@FritziDa das Thema ja "guter Gott, böser Gott" lautet, passt das ja ganz prima.
Nun halte ich aber die Begriffe "gut" und "böse" für Interpretationssache.
"Das Gute - dieser Satz steht fest - ist stets das Böse, was man lässt."
So formulierte es Wilhelm Busch am Ende seiner frommen Helene...aber wo zieht man die Grenzen?
Möglich, dass Gott seine Paradigmen da hat...aber woher wissen wir, welche das sind?
Was die eine Gesellschaft erlaubt, kann in der anderen schon einen Regelverstoß bedeuten.
Wie finde ich mich da also zurecht?
Natürlich sind deine Beispiele,
@Fritzi, deutlich, und dürften in allen irdischen Gesellschaften...oder doch nicht? Interessiert es jemanden in China, wenn ich einen Hund quäle? Wen schert in Indien der Missbrauch eines kleinen Mädchens?
Man kennt das ja: Untersuchungen haben ergeben, dass der Mensch es bis zu 200 Mal am Tag nicht ganz so genau nimmt mit der Wahrheit, beispielsweise um das Gegenüber nicht in eine unangenehme Situation zu bringen oder gar zu verletzen.
Ist das böse?
Es leuchtet sicher jedem ein, dass es für die menschliche Gesellschaft sinnvoller ist, dem Guten den Vorrang zu geben- das heißt friedlich miteinander umzugehen. Davon haben alle etwas, weil nur so ein stabiles und zukunftsorientiertes System aufgebaut werden kann.
Der Mensch ist die einzige Spezies, die sich Aggression in Form von Gewalt gezielt zunutze macht. Kein anderes Geschöpf fügt einem Artgenossen derartiges Leid zu wie der Mensch. Sei es, um sich zu rächen, um die eigenen Triebe zu befriedigen oder um Macht über andere auszuüben.
Es gibt also die Zehn Gebote, Gott- den Guten, und seinen Gegenspieler, den Teufel, den Bösen.
Wer sich also an die Zehn Gebote hält, der ist gut.
Und den erwartet Dank Jesus’ Opfer (…) das Ewige Himmelreich.
Mit dem Himmelreich lässt sich ja nun jede Lüge im Diesseits rechtfertigen.
Wenn ich meine Argumente durch den Verweis auf vermeintlich höhere Weisheitsquellen absichere, mache ich meine Argumentation - so widersinnig sie auch immer sein mag - für menschliche Gegenargumente unangreifbar.
Es wundert mich daher nicht, dass diese ja irgendwie unlautere (aber nicht minder erfolgreiche) Kommunikationsstrategie in der Geschichte der Menschheit immer wieder angewandt wurde.
Die verheerenden Folgen sind ja bekannt:
Die großen Religionen, die die geschilderte Kommunikationsstrategie durch entsprechende Institutionen vervollkommneten, setzten ihre mit jenseitigen Argumenten abgesicherten Machtinteressen häufig ohne Rücksicht auf die Opfer im Diesseits durch.
Ich darf mich Nietzsche anschließen:
„‚Gott‘, ‚Unsterblichkeit der Seele‘, ‚Erlösung‘, ‚Jenseits‘ lauter Begriffe, denen ich keine Aufmerksamkeit, auch keine Zeit geschenkt habe, selbst als Kind nicht, – ich war vielleicht nie kindlich genug dazu? – Ich kenne den Atheismus durchaus nicht als Ergebnis, noch weniger als Ereignis: er versteht sich bei mir aus Instinkt. Ich bin zu neugierig, zu fragwürdig, zu übermütig, um mir eine faustgrobe Antwort gefallen zu lassen. Gott ist eine faustgrobe Antwort, eine Undelicatesse gegen uns Denker –, im Grunde sogar bloß ein faustgrobes Verbot an uns: ihr sollt nicht denken!“
Am Ende sind es also die Moralvorstellungen der Kirche.
Oder nimmt jemand wirklich an, Gott habe Moses tatsächlich die Zehn Gebote in Stein kloppen lassen?
Die Religion mit ihren Moralvorstellungen von Gut und Böse hat vor allem die Funktion des Machterhalts. Dies hat die Kirche über eine lange Geschichte bewiesen.
Deshalb finde ich es ausgesprochen schwierig, Gut und Böse zu definieren- losgelöst von Kirchenvorstellungen.