@imislamdahamimislamdaham schrieb:Aber ich hoffe, dass wir einer Meinung sind, dass diese Methoden wiederentdeckt werden müssen!
da sind wir uns einig. wissenschaft entsteht nicht im luftleeren Raum, sondern baut auf früheren erkenntnissen auf.
imislamdaham schrieb:Einfach (mehr oder weniger) sagen, "Die Gelehrten haben schon alles geklärt", ist mir zu wenig. Es gilt nicht nur Einzelfragen neu zu behandeln (das wird getan, nach der klassischen Rechtswissenschaft), sondern sich auch über Denk- und Verstehensprinzipien Gedanken zu machen.
genau!
imislamdaham schrieb:Diese Kriterien sind durchaus in der klassischen Hadithforschung vorhanden, werden aber in den vereinfachten Ilmihalen (Handuch für den Glaubensalltag) und Predigten unterlaufen.
da hast du recht. sofern solche schwachen überlieferungen als anleitung für gute taten sind, sind sie in ordnung. da kenne ich einige die wirklich schön und lehrreich sind.
es wird tatsächlich nicht zwischen israilliyat unterschieden.
imislamdaham schrieb:Das Argument, dass man damit die Leute verwirren könne, ist entschieden abzulehnen, denn es geht darum, die Sunna des Propheten richtig zu verstehen, nicht darum, einen bestimmten, ausgewählten Standardsatz an Koran- und Hadithinhalten zu vermitteln! Das Gegenteil ist der Fall, gelernte Unwissenheit stiftet Unruhe im Geist und in der Seele, nicht Dazu- Lernen!
korrekt.
imislamdaham schrieb:Warum wird in den Standard- Predigten z. B. kaum vermittelt, wie sehr der Muslim die Natur lieben (Bsp. in Sure 16 "Die Ameise", nur ungefähr übersetzt: "Die Weidetiere erfreuen euer Auge, wenn sie zur Weide gehen und wenn sie die Weide verlassen" - Ein wunderbarer Vers, den ich erst EINMAL in einer Predigt gehört habe!) und beoachten soll, wie sehr in ihr die Handschrift des Werkmeisters erkennbar ist? ("Das sind Zeichen für Leute mit scharfem Blick/Verstand")
das ist leider ein generelles problem. aber solche predigten findet man leider größtenteils nur in den büchern wider.
und sie sind wunderbar.
imislamdaham schrieb:Was die Wunder betrifft, gebe ich dir Recht, aber man muss berücksichtigen, dass legendenhafte Wundererzählungen jeden Propheten und Helden begleiten. Ich sehe das auch nicht als Problem, solange die Menschlichkeit des Propheten, welche im Mittelpunkt stehen muss, da er unser erstes Vorbild ist, dadurch nicht in Mitleidenschaft gezogen wird.
ich verstehe worauf du hinaus willst und ich stimme dir in diesem punkt zu.
aber der blickwinkel ist dabei meiner meinung nach entscheidend. der prophet (s.a.s) ist ganz klar eine historische person und unter diesen kriterien sollten wir ihn auch betrachten, da er uns ansonsten kein wirkliches vorbild sein kann. aber betrachte ich ihn (s.a.s) als historische person und es gibt sehr viele unterschiedliche berichterstatter die bezeugen das er wundertaten gewirkt hat und doch sehr menschlich auftrat, dann betrachte ich das als bestätigung seiner botschaft. nicht das seine botschaft nicht alleine dastehen könnte, aber es kommen mehrere faktoren zusammen, die nebeneinander stehen und gebündelt ein festes seil bilden. ich hoffe du verstehst was ich meine.
jemand sagte mal folgendes:
"Es könnte in der Tat jede Haltung und Handlung des Ehrwürdigen Propheten, mit dem Friede und Segen sei, Zeugnis für seine Wahrhaftigkeit und für sein Prophetentum ablegen, doch braucht nicht jede Haltung und Handlung wunderbar zu sein.
Denn Gott der Gerechte hat ihn uns in Menschengestalt gesandt, sodass er den Menschen in ihren gesellschaftlichen Verhältnissen Führer und Vorbild sein möge, um sich durch ihren Umgang und durch ihre Handlungen das Glück in dieser und in jener Welt zu verdienen und damit er die Kunst des Herrn und das Wirken der Macht Gottes aufzeigen möge, das wunderbar und von dem jedes ein Wunder der Macht Gottes ist, obwohl wir es für alltäglich halten. Wäre er in seinen Handlungen aus seiner Menschlichkeit herausgetreten und wären alle seine Taten Wunder, hätte er kein Führer sein können.
Er hätte in seinen Haltungen, Handlungen und durch seine Lebensweise kein Vorbild sein können. Doch um sein Prophetentum den Verstockten gegenüber unter Beweis zu stellen, hat er wunderbare Taten vollbracht und manchmal in Notfällen Wunder gezeigt.
Da wir in dieser Welt in einer Prüfung sind, die nur bei Verantwortung einen Sinn hat, dürfte ein Wunder nicht so offensichtlich sein, dass die Ungläubigen gezwungenermaßen ihn bestätigen müssten. Denn in Übereinstimmung mit dem Sinn der Prüfung und der Weisheit, die aus der Verantwortung erwächst, ist es erforderlich, dass das Tor der Vernunft offen bleibt und die Freiheit zu vernunftgemäßer Entscheidung uns nicht aus der Hand genommen wird. Wären seine Wunder in ganz offensichtlicher Weise geschehen, wäre dem Verstand keine Wahl mehr geblieben. Ebu Dschehil würde gleich Ebu Bekir ihn bestätigen. Die Prüfung hätte keinen Nutzen und die Verantwortung keinen Sinn mehr. Kohle und Diamanten hätten den gleichen Wert."
imislamdaham schrieb:Ich war letzte Woche doch ein bisschen überrascht, als ich merkte, dass ein paar Jugendliche, die keineswegs "Newcomer" sind, uns fragten, ob der Prophet auf die Toilette gehen musste und ob er sexuelle Bedürfnisse hatte.
das gibt zu bedenken. das hängt leider auch damit zusammen das die historische person des propheten s.a.s. zu kurz kommt. es gibt eine neue wissenschaft (glaube ich) sehr gute ansätze die sich mit der person des propheten s.a.s. beschäftigen und die fakten sehr schön ausdeuten, wie z.b. von al-buti das werk "fiqh as sira".
imislamdaham schrieb:Ich werde auch immer ungemütlich, wenn ich von Leuten Sachen höre wie "Wir sind keine Sahaba", um sich rauszureden
Genau dazu darf es NICHT kommen, die Vorbilder der Urgemeinde müssen in unserem Bewusstsein als Menschen mit Stärken und Schwächen, aber mit starker Gottesfurcht- und Liebe, gegenwärtig sein, nicht als unnahbare, fehlerlose Helden.
sehe ich auch so.
deine bedenken sind richtig.