Moral ohne Gott
17.10.2008 um 17:45Ein Argument für die Existenz Gottes von religiösen Leuten, das ich immer wieder antreffe, ist die Existenz von Moral - ohne Gott gäbe es keine Moral, kein gut und böse. Das gleiche Argument wird verwendet um Atheisten als böse und unmoralisch abzustempeln.
Ein ziemlich schwaches und leicht widerlegbares Argument, das mir dennoch regelmäßig an den Kopf geworfen wird.
Um das Argument vollends zu widerlegen, hier nun eine Frage an eine religiöse Person, die ihre Moral mit Gott begründet:
Würdest DU, wenn es keinen Gott gäbe, deinen Nachbarn umbringen?
ist die Antwort 'ja', bist du nicht wirklich moralisch - du verhälst dich nur dementsprechend, weil du glaubst dass ein Gott all deine Handlungen beobachtet und du Angst hast bestraft zu werden bzw belohnt werden willst
ist die Antwort 'nein', hast du die These Gott sei für Moral verantwortlich soeben selbst widerlegt: wenn du deinen Nachbarn auch nicht umbringen würdest, wenn es keinen Gott gäbe, kann Gott nicht für Moral verantwortlich sein, da du in diesem Fall auch ohne ihn moralisch handeln würdest
anderes Beispiel:
würdest du, wenn es keinen Gott gäbe trotzdem einem Fremden helfen, der Hilfe braucht?
wenn ja, zeigt das, dass Gott nicht dafür verantwortlich ist, dass du moralisch handelst
wenn nein, zeigt das, dass du nicht moralisch bist, sondern nur anderen hilfst, um eine belohnung zu erhalten
(wenn man gott für die existenz der welt an sich und somit auch der möglichkeit des moralischen handelns verantwortlich macht, dann ist das argument nicht "moral beweist, dass es gott gibt", sondern "welt beweist dass es gott gibt" - und das wäre ein anderes thema.)
was viele Anhänger der Religionen sagen ist aber: ein Anhänger von Religionen verhält sich zumindest gut, weil er sich dazu gezwungen sieht, ein Atheist hat keinen Grund dazu und ist nur dann moralisch, wenn er sich dafür entscheidet; er ist also potentiell unmoralisch. in anderen Worten: ein Atheist ist frei. Frei zu entscheiden welche Moral er für sich akzeptiert, allerdings auch frei unmoralisch zu sein. Die Gesellschaft sollte Moral öffentlich diskutieren, man sollte sich darüber im klaren werden WARUM man moralisch handelt, handeln sollte. Ein Atheist hat die freie Wahl - er muss in einer intellektuellen Auseinandersetzung mit dem Thema für sich begründen können warum er so und nicht anders handelt. Religion hingegen verweigert diese Freiheit, verweigert die Diskussion. Religion behauptet einfach, dies und jenes sei Gottes Wille und das müsse man befolgen. Damit sich die Leute daran halten, droht Religion mit Strafe und setzt auf der anderen Seite Belohnung in Aussicht.
Gott ist nicht die Quelle der Moral, Gott ist eine imaginäre Instanz, die die Einhaltung gewisser Regeln belohnt und Zuwiderhandlung bestraft. Nur ist jemand, der sich von dieser Instanz einschüchtern lässt nicht moralisch - er ist nur eingeschüchtert. oder geil auf die belohnung.
Religion (ob mit oder ohne Gott) ist nicht die Quelle von Moral - die Bibel ist zwar zB ein Moral-katalog, aber dennoch: würden wir unsere Moral aus der Bibel entnehmen, würden wir schwule steinigen und leute bestrafen, die kleidung aus gemischten stoffen tragen - und die moralischen werte aus der bibel, mit denen wir alle übereinstimmen (zB du sollst nicht töten), sind älter als die bibel und enstehen durch die einsicht, dass töten schlecht für die gesellschaft, letztendlich auch für den tötenden ist - eine gesellschaft der mörder hätte allein deswegen, dass alle sich gegenseitig umbringen nicht überlebt und könnte nicht existieren. es ist also eine folge der evolution, dass moralische (nicht-tötende) zivilisationen existieren.
woher kommt also Moral?
Moral resultiert aus der Fähigkeit des Menschen die Folgen der eigenen Handlungen zu durchdenken und so zu handeln, dass es "am besten" ist.
Wenn man seinen Nachbarn umbringen würde, hätte das negative folgen für die eigene soziale Position - also tut man es nicht -> ob Gott existiert oder nicht ist dabei nicht relevant.
Auch wichtig ist das "Gewissen", das von vielen Leuten als Stimme Gottes interpretiert wird.
Das was man Gewissen nennt ist zu großen Teilen lediglich die Fähigkeit sich in andere Leute hineinzuvesetzen; wenn man anderen Leid antut, dann hat man ein schlechtes Gewissen, weil man sich vorstellen kann wie es ist, wenn es einem selbst angetan wird. Dies ist ein weiterer Grund dafür, dass man seinen Nachbarn nicht umbringt; man will nicht, dass einem der Bruder, der Vater, die Kinder getötet werden oder dass man selbst umgebracht wird. Man sieht ein, dass es Leid verursachen würde und man weiß, dass einem selbst Leid nicht gefällt - also tut man es nicht, weil man dann etwas zu verantworten hätte, was man selbst, wenn es einem selbst durch einen anderen zustoßen würde, verurteilen würde. Das würde zu Konflikten des Verstandes - zu Gewissensbissen führen.
Man sieht ein: Ich will nicht, dass es andere tun. Ich will es also auch selbst nicht tun. Also definiere ich es als unmoralisch.
Würde man es nur deswegen nicht tun, weil man Gottes Gericht fürchtet, wäre man nicht wirklich moralisch - es wäre nur eine Unterdrückung des Wunsches jemanden umzubringen, weil überall "Kameras installiert sind", weil das "allsehende Auge" eine Liste führt oder weil der Weihnachtsmann dann keine Geschenke bringt. Es ist nicht moralisch jemanden nur deswegen nicht umzubringen, weil man dann ins Gefängnis käme - ebensowenig ist es nicht moralisch jemanden nur deswegen nicht umzubringen, weil man dann ewig in der Hölle schmoren würde.
Man ist nicht moralisch, wenn man etwas nur tut (oder nicht), weil man die Konsequenzen fürchtet - man ist moralisch, wenn man auf Grund eigenen Nachdenkens zu dem Schluss kommt es sei das Richtige.
Die Einhaltung moralischer Regeln hat sich im Laufe der Evolution als nützlich erwiesen - als förderlich für das Überleben - also hat es sich etabliert.
Moralisches Verhalten ist in den meisten Fällen das beste für das eigene Überleben in der Gemeinschaft und das beste für die Gemeinschaft als solche.
Und mit moralischem Verhalten meine ich die basis-Regeln beinahe jeder Moral wie "nicht töten" "nicht stehlen" "nicht lügen"
Der Fakt, dass moralische Vorstellung über Ehe, die Rolle von Minderheiten etc in jeder Kultur unterschiedlich sind, zeigt, dass nicht Gott für Moral verantwortlich sein kann, da sonst überall die gleichen Regeln gelten würden. Vielmehr haben sich kulturen unterschiedlich entwickelt und diverse Aspekte unterschiedlich geregelt und eine gewisse Moral etabliert, um Stabilität ins System zu bringen.
Um es kurz zu sagen:
-Weder Gott noch Religion sind verantwortlich für Moral.
-Demnach ist die Existenz von Moral kein Beweis für die Existenz Gottes.
-Furcht vor Bestrafung oder Aussicht auf Belohnung ist keine ausreichende Begründung für moralisches Handeln. Diese Dinge sind infantil und dienen bei Kindern dazu, dass diese sich richtig verhalten BEVOR sie verstehen WARUM es das richtige ist.
- Warum etwas das richtige ist und WAS das richtige ist, sollte Gegenstand öffentlicher Debatte sein und kein Dogma
Woher Moral kommt ist generell ein interessantes Thema und ich kann mit meinen Argumenten ebensogut falsch liegen. Dennoch ist mir wichtig, dass wir begreifen, dass Moral nicht von Gott kommen kann.
Die Existenz von Moral ist KEIN Gottesbeweis.
Da Moral nicht von Religion/Gott kommt, lässt die religiösität oder glaubensrichtung eines menschen KEINE Rückschlüsse auf seine Moral zu.
Ein Atheist ist genausowenig zwingend unmoralisch, wie ein Kind, das nicht an den Weihnachtsmann glaubt, zwingend unartig ist.
Ein ziemlich schwaches und leicht widerlegbares Argument, das mir dennoch regelmäßig an den Kopf geworfen wird.
Um das Argument vollends zu widerlegen, hier nun eine Frage an eine religiöse Person, die ihre Moral mit Gott begründet:
Würdest DU, wenn es keinen Gott gäbe, deinen Nachbarn umbringen?
ist die Antwort 'ja', bist du nicht wirklich moralisch - du verhälst dich nur dementsprechend, weil du glaubst dass ein Gott all deine Handlungen beobachtet und du Angst hast bestraft zu werden bzw belohnt werden willst
ist die Antwort 'nein', hast du die These Gott sei für Moral verantwortlich soeben selbst widerlegt: wenn du deinen Nachbarn auch nicht umbringen würdest, wenn es keinen Gott gäbe, kann Gott nicht für Moral verantwortlich sein, da du in diesem Fall auch ohne ihn moralisch handeln würdest
anderes Beispiel:
würdest du, wenn es keinen Gott gäbe trotzdem einem Fremden helfen, der Hilfe braucht?
wenn ja, zeigt das, dass Gott nicht dafür verantwortlich ist, dass du moralisch handelst
wenn nein, zeigt das, dass du nicht moralisch bist, sondern nur anderen hilfst, um eine belohnung zu erhalten
(wenn man gott für die existenz der welt an sich und somit auch der möglichkeit des moralischen handelns verantwortlich macht, dann ist das argument nicht "moral beweist, dass es gott gibt", sondern "welt beweist dass es gott gibt" - und das wäre ein anderes thema.)
was viele Anhänger der Religionen sagen ist aber: ein Anhänger von Religionen verhält sich zumindest gut, weil er sich dazu gezwungen sieht, ein Atheist hat keinen Grund dazu und ist nur dann moralisch, wenn er sich dafür entscheidet; er ist also potentiell unmoralisch. in anderen Worten: ein Atheist ist frei. Frei zu entscheiden welche Moral er für sich akzeptiert, allerdings auch frei unmoralisch zu sein. Die Gesellschaft sollte Moral öffentlich diskutieren, man sollte sich darüber im klaren werden WARUM man moralisch handelt, handeln sollte. Ein Atheist hat die freie Wahl - er muss in einer intellektuellen Auseinandersetzung mit dem Thema für sich begründen können warum er so und nicht anders handelt. Religion hingegen verweigert diese Freiheit, verweigert die Diskussion. Religion behauptet einfach, dies und jenes sei Gottes Wille und das müsse man befolgen. Damit sich die Leute daran halten, droht Religion mit Strafe und setzt auf der anderen Seite Belohnung in Aussicht.
Gott ist nicht die Quelle der Moral, Gott ist eine imaginäre Instanz, die die Einhaltung gewisser Regeln belohnt und Zuwiderhandlung bestraft. Nur ist jemand, der sich von dieser Instanz einschüchtern lässt nicht moralisch - er ist nur eingeschüchtert. oder geil auf die belohnung.
Religion (ob mit oder ohne Gott) ist nicht die Quelle von Moral - die Bibel ist zwar zB ein Moral-katalog, aber dennoch: würden wir unsere Moral aus der Bibel entnehmen, würden wir schwule steinigen und leute bestrafen, die kleidung aus gemischten stoffen tragen - und die moralischen werte aus der bibel, mit denen wir alle übereinstimmen (zB du sollst nicht töten), sind älter als die bibel und enstehen durch die einsicht, dass töten schlecht für die gesellschaft, letztendlich auch für den tötenden ist - eine gesellschaft der mörder hätte allein deswegen, dass alle sich gegenseitig umbringen nicht überlebt und könnte nicht existieren. es ist also eine folge der evolution, dass moralische (nicht-tötende) zivilisationen existieren.
woher kommt also Moral?
Moral resultiert aus der Fähigkeit des Menschen die Folgen der eigenen Handlungen zu durchdenken und so zu handeln, dass es "am besten" ist.
Wenn man seinen Nachbarn umbringen würde, hätte das negative folgen für die eigene soziale Position - also tut man es nicht -> ob Gott existiert oder nicht ist dabei nicht relevant.
Auch wichtig ist das "Gewissen", das von vielen Leuten als Stimme Gottes interpretiert wird.
Das was man Gewissen nennt ist zu großen Teilen lediglich die Fähigkeit sich in andere Leute hineinzuvesetzen; wenn man anderen Leid antut, dann hat man ein schlechtes Gewissen, weil man sich vorstellen kann wie es ist, wenn es einem selbst angetan wird. Dies ist ein weiterer Grund dafür, dass man seinen Nachbarn nicht umbringt; man will nicht, dass einem der Bruder, der Vater, die Kinder getötet werden oder dass man selbst umgebracht wird. Man sieht ein, dass es Leid verursachen würde und man weiß, dass einem selbst Leid nicht gefällt - also tut man es nicht, weil man dann etwas zu verantworten hätte, was man selbst, wenn es einem selbst durch einen anderen zustoßen würde, verurteilen würde. Das würde zu Konflikten des Verstandes - zu Gewissensbissen führen.
Man sieht ein: Ich will nicht, dass es andere tun. Ich will es also auch selbst nicht tun. Also definiere ich es als unmoralisch.
Würde man es nur deswegen nicht tun, weil man Gottes Gericht fürchtet, wäre man nicht wirklich moralisch - es wäre nur eine Unterdrückung des Wunsches jemanden umzubringen, weil überall "Kameras installiert sind", weil das "allsehende Auge" eine Liste führt oder weil der Weihnachtsmann dann keine Geschenke bringt. Es ist nicht moralisch jemanden nur deswegen nicht umzubringen, weil man dann ins Gefängnis käme - ebensowenig ist es nicht moralisch jemanden nur deswegen nicht umzubringen, weil man dann ewig in der Hölle schmoren würde.
Man ist nicht moralisch, wenn man etwas nur tut (oder nicht), weil man die Konsequenzen fürchtet - man ist moralisch, wenn man auf Grund eigenen Nachdenkens zu dem Schluss kommt es sei das Richtige.
Die Einhaltung moralischer Regeln hat sich im Laufe der Evolution als nützlich erwiesen - als förderlich für das Überleben - also hat es sich etabliert.
Moralisches Verhalten ist in den meisten Fällen das beste für das eigene Überleben in der Gemeinschaft und das beste für die Gemeinschaft als solche.
Und mit moralischem Verhalten meine ich die basis-Regeln beinahe jeder Moral wie "nicht töten" "nicht stehlen" "nicht lügen"
Der Fakt, dass moralische Vorstellung über Ehe, die Rolle von Minderheiten etc in jeder Kultur unterschiedlich sind, zeigt, dass nicht Gott für Moral verantwortlich sein kann, da sonst überall die gleichen Regeln gelten würden. Vielmehr haben sich kulturen unterschiedlich entwickelt und diverse Aspekte unterschiedlich geregelt und eine gewisse Moral etabliert, um Stabilität ins System zu bringen.
Um es kurz zu sagen:
-Weder Gott noch Religion sind verantwortlich für Moral.
-Demnach ist die Existenz von Moral kein Beweis für die Existenz Gottes.
-Furcht vor Bestrafung oder Aussicht auf Belohnung ist keine ausreichende Begründung für moralisches Handeln. Diese Dinge sind infantil und dienen bei Kindern dazu, dass diese sich richtig verhalten BEVOR sie verstehen WARUM es das richtige ist.
- Warum etwas das richtige ist und WAS das richtige ist, sollte Gegenstand öffentlicher Debatte sein und kein Dogma
Woher Moral kommt ist generell ein interessantes Thema und ich kann mit meinen Argumenten ebensogut falsch liegen. Dennoch ist mir wichtig, dass wir begreifen, dass Moral nicht von Gott kommen kann.
Die Existenz von Moral ist KEIN Gottesbeweis.
Da Moral nicht von Religion/Gott kommt, lässt die religiösität oder glaubensrichtung eines menschen KEINE Rückschlüsse auf seine Moral zu.
Ein Atheist ist genausowenig zwingend unmoralisch, wie ein Kind, das nicht an den Weihnachtsmann glaubt, zwingend unartig ist.