorbringt, das eingebunden ist in den Prozess der Manifestierung mit dem Ergebnis eines Körpers als Kommunikationsmittel.
Dieser Prozess der sich manifestierenden Objektivität, welcher für jeden von uns als Eigenständigkeit so weit entfernt zu sein scheint, bringt eine Trennung in ein Subjekt hervor, welches beobachtet, und in ein Objekt, welches beobachtet werden kann, und zwar gleichzeitig. Beides sind Objekte im Bewusstsein: Das Subjekt, verstanden als Objekt welches subjektiv ist, sprich, der Beobachter, sowie das, was er beobachtet. Sie sind durch diesen Akt des Ausübens von Aufmerksamkeit zu Bewusstsein geworden. Das ist der essentielle Faktor der Geburt des Daseins im Bewusstsein! Das "Ich bin" ist hiermit geboren, sowie der begleitende Beobachter, der Zeuge, der durch den Akt der Beobachtung das Wissen über das Vorhandensein des "Ich bin" erlangt, und erst dann sagen kann "Ja, ich bin!"
Es ist nur und ausschließlich das Bewusstsein, in dem ein solcher Prozess als Ergebnis stattfinden kann. Jedes zu bemerkende objektivierte Etwas, ausnahmslos, welches unsere Sinne zu bemerken imstande sind und von unserem Verstand interpretiert wird, ist eine vorübergehende Erscheinung im Bewusstsein.
Der entscheidende Punkt hierbei ist die Entstehung des Beobachters. Er muss zunächst selbst als Objekt im Bewusstsein erscheinen, um subjektiv sein zu können. Das ist der wichtigste Punkt beim Verstehen, wenn es um die Erklärung der Entstehung dieser Pseudo-Eigenständigkeit "Ich bin" geht.
Dieses Subjekt versteht sich als die für die Beobachtung zuständige Instanz sämtlicher Objekte, und es versteht die Objekte wiederum als eine von sich getrennte Welt, und dieses Subjekt wiederum versteht seine eigene Pseudo-Eigenständigkeit als unabhängig, als autonome Entität, als ein SELBST, ausgestattet mit einer Willenskraft. Das alles sind selbst erschaffte Konzepte. Es sind daher nur Erscheinungen und nichts wirklich Reales im Sinne von unvergänglich.