Die Offenbarung des Johannes
18.04.2008 um 20:53
Auslegung des 12. Kapitels der
Geheimen Offenbarung
Und es erhob sich ein großer Kampf im Himmel, Michael und seine Engel kämpften mit dem Drachen, und der Drache und seine Engel kämpften. Aber sie vermochten nicht standzuhalten, und ihr Platz im Himmel ging verloren. So wurde der große Drache gestürzt, die alte Schlange, die Teufel und Satan heißt und die ganze Welt verführt. Er wurde auf die Erde gestürzt, und mit ihm wurden seine Engel gestürzt.
Der Evangelist sagt: „Ein großes Zeichen erschien am Himmel, eine Frau, mit der Sonne umkleidet, den Mond unter ihren Füßen und eine Krone von zwölf Sternen auf ihrem Haupte.“ Dieses Zeichen ist durch Gottes Willen vor allen Engeln, den guten und den bösen, im Himmel wirklich erschienen. Im Schauen sollten sie ihren Willen entweder zum Gehorsam oder zum Ungehorsam gegen die Gebote des göttlichen Wohlgefallens entscheiden. Dieses Zeichen offenbarte ihnen auch, wie wunderbar Gott die menschliche Natur erschaffen würde. Wohl war sie ihnen schon bei der Offenbarung des Geheimnisses der Menschwerdung zu erkennen gegeben, doch Gott wollte sie ihnen auch noch in einem rein menschlichen, ganz vollkommenen, ganz heiligen Geschöpfe kundtun, das Er nächst Christus erschaffen werde.
Es war als sage Gott den Engeln:
„Ich will die Menschen nicht so wie euch züchtigen, weil aus ihnen eine Frau hervorgehen wird, in dessen Schoß Mein Eingeborener Fleisch annehmen soll. Er wird ihnen Meine Freundschaft wieder erweben, Meine Gerechtigkeit versöhnen und den Weg zur Seligkeit, den die Sünde verschlossen hat, wieder eröffnen.“
Er ließ die Engel erkennen, dass Er durch Vermittlung Christi und Seiner Mutter jene Gnaden und Gaben in den Menschen niederlegen wolle, die die abtrünnigen Engel durch ihre Treulosigkeit verloren hatten. Die Engel erkannten in diesem Zeichen auch viele Geheimnisse der Menschwerdung, der streitenden Kirche und ihrer Glieder, und dass sie, die Engel, berufen seien, den Menschen zu helfen, sie gegen ihre Feinde zu verteidigen und sie zur ewigen Seligkeit zu führen.
Noch ein anderes Zeichen erschien am Himmel:
Ein großer, feuerroter Drache mit sieben Köpfen und zehn Hörnern und sieben Kronen auf seinen Köpfen. Sein Schweif fegte den dritten Teil der Sterne des Himmels hinweg und warf sie auf die Erde. Nach dem Luzifer gegen diese im Zeichen dargestellte Frau seine Lästerungen ausgestoßen hatte, ward er sogleich aus einem überaus schönen Engel in einen fürchterlichen, abscheulichen Drachen verwandelt, so dass er in äußerer Gestallt als ein wahrnehmbares Zeichen erschien. Wütend erhob er sieben Köpfe, nämlich die sieben Legionen oder Heerscharen seines ganzen Anhanges. Jeder einzelnen Rotte setzte er ein Haupt vor und befahl ihnen, zu sündigen und zu den sieben Hauptsünden anzureizen und zu verführen. Diese werden Hauptsünden genannt, weil sie alle übrigen in sich schließen und sie gleichsam Hauptstandarten sind, die sich gegen Gott aufrichten. Es sind Hoffart, Neid, Zorn, Unkeuschheit, Unmäßigkeit, Trägheit, Geiz. Sie werden durch die sieben Kronen versinnbildlicht, mit denen Luzifer nach seiner Verwandlung in einen Drachen gekrönt wurde. Der Allerhöchste selbst hatte sie zur Strafe für die entsetzliche Bosheit dem Luzifer und den übrigen abtrünnigen Engeln durch Seinen heiligen Zorn geschmiedet. Jeder empfing seine besondere Strafe, die zugleich ein Merkmal war, das ihre Bosheit andeutete, durch die sie die Urheber der sieben Hauptsünden geworden waren.
Die zehn Hörner dieser Häupter
sind die Triumphe der Ungerechtigkeit und Bosheit des Drachens und bedeuten seine Ruhmsucht und aufgeblasene, stolze Vermessenheit, in der er die Ausübung der Laster sich selbst zuschreibt. In dieser bösen Gesinnung bot er, um das Ziel seines Stolzes zu erreichen, den unglücklichen Engeln seine lasterhafte, giftvolle Freundschaft an und stellte ihnen erdichtete Fürstentümer und Belohnungen in Aussicht. Diese Versprechen voll teuflischer Dummheit und Täuschung waren der Schwanz mit dem der Drache den dritten Teil der Sterne vom Himmel fegte. Die Engel waren helle Sterne, und wenn sie beharrt hätten, würden sie mit den übrigen Engeln und Gerechten wie Sonnen in alle Ewigkeit leuchten. Aber ihre wohlverdiente Strafe schleuderte sie auf die Erde, und zu ihrem Unglück gar bis in den Mittelpunkt derselben, nämlich in die Hölle, wo sie in Ewigkeit des Lichtes und der Freude entbehren müssen.
„Der Drache trat vor die Frau,
die gebären sollte, um ihr Kind gleich nach der Geburt zu verschlingen.“ Luzifers Stolz war so ungeheuer, dass er voll Anmaßung begehrte, seinen Thron über alle Sterne Gottes zu setzen. In Gegenwart der im Zeichen dargestellten auserwählten Frau fabelte der Tor: „Jener Sohn, den dieses Weib gebären wird, ist von Natur aus geringer als ich. Ich will Ihn verschlingen und vernichten. Meinen Anhang will ich gegen Ihn führen und wider Seine Gedanken und Gesetze meine Lehren ausstreuen. Einen ewigen Krieg will ich wider Ihn führen und in ewiger Feindschaft gegen Ihn verharren!“
Maria aber steht einzig da. Obwohl Adamstochter, überragt sie weit alle Engel an Gnaden, Gaben und Verdiensten.
Fortsetzung der Auslegung des zwölften Kapitels der geheimen Offenbarung
Und es erhob sich ein großer Kampf im Himmel, Michael und seine Engel kämpften mit dem Drachen, und der Drache und seine Engel kämpften. Nach dem der Herr obige Geheimnisse den guten und bösen Engeln geoffenbart hatte, begann der Heilige Michael mit den Seinen unter Zustimmung Gottes gegen den Drachen und seinen Anhang zu kämpfen. Dieser Streit war wunderbar. Er wurde nur mit den Waffen des Verstandes und des Willens geführt. Entflammt von Eifer für die Ehre Gottes, ausgerüstet mit der ihm von Gott verliehenen Macht und bewaffnet mit seiner eigenen Demut, widerstand Michael dem eitlen Hochmut des Drachens, indem er sagte: „Würdig ist der Allerhöchste aller Ehre, alles Lobes, aller Erfurcht. Er ist würdig der Erfurcht, der Liebe und des Gehorsams aller Geschöpfe. Er ist allmächtig und kann tun, was Er will. Nichts kann Er wollen, was nicht vollkommen gerecht ist. Er, der Unerschaffene und von keinem anderen Wesen Abhängige, gab uns aus Gnade alles, was wir besitzen. Er erschuf uns aus dem Nichts. Er kann auch andere Wesen erschaffen, wann und wie es ihm gefällt. Darum ist es höchst geziemend, dass wir uns vor Seinem göttlichen Thron niederwerfen und Seine göttliche Majestät und wesenhafte Hoheit anbeten, kommet also, ihr Engel, folget mir! Lasset uns Ihn anbeten. Seine wunderbaren geheimen Gerichte und Seine heiligen, vollkommenen Werke lobpreisen.
[B]Er ist Gott, der Allerhöchste,
König aller Geschöpfe
Er wäre es nicht, wenn wie Seine großen, machtvollen Werke begreifen könnten. Seine Weisheit und Güte sind unendlich. Er ist reich an Schätzen und Segnungen, Herr aller Dinge. Keines anderen bedürftig, kann Er Seine Schätze mitteilen, wem Er will. In Seiner Wahl kann Er nicht irren. Er kann lieben und sich dem Geliebten mitteilen. Er kann lieben, wen Er will, und erschaffen, erhöhen, bereichern nach Seinem Wohlgefallen. In allem ist Er stets der Weise, der Heilige, der Allmächtige. Lasset uns Ihn mit tiefster Dankbarkeit anbeten wegen der Wunderwerke der Menschwerdung und der Auserwählung Seines Volkes. Auch wegen dessen Erlösung, wenn es fallen sollte. Jenem Vorhergeschauten wollen wir in beiden Naturen, der göttlichen und der menschlichen, anbeten und verehren, Ihn als unser Haupt anerkennen und freimütig bekennen, dass Er, der Urheber aller Gnade und Glorie, aller Ehre, alles Lobes und aller Herrlichkeit würdig sei. Lasset uns Ihm zurufen: „Du bist der Starke, der Mächtige, Du bist Gott!“
[B]Mit diesen Worten kämpften der Heilige
Michael und sein Anhang
Wie mit heftigen Blitzen stritten sie wider den Drachen und seinen Anhang. Diese hingegen kämpften mit Gotteslästerungen. Luzifer aber konnte vor dem Antlitz des heiligen Engelsfürsten nicht bestehen. Er verging vor Wut und wollte vor Qual entfliehen; allein der Göttliche Wille gebot, dass er nicht nur gestraft, sondern auch überwunden werde und die Wahrheit und Allmacht Gottes erfahre, er mochte wollen oder nicht. Trotzdem lästerte er: „Gott ist ungerecht, wenn Er die Natur der Menschen über die Natur der Engel erhebt. Ich bin der erhabenste und schönste Engel, mir gebührt der Triumph und Huldigung. Ich will meinen Thron über die Sterne setzen und gleich sein dem Allerhöchsten. Keinem einzigen von niederer Natur werde ich mich unterwerfen und niemals zugeben, dass ein anderer mir vorgehe oder sich über meine Hoheit erschwinge!“ Dasselbe wiederholten seine abtrünnigen Anhänger.
[B]Doch Michael erwiderte:
„Wer ist wie der Herr, unser Gott,
der in den Höhen wohnt?
Schweige, Feind, mit deinen ungeheuren Lästerungen! Du bist ganz von Bosheit besessen, darum fort aus unserer Gesellschaft, du Unglückseliger! Fahre hinab mit deiner blinden Unwissenheit und deiner Bosheit in die finstere Nacht und in das Chaos der höllischen Pein! Wir hingegen, o Geister des Herrn, wollen Gott anbeten und verehren. Die glückselige Frau aber, die dem ewigen Wort die menschliche Natur schenken wird, wollen wir als unsere Herrin und Königin anerkennen.“ Jenes > große Zeichen < der Himmelskönigin war in diesem Streit für die guten Engel wie Schild und Waffe gegen die bösen Abtrünnigen. Dem gegenüber waren die Streitgründe Luzifers kraftlos. Er wurde verwirrt und sprachlos und konnte die in diesem Zeichen dargestellten Wahrheiten nicht ertragen. Wie dieses geheimnisvolle Zeichen durch Gottes Kraft erschienen war, so wollte Gott auch, dass ein anderes Zeichen, der rote Drache, sichtbar werde und Luzifer in dieser Gestallt zum Entsetzen und Erschrecken seines Anhanges und zur Verwunderung der heiligen Engel mit Schande aus dem Himmel verstoßen werde.
[B]So offenbarte sich aufs Neue
Gottes Macht und Gerechtigkeit
Den Verlauf dieses Streites kann man mit Worten schwerlich schildern, weil der Abstand zwischen unserem Begreifen und der Tätigkeit so vieler erhabener Engel zu groß ist. Die Bösen wurden nicht Herr, denn Ungerechtigkeit, Lügenwerk, Unwissenheit und Bosheit können Gerechtigkeit, Wahrheit, Licht und Güte nicht überwältigen, noch können diese Tugenden von den Lastern überwunden werden.
Deshalb sagt der Evangelist: „Aber sie vermochten nicht standzuhalten, und ihr Platz im Himmel ging verloren.“ Die unglückseligen Engel machten sich durch ihre Sünde der ewigen Anschauung und Gesellschaft Gottes unwürdig. Ihr Andenken wurde aus dem göttlichen Geiste ausgelöscht, wo sie vor ihrem Fall durch ihre Gnadengaben gleichsam eingeschrieben waren. Sie verloren ihr Recht auf die im Falle ihres Gehorsams ihnen zubereiteten Plätze. Dieses Anrecht ging nun auf die Menschen über. Von den abtrünnigen Engeln wurde jede Spur so vollständig ausgelöscht, dass nichts mehr von ihnen im Himmel zu finden war.
Oh unglückselige Bosheit, unbeschreibliches Unglück, würdig einer so entsetzlichen Strafe![/b][/b][/b][/b]