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Die 10 Gebote vs. Humanismus
26.09.2010 um 13:25@Fabiano
Betrachten wir doch einmal die Entstehung der Gesetze in der westlichen Kultur.
Zuerst galt das Gesetz des stärkeren. Gruppen waren in Familien und Clans organisiert. Geschah jemanden ein Unrecht, zog ein Clan los, um möglichst viele Leute zu massakrieren.
Sagt Dir "drakonische Bestrafung" etwas? Diese Bezeichnung bezieht sich auf einen Griechen, Drakon. Um dem ganzen Morden, das durch diese Familienclans ausgelöst wurde, ein Ende zu bereiten, erstellte er Gesetze. Diese Gesetze enthielten äußerst grausame Strafen bereit für denjenigen, der sie übertrat. Das hatte aber den Vorteil, das die Familienclans das Gefühl hatten, das, wer immer ihrem Clan etwas angetan hatte, eine angemessene Strafe erhielt.
Insofern war das biblische "Auge um Auge, Zahn um Zahn" schon eine Verbesserung der Zustände. Gemessen an heutigen Verhältnissen eine barbarische Strafe. Gemessen an Drakons Strafkatalog aber schon eine Verbesserung. Nur hier fängt der Haken an: Es ist ein göttliches Gesetz. Auch heute noch berufen sich deshalb Leute auf diese "Regelung". Ganz im Gegensatz zu Drakons Strafkatalog. Mir wäre nicht bekannt, das sich heute noch jemand auf ihn beruft, da er nur von einem Menschen gemacht wurde. Ähnlich war es mit den 10 Geboten, zumal die Bibel ja relativ deutlich sagte, was mit Menschen zu tun sei, die diese Gebote übertraten. Und das, so traurig es ist, findet auch heute noch Anwendung. Steinigung durch übertreten dieser Regeln ist zwar nicht so häufig zu finden wie in anderen Glaubensrichtungen, aber so etwas geschieht immer noch. Leider. Und eben da hakt meine Kritik ein. Mir sind von Menschen gemachte und durch Menschen legitimierte Regeln lieber, als solche, die eine göttliche Urheberschaft für sich beanspruchen. Menschen fühlen sich da immer legitimiert, ihr Gehirn auszuschalten und blind danach zu handeln.
Suchst Du lange genug nach "Unantastbar" und "Würde" in ihrer heutigen Ausprägung, so findest Du sie bei Plessner, Schiller und Kant. Eben bei Philosophen, die der Abendländischen Kultur der Philosophischen Aufklärung verbunden waren.
Zudem fehlt mir bei all Deinen Beiträgen ein eingehen auf all die christlichen Gräueltaten, die alleine in der heutigen Zeit stattfinden: Bombenanschläge / Messerattacken auf Abtreibungskliniken in den USA, Steinigungen, Verbot der Stammzellenforschung etc.. Gibt es so etwas Deiner Meinung nach nicht? Oder behauptest Du jetzt einfach "Das sind keine echten Christen". Ich würde mir schon Sorgen machen, wenn ein Werk, von dem ich soviel halte, Leute dazu bringt, derartige Dinge zu tun.
Fabiano schrieb:Ob sich jemand dran hält oder nicht, ist nicht die Frage. Das steht auf einem anderen Blatt. Wenn jemand sagt: Achte im Straßenverkehr auch auf die anderen Verkehrsteilnehmer, dann ist dies dennoch gut und richtig, selbst wenn sich nieman daran hält.Bezogen auf die Gesetze im Straßenverkehr stimme ich Dir zu. Diese Gesetze haben aber in meinen Augen einen großen Vorteil: Sie berufen sich nicht auf einen allmächtigen Gott. Sie gelten nicht als in Stein gemeisselte, unabänderliche Weisheiten. Auf der anderen Seite muss man sich fragen, was geschähe, wenn man sie abschaffen würde. Die Folgen dürften fatal sein. Und eben das gilt m. M. n. nicht für die 10 Gebote. Schaffe ich sie ab, gibt es immer noch genug Regeln, die entsprechende Folgen abfangen.
Fabiano schrieb:Sicherlich habe ich schon unzählige Male in meinem Leben gelogen, bewusst und unbewusst, aber auch das hat mit deinem Thema nichts zutun. Wenn es ein Gesetz gäbe: Jeder soll immer die Wahrheit sagen - Wäre das Gesetz falsch, nur weil es keiner einhalten kann?Unter bestimmten Situationen räumt Dir das Gesetz sogar ein, lügen zu dürfen. Vor Gericht musst Du nichts sagen, was Dich belastet. Der Polizei darfst Du (sofern Du der Beklagte bis) im Großen und Ganzen erzählen was Du willst.
Fabiano schrieb:Ich bin auf alle deine Ausführungen bzw. alle zehn Gebote eingegangen.Ups, übersehen.
Fabiano schrieb:Du hälst unsere dicken Gesetzesbücher mit hunderten von Paragraphen für besser? Mal im ernst, kennst du überhaupt alle auswendig? Etwas, was so kurz, knapp und prägnant die wesentlichen Punkte für ein gedeihliches Zusammenleben zusammenfassen kann wie die 10 Gebote, kenne ich nicht. Und etliche Schinken von Gesetzesbüchern mit hunderten von Paragraphen die sich ohenhin niemand alle in allen Einzelheiten merken kann, soll besser sein?Ja, ich halte die Gesetze für besser. Klar kann man sich darüber streiten, ob nun wirklich jeder Paragraph die sinnvollste Alternative ist. Aber Gesetze sind der Grundpfeiler der Gesellschaft. Ohne sie würde ein Zusammenleben einer derart komplexen Kultur nicht möglich sein.
Betrachten wir doch einmal die Entstehung der Gesetze in der westlichen Kultur.
Zuerst galt das Gesetz des stärkeren. Gruppen waren in Familien und Clans organisiert. Geschah jemanden ein Unrecht, zog ein Clan los, um möglichst viele Leute zu massakrieren.
Sagt Dir "drakonische Bestrafung" etwas? Diese Bezeichnung bezieht sich auf einen Griechen, Drakon. Um dem ganzen Morden, das durch diese Familienclans ausgelöst wurde, ein Ende zu bereiten, erstellte er Gesetze. Diese Gesetze enthielten äußerst grausame Strafen bereit für denjenigen, der sie übertrat. Das hatte aber den Vorteil, das die Familienclans das Gefühl hatten, das, wer immer ihrem Clan etwas angetan hatte, eine angemessene Strafe erhielt.
Insofern war das biblische "Auge um Auge, Zahn um Zahn" schon eine Verbesserung der Zustände. Gemessen an heutigen Verhältnissen eine barbarische Strafe. Gemessen an Drakons Strafkatalog aber schon eine Verbesserung. Nur hier fängt der Haken an: Es ist ein göttliches Gesetz. Auch heute noch berufen sich deshalb Leute auf diese "Regelung". Ganz im Gegensatz zu Drakons Strafkatalog. Mir wäre nicht bekannt, das sich heute noch jemand auf ihn beruft, da er nur von einem Menschen gemacht wurde. Ähnlich war es mit den 10 Geboten, zumal die Bibel ja relativ deutlich sagte, was mit Menschen zu tun sei, die diese Gebote übertraten. Und das, so traurig es ist, findet auch heute noch Anwendung. Steinigung durch übertreten dieser Regeln ist zwar nicht so häufig zu finden wie in anderen Glaubensrichtungen, aber so etwas geschieht immer noch. Leider. Und eben da hakt meine Kritik ein. Mir sind von Menschen gemachte und durch Menschen legitimierte Regeln lieber, als solche, die eine göttliche Urheberschaft für sich beanspruchen. Menschen fühlen sich da immer legitimiert, ihr Gehirn auszuschalten und blind danach zu handeln.
Fabiano schrieb:Deine Alternative in allen Ehren. Aber:Stimmt, Gesetze ergeben nur in einer bestimmten Umgebung Sinn. Nur fällt es schwer, Gesetze abzuändern, sobald sie göttlich legitimiert erscheinen.
Das Glück und Wohlergehen muss erst einmal geschaffen werden, ehe man sich daran orientieren kann und als Wert schätzen lernt. Ansonsten ist so ein Gesetz ohne Grundlage.
Fabiano schrieb:Die Würde des Menschen ist aus dem Grundgesetz geklaut. Aber mal ehrlich: Was ist das überhaupt, die Würde? Ist der Mensch selbst nicht wertvoller als seine Würde? - Ich will dir mal sagen, was damit ursprünglich gemeint war: Die Menschenwürde - Damit ist der Mensch und sein Leben an sich gemeint ! Und wie achtet man dies? Indem man sich daran orientiert, was dem anderen gehört, ihm auch zu belassen und sich nicht durch Diebstahl anzueignen, indem man sein Leben achtet und nicht tötet usw... Und da wären wir wieder bei den 10 Geboten.Nein, nicht im geringsten. Die Quelle der Menschenwürde in unserem Grundgesetz hat in direkter Hinsicht eher etwas mit ihrer Missachtung im dritten Reich zu tun. Da die BRD ein säkularisierter Staat ist, beruft sie sich eben nicht auf die 10 Gebote in der Bibel. Solltest Du das anders sehen, hätte ich gerne als Beleg ein Gesetz, das sich auf die Bibel als Quelle beruft. Wäre mir neu, das es so etwas gäbe. Was ich allerdings kenne, ist der Versuch, gewisser christlicher Vereine, diesen Paragraphen auf sich umzubiegen. Tatsächlich liegt ihre Quelle in Abendländisch-philosophischen Quellen. Das "Gott" in der Präambel genannt wird ist umstritten und dürfte eher etwas mit den durch Gott legitimierten Herrschern aus den Jahrhunderten davor zu tun haben. Aber auch trotz dieser Nennung: Das Grundgesetz beruft sich nicht auf die 10 Gebote.
Siehst du, dass die Sache mit der Menschenwürde auf die 10 Gebote zurückgreifen muss, um sie zu erklären und zu definieren?
Suchst Du lange genug nach "Unantastbar" und "Würde" in ihrer heutigen Ausprägung, so findest Du sie bei Plessner, Schiller und Kant. Eben bei Philosophen, die der Abendländischen Kultur der Philosophischen Aufklärung verbunden waren.
Fabiano schrieb:Was der Mensch für Fähigkeiten hat, bitte, das muss man nicht in Gesetze packen. Das weiß jeder selbst am besten. So etwas ist wirklich überflüssig.Ich hoffe, das fett markierte entspricht nicht Deiner persönlichen Philosophie. Denn eben das ist etwas, das ich an den christlichen Geboten kritisiere. Genau diese Schlussfolgerung kann man in der Tat ziehen, da die Gesetze ja göttlicher Natur sind und ein allmächtiger Gott schließlich nichts wichtiges vergessen haben wird. Wenn man sich alle Regeln der Bibel durchliest - also nicht nur die 10 Gebote - muss es einem dabei kalt den Rücken runterlaufen.
Was sich überdies alles entfalten können soll, muss man auch nicht explizit erwähnen. Mit anderen Worten könnte man auch sagen: Was nicht verboten ist, ist erlaubt. Und also ist die schöpferische Entfaltung immer erlaubt, soweit sie eben nicht verboten ist.
Fabiano schrieb:Die Würde bitteschön, hatten wir ja schon. Und was die Höherentwicklung angeht... Naja ist das so wichtig für ein gedeihliches Miteinander? Muss man so etwas fordern? Und woran will man das messen? Und was will man machen, wenn sich ein Mensch partout gar nicht höher entwickeln will? Ist das schlimm? Muss man das dann bestrafen?Ob Höherentwicklung notwendig ist? Die Bibel erwähnt es nicht mal, und eben darum sahen viele christliche Führer sie als absolut sinnlos. Höherentwicklung ist keine Pflicht, das steht nirgends. Man soll nur niemanden daran hindern. Ja, es ist absolut notwendig.
Fabiano schrieb:Also ob deine Ausführungen mit den Mosaischen Geboten mithalten können und eine echte Alternative darstellen, das wage ich doch mal zu bezweifeln.Das sind nicht meine Ausführungen. Das sind Zitate. Und ja, sie sind um Welten besser.
Fabiano schrieb:Und was das Stehlen, Morden, Lügen, Ehebrechen angeht, naja das ist gar nicht erwähnt, also erlaubt? - Ob so eine Welt dann eine bessere wäre...???Das würde ich christliche Logik nennen. Du führst exakt das vor, was ich kritisiere - blindes Befolgen von Buchstaben, ohne Herz und Verstand. Es wird wirklich Zeit, das wir diesen ganzen religiösen Kram auf den Abfallhaufen der Geschichte werfen. Zumindest in Deutschland ist das wohl nur eine Frage der Zeit.
Zudem fehlt mir bei all Deinen Beiträgen ein eingehen auf all die christlichen Gräueltaten, die alleine in der heutigen Zeit stattfinden: Bombenanschläge / Messerattacken auf Abtreibungskliniken in den USA, Steinigungen, Verbot der Stammzellenforschung etc.. Gibt es so etwas Deiner Meinung nach nicht? Oder behauptest Du jetzt einfach "Das sind keine echten Christen". Ich würde mir schon Sorgen machen, wenn ein Werk, von dem ich soviel halte, Leute dazu bringt, derartige Dinge zu tun.