Inquisition gestern und heute
19.11.2018 um 18:38Bishamon schrieb:Ein König wird aber erst durch den Papst zum Kaiser.das mag sein. nur war die kirche ja nicht die staatliche gewalt oder umgekehrt, auch wenn beide damals noch miteinander verzahnt waren, im gegensatz zu heute.
Und wenn der Papst nicht will (oder seine Zusage zurückzieht), dann muss der König entweder eine eigene Kirche gründen oder nach Canossa kriechen.
Bishamon schrieb:wobei die Kirche immer rausgetreten werden musste und auch jedes mal dabei Zetermordio rief.ich denke zum einen, man muss eine vergangene zeit mit den augen vergangener menschen betrachten.dass die vorgänge die zu den vorkommnissen geführt haben komplex sind, viele davon vielleicht ein falsches bild haben. und dass nicht alles richtig war, was die kirche getan hat, machtpolitische ,militärische dinge,etc. haben für mich nichts in der kirche zu suchen und ist von der ursprünglichen botschaft teils weit entfernt.
Jedes mal, wenn die Kirche staatliche Macht verlor, sprach sie von bösen atheistischen/satanischen Mächten und sah Harmagedon kommen.
Siehe franz. Revolution, der Papst verwarf die Menschenrechte als gottlos und exkommunizierte alle Priester, die sich dem Aufstand anschlossen.
das christlich geprägte abendland sah sich durch die ketzerbewegungen bedroht, es wurde befürchtet, dass sie den staat destabilisiern werden. kirche und staat hingen damals eng zusammen und wohlgemerkt, die wenigsten tödlichen urteile wurden vor den kirchlichen gerichten gesprochen.oft wurden die angeklagten vor kirchlichen gerichten als reuige ersttäter entlassen.
der staat hatte eine andere form wie wir das heute kennen. viele denken bei inquisition an szenarien wie wenn in unserer heutigen zeit dazu aufruft menschen zu foltern und teilweise zum tode zu verurteilen, weil sie nicht oder nicht genug an gott glauben oder gar widerworte geben. ich denke sowas oder ähnliches geht den meisten mordernen menschen durch den kopf, das ist aber nicht zutreffend.
natürlich hat die kirche eine verantwortung, der sie sich auch stellt.auch nur ein einziger toter ist einer zuviel und es wurden zum teil verbrechen begangen,die nicht mehr gutzumachen sind,keine frage.
worums mir geht ist, dass man auch den hintergrund kennen sollte,wie es dazu kam und warum es dazu kam und dass das alles mit der modernen kirche nichts aber auch gar nichts zu tun hat.
damals gab es im allgemeinen auch archaische strafen für vergehen, dafür musste man kein ketzer sein.ebenso wie damals vor tausenden von jahren veschiedene völker ums blanke überleben gekämpft haben und krieg an der tagesordnung war. dass beides vor einer tasse kaffee am rechner zuhause aus heutiger sicht barbarisch wirkt ist niemandem zu verdenken.deshalb sollte man halt auch die vergangenheit nur bedingt aus unseren heutigen augen betrachten.
vielleicht essen in ein paar hundert jahren die menschen keine tiere mehr und wir gelten dann als barbaren obwohl das für viele von uns das normalste von der welt ist.oder-vielleicht ein treffenderes beispiel-vielleicht sieht man in der zukunft abtreibung als mord auf rezept an.
wie verstörend muss dann für einen zukünftigen menschen unsere heutige zeit wirken?gott gibt es schon immer,er ist immer derselbe. Wer sich ändert ist der mensch und gott ist nicht wie ein mensch.er findet nicht heute das gut und morgen das, er findet das richtige durch alle zeiten richtig,ebenso das falsche.
kleinundgrün schrieb:Na ja, der Missbrauch des Kommunismus führte zu den Gulags, der Missbrauch des Nationalbewusstseins zum Zweiten Weltkrieg. So einfach solltest du es Dir nicht machen. Das Ausleben von Religion führt fast immer zu massiver Unterdrückung.man kann fast alles in etwas schlechtes verkehren.dabei ist es nicht die sache an sich die schlecht ist oder wird, sondern der mensch der sie dazu macht. gegen kommunismus an sich oder ein gesunder grad an nationalbewusstsein ist denke ich nichts zu sagen. auch kann man mit einem messer einen menschen töten oder nur ein mittagessen zubereiten.
also ich sehe das mit der massiven unterdrückung die angeblich oft mit dem ausleben von religion einhergeht ganz anders.
in welchen christlich geprägten ländern findet denn eine unterdrückung statt? jeder kann glauben woran er will, satanismus ist zum teil sogar schon salonfähig, die zahl der atheisten steigt und steigt könnte man meinen.
ich sehe in den kirchen ein paar alte leute die friedlich in die messe gehen, niemand wird reingeschleift und die mission verläuft heute auch friedlich.die kirchen erfüllen soziale aufgaben in europa und weltweit.
kleinundgrün schrieb:Das ist sicherlich richtig. Da bedienten sich beide Institutionen bei einander. Der Staat stützte die Kirche und die Kirche den Staat. Jeweils, um die eigene Macht zu festigen.das christliche abendland sah sich in seiner gesamtheit durch die vorkommnisse bedroht.staat und kirche waren einfach nah ineinander verzahnt,anders wie heute.sieht sich ein staat gefährdet reagiert er, das war damals so und ist es auch heute.es gab auch stimmen von kirchlicher seite als der hexenwahn aufflammte,es ging ursprünglich um das bekämpfen des verbreitens des aberglaubens an hexen nicht um eine verfolgung der hexen selbst.dies uferte aus als z.b. der hexenhammer geschrieben wurde.
Die "guten Christen" waren da eher in der Minderheit, vor allem aber nicht an der Macht. Sobald Kontrollen fehlen, kommt es nahezu zwingend zu Exzessen. Sowohl bei staatlichen als auch bei religiösen Strukturen.
in dem link den ich unten auf seite 2 dieses threads gepostet habe findet man der ganzen sache betreffend ein wie ich finde interessantes und aufschlussreiches video.
Wikipedia: Inquisition
„Ketzerverfolgung vor der Inquisition
Ketzerverfolgungen, Vertreibungen und Hinrichtungen gab es in Frankreich, Deutschland und Italien schon seit der Jahrtausendwende, sowohl durch weltliche Herrscher wie auch durch lokale kirchliche Autoritäten, jedoch nicht im Rahmen des Inquisitionsverfahrens,“
„Die Kirche konnte über das Inquisitionsverfahren zwar Urteile über Ketzer aussprechen, hatte jedoch keine Blutgerichtsbarkeit, sondern war hierfür auf die Unterstützung des „weltlichen Arms“ angewiesen.“
„Ab der Mitte des 13. Jahrhunderts wurde es üblich, Geständigen eine Gnadenfrist einzuräumen (tempus gratiae), innerhalb derer mit Strafnachlass oder -freiheit zu rechnen war. Verdächtige konnten sowohl in Gruppen als auch einzeln vernommen werden. Letzteres war jedenfalls dann der Fall, wenn jemand nicht freiwillig gestand. Üblicherweise blieben Verdächtige auf freiem Fuß, bei gröberen Verdachtsfällen konnte auch Haft angeordnet werden. Die Urteile wurden nach unterschiedlicher Verfahrensdauer ebenfalls schriftlich niedergelegt und danach verkündet.“
„Ketzer, die vor der Inquisition ihrer Häresie abschworen, erhielten die Absolution und hatten normalerweise mit leichten, als Buße gedachten Strafen zu rechnen. Hierzu gehörte das meist zeitlich befristete Tragen von zumeist gelben oder blauen auf dem Gewand aufgenähten Ketzerkreuzen, Hausarrest (außer zu Gottesdienstbesuchen), Geldbußen oder die Verpflichtung zu Bußgebeten oder Wallfahrten. Bei „rückfälligen“ Ketzern oder besonders schwerwiegenden Fällen konnten Haft- oder schließlich auch die Todesstrafe durch Verbrennen angeordnet werden.“