Die Zeugen Jehovas
16.07.2013 um 22:43@GiusAcc
@arenyx
Doch die Kirchenaustritte nehmen weiter zu, allein 60.000 zwischen 1910 und 1913.
Bis 1914 wieder die Wende kommt.
3) Zeittafel ab 1914
"Es kam der Tag, da wurden aller Streit, alle Differenzen, unwichtig" - der 1.8.1914.
"Wie 1813 und 1870 im Kampf gegen Frankreich funktionierten die evangelischen Kirchen die deutsche Sache um zu Gottes ureigenem Auftrag und erklärten, dass der Segen des Christengottes vor allen anderen auf deutschen Waffen ruhe." (S. 495)
Der Evangelische Oberkirchenrat jubelt und schreibt an alle Geistlichen und Gemeinderäte in Preußen: "Mit hoher Freude sehen alle, die unser Volk lieb haben, wie unter der Not des mit ungeheurem Frevelmut uns aufgezwungenen Krieges das religiöse Bedürfnis in unsern Gemeinden erwacht. Gotteshäuser und Gottesdienst füllen sich. Scheinbar erstorbene Glaubensfunken leuchten wieder auf ... Unser Volk findet seinen Gott wieder und spricht zu ihm als seinem Hort und seiner Zuflucht." (S. 495)
Der Krieg baute sich auf und begann, und die Kirchenaustritte hörten auf. "Der Krieg bremste kurzfristig diese Fluchtbewegung. Die Kirche wurde wieder zum Zentrum." (S. 496)
In der Kirche wurden parallel dazu auch die völkischen Gedanken mehr und mehr verbreitet.
Z. B. durch Missionsinspektor Witte 1914: "Unsere 67 Millionen brauchen mehr Raum als die zu eng werdende Heimat." (S. 496 f.)
"Die allermeisten Pfarrer hatten keine Hemmungen, ihre Theologie auch ganz praktisch in den Dienst des Krieges zu stellen. Von den Kanzeln ermunterten sie ihre Gemeinden, ihr sauer verdientes Geld in Kriegsanleihen anzulegen. Nicht selten lagen im Kirchenraum die Unterlagen, mit denen man dem Wort des Pfarrers sofort Taten folgen lassen konnte."
"Der Krieg sei vom ´heiligstem christlichem Interesse`, verkündete 1914 das ´Korrespondenzblatt` für die evangelisch-lutherischen Geistlichen in Bayern." Und: Kaiser Wilhelm II ... verstand sich als ein ´Instrument` Gottes und dessen ´auserwähltes Rüstzeug`. Zugleich war der Monarch ein traditionsbewusster evangelischer Christ." (Sonntagsblatt, Evangelische Wochenzeitung für Bayern Nr. 46/2008, S. 29)
Es gab Millionen von Gefallenen, und das Leid in den Familien war groß. Doch die Kirche spielte den Tröster. So z. B. Oberhofprediger Bruno Doehring beispielhaft zu einer Witwe: "Fängst Du an zu verstehen, warum wir dich glücklich preisen? Einmal, weil dein Mann zu Gott gegangen ist, und sodann, weil er auf dem schönsten aller Wege zu ihm zu gehen gewürdigt ist ... Gott und Vaterland! Sie forderten ihn von dir. Wem hättest du ihn wohl lieber gegeben?" (S. 497)
Der Frankfurter Pfarrer Johannes Kübel, auch er beispielhaft für viele, lehrte, der Krieg sei ein göttliches Gebot. (S. 498)
"Nicht wenige Pfarrer glaubten, mit solchem kriegerischen Eifer in den Fußstapfen Martin Luthers zu wandeln ... Ja, er schrieb, dass in einem solchen Fall ´Gott henkt, rädert, enthauptet, tötet und Krieg führt.`" (S. 498; vgl. Der Theologe Nr. 3)
1916 - Hirtenbrief des bayerischen evangelischen Oberkonsistoriums. Es ist ein Appell, im Krieg durchzuhalten.
1917 - Evangelisch-Lutherische Landeskirche in Sachsen wendet sich gegen die Kriegsmüdigkeit in der Bevölkerung: "In Luthers Sinn und Geist alle Verzagtheit zu verbannen ..." (S. 500)
1917 - Wittenberg - Festansprache zum Reformationstag durch den bekannten Pfarrer Otto Dibelius, nach dem 2. Weltkrieg Mitbegründer der EKD in der Bundesrepublik Deutschland, hier noch ein junger Pfarrer: "Mehr als 80.000 Gefangene sind eingebracht ... Ja, das ist eine herrliche Kunde für jedes deutsche Herz." (S. 500)
In Berlin predigt Pfarrer Paul Conrad "zu Ehren Luthers". (S. 500)
"Um den Krieg doch noch zu gewinnen, fasst er [der Historiker Hartmut Lehmann] die Stimmung zusammen, sollten die Deutschen sich Luther mit seinem Gottvertrauen und mit seinem unbeugsamen Kampfeswillen zum Vorbild nehmen. Lehmann: ´Luther avancierte zum Deutschen schlechthin` ... Während auf den Schlachtfeldern im Westen die oft sehr jungen Soldaten mit der Parole ´Gott mit uns` in den Tod liefen, organisierten die Pfarrer die Heimatfront" (Sonntagsblatt, Evangelische Wochenzeitung für Bayern Nr. 46/2008, S. 29).
"Die Mehrzahl der Protestanten identifizierte sich mit einer Huldigungsadresse, die zweihundert deutsche Feldgeistliche und Theologieprofessoren 1917 von einer Kriegstagung in Brüssel an den Kaiser schickten. Darin gelobten sie, ´mit dem tapferen Westheere treulich auszuhalten bis zu einem siegreichen Ende`." (S. 501)
1918 - Nach dem verlorenen Krieg galt: "Uneinsichtigkeit über das Ende hinaus".
"Denen, die um ihre Toten trauern, soll gesagt werden, dass die heiligen Opfer mitwirken zur Auferstehung unseres Volkes." (Kirchliche Position, zit. nach Beuys, S. 502)
"Vor 90 Jahren [1918-2008] endete der 1. Weltkrieg, der in Europa fast 20 Millionen Todesopfer forderte. Das deutsche Kaiserreich ging in einer Revolution unter. Eine Niederlage für die protestantische Pfarrerschaft, die zuvor die Heimatfront organisiert hatte und mit Luther den Kampfeswillen stärken wollte." (Sonntagsblatt, Evangelische Wochenzeitung für Bayern Nr. 46/2008, S. 29)
1919 - Kirchliches Jahrbuch: "Wo bleibt Gottes Gerechtigkeit?" Lutherische Theologen zogen Gott zur Rechenschaft, "weil dieser die Anstrengungen, die Leistungen, den Glaubenseifer seiner Getreuen nicht honoriert hatte" und Deutschland den Krieg verloren hatte. (S. 503)
Ab 1918 - Zwangsläufiges Ende der Staatskirche; Beginn des Kirchensteuersystems, das später unter Adolf Hitler weiter ausgebaut wurde.
Anmerkung: Der Katholik Hitler zahlte übrigens bis zu seinem Lebensende 1945 seinen Kirchenbeitrag stets vollständig und pünktlich, während es bei anderen Steuern teilweise erhebliche Auseinandersetzungen zwischen ihm und den Steuerbehörden gab.
Die Kirchenführer jubeln erneut:
"Nach dem ersten Schock erkannten führende Kirchenmänner, was sie gewonnen hatten; eine noch nie da gewesene Unabhängigkeit und zugleich - so vollständig war die Trennung von Staat und Kirche denn doch nicht - eine feste Einnahmequelle durch das Kirchensteuersystem." (S. 505)
Otto Dibelius, jetzt Superintendent, veröffentlicht im Jahr 1926 ein Buch über das 20. Jahrhundert, "Das Jahrhundert der Kirche": "Wir haben eine Kirche. Wir stehen vor einer Wendung, die niemand hatte voraussehen können. Das Ziel ist erreicht! Gott wollte eine evangelische Kirche." (S. 505)
Gleichzeitig nimmt die Judendiskriminierung durch die Kirche immer stärkere Ausmaße an.
Wie es weitergeht, lesen Sie in "Der Theologe Nr. 4" -
Die evangelische Kirche und der Holocaust
"Je länger der Krieg dauerte, je voller die Kirchen"
Ein Beispiel:
"Je länger der Krieg dauerte, je christlicher wurden die Gedanken und je voller die Kirchen." (Der damalige Offizier Günther Strahl anlässlich der vollen Kirchen in Deutschland zu Weihnachten 1944; zit. nach "Weihnachtsbaum und Hakenkreuz", eine Fernseh-Dokumentation von Martin Hübner, MDR 2002)
Als Beispiel für die Kriegsbegeisterung auf römisch-katholischer Seite sei an dieser Stelle auf Kardinal Michael Faulhaber und Kardinal Clemens August von Galen (1878-1946; im Volksmund "Löwe von Münster" genannt) hingewiesen. Bischof von Galen war z. B. ein Einpeitscher, die die deutschen Soldaten regelrecht in den Krieg trieb und ihnen im Todesfall das ewige Paradies versprach. Er wurde im Jahr 2005 selig gesprochen. Siehe dazu im Anhang unsere Meldung Kardinal von Galen - Seligsprechung eines Kriegstreibers.
http://www.theologe.de/theologe6.htm#20.-Jahrhundert
ein einziges sündenpfuhl.....
@arenyx
GiusAcc schrieb:aber ... was passiert mit den kirchen ab 1914 ?guggst du hier:
Doch die Kirchenaustritte nehmen weiter zu, allein 60.000 zwischen 1910 und 1913.
Bis 1914 wieder die Wende kommt.
3) Zeittafel ab 1914
"Es kam der Tag, da wurden aller Streit, alle Differenzen, unwichtig" - der 1.8.1914.
"Wie 1813 und 1870 im Kampf gegen Frankreich funktionierten die evangelischen Kirchen die deutsche Sache um zu Gottes ureigenem Auftrag und erklärten, dass der Segen des Christengottes vor allen anderen auf deutschen Waffen ruhe." (S. 495)
Der Evangelische Oberkirchenrat jubelt und schreibt an alle Geistlichen und Gemeinderäte in Preußen: "Mit hoher Freude sehen alle, die unser Volk lieb haben, wie unter der Not des mit ungeheurem Frevelmut uns aufgezwungenen Krieges das religiöse Bedürfnis in unsern Gemeinden erwacht. Gotteshäuser und Gottesdienst füllen sich. Scheinbar erstorbene Glaubensfunken leuchten wieder auf ... Unser Volk findet seinen Gott wieder und spricht zu ihm als seinem Hort und seiner Zuflucht." (S. 495)
Der Krieg baute sich auf und begann, und die Kirchenaustritte hörten auf. "Der Krieg bremste kurzfristig diese Fluchtbewegung. Die Kirche wurde wieder zum Zentrum." (S. 496)
In der Kirche wurden parallel dazu auch die völkischen Gedanken mehr und mehr verbreitet.
Z. B. durch Missionsinspektor Witte 1914: "Unsere 67 Millionen brauchen mehr Raum als die zu eng werdende Heimat." (S. 496 f.)
"Die allermeisten Pfarrer hatten keine Hemmungen, ihre Theologie auch ganz praktisch in den Dienst des Krieges zu stellen. Von den Kanzeln ermunterten sie ihre Gemeinden, ihr sauer verdientes Geld in Kriegsanleihen anzulegen. Nicht selten lagen im Kirchenraum die Unterlagen, mit denen man dem Wort des Pfarrers sofort Taten folgen lassen konnte."
"Der Krieg sei vom ´heiligstem christlichem Interesse`, verkündete 1914 das ´Korrespondenzblatt` für die evangelisch-lutherischen Geistlichen in Bayern." Und: Kaiser Wilhelm II ... verstand sich als ein ´Instrument` Gottes und dessen ´auserwähltes Rüstzeug`. Zugleich war der Monarch ein traditionsbewusster evangelischer Christ." (Sonntagsblatt, Evangelische Wochenzeitung für Bayern Nr. 46/2008, S. 29)
Es gab Millionen von Gefallenen, und das Leid in den Familien war groß. Doch die Kirche spielte den Tröster. So z. B. Oberhofprediger Bruno Doehring beispielhaft zu einer Witwe: "Fängst Du an zu verstehen, warum wir dich glücklich preisen? Einmal, weil dein Mann zu Gott gegangen ist, und sodann, weil er auf dem schönsten aller Wege zu ihm zu gehen gewürdigt ist ... Gott und Vaterland! Sie forderten ihn von dir. Wem hättest du ihn wohl lieber gegeben?" (S. 497)
Der Frankfurter Pfarrer Johannes Kübel, auch er beispielhaft für viele, lehrte, der Krieg sei ein göttliches Gebot. (S. 498)
"Nicht wenige Pfarrer glaubten, mit solchem kriegerischen Eifer in den Fußstapfen Martin Luthers zu wandeln ... Ja, er schrieb, dass in einem solchen Fall ´Gott henkt, rädert, enthauptet, tötet und Krieg führt.`" (S. 498; vgl. Der Theologe Nr. 3)
1916 - Hirtenbrief des bayerischen evangelischen Oberkonsistoriums. Es ist ein Appell, im Krieg durchzuhalten.
1917 - Evangelisch-Lutherische Landeskirche in Sachsen wendet sich gegen die Kriegsmüdigkeit in der Bevölkerung: "In Luthers Sinn und Geist alle Verzagtheit zu verbannen ..." (S. 500)
1917 - Wittenberg - Festansprache zum Reformationstag durch den bekannten Pfarrer Otto Dibelius, nach dem 2. Weltkrieg Mitbegründer der EKD in der Bundesrepublik Deutschland, hier noch ein junger Pfarrer: "Mehr als 80.000 Gefangene sind eingebracht ... Ja, das ist eine herrliche Kunde für jedes deutsche Herz." (S. 500)
In Berlin predigt Pfarrer Paul Conrad "zu Ehren Luthers". (S. 500)
"Um den Krieg doch noch zu gewinnen, fasst er [der Historiker Hartmut Lehmann] die Stimmung zusammen, sollten die Deutschen sich Luther mit seinem Gottvertrauen und mit seinem unbeugsamen Kampfeswillen zum Vorbild nehmen. Lehmann: ´Luther avancierte zum Deutschen schlechthin` ... Während auf den Schlachtfeldern im Westen die oft sehr jungen Soldaten mit der Parole ´Gott mit uns` in den Tod liefen, organisierten die Pfarrer die Heimatfront" (Sonntagsblatt, Evangelische Wochenzeitung für Bayern Nr. 46/2008, S. 29).
"Die Mehrzahl der Protestanten identifizierte sich mit einer Huldigungsadresse, die zweihundert deutsche Feldgeistliche und Theologieprofessoren 1917 von einer Kriegstagung in Brüssel an den Kaiser schickten. Darin gelobten sie, ´mit dem tapferen Westheere treulich auszuhalten bis zu einem siegreichen Ende`." (S. 501)
1918 - Nach dem verlorenen Krieg galt: "Uneinsichtigkeit über das Ende hinaus".
"Denen, die um ihre Toten trauern, soll gesagt werden, dass die heiligen Opfer mitwirken zur Auferstehung unseres Volkes." (Kirchliche Position, zit. nach Beuys, S. 502)
"Vor 90 Jahren [1918-2008] endete der 1. Weltkrieg, der in Europa fast 20 Millionen Todesopfer forderte. Das deutsche Kaiserreich ging in einer Revolution unter. Eine Niederlage für die protestantische Pfarrerschaft, die zuvor die Heimatfront organisiert hatte und mit Luther den Kampfeswillen stärken wollte." (Sonntagsblatt, Evangelische Wochenzeitung für Bayern Nr. 46/2008, S. 29)
1919 - Kirchliches Jahrbuch: "Wo bleibt Gottes Gerechtigkeit?" Lutherische Theologen zogen Gott zur Rechenschaft, "weil dieser die Anstrengungen, die Leistungen, den Glaubenseifer seiner Getreuen nicht honoriert hatte" und Deutschland den Krieg verloren hatte. (S. 503)
Ab 1918 - Zwangsläufiges Ende der Staatskirche; Beginn des Kirchensteuersystems, das später unter Adolf Hitler weiter ausgebaut wurde.
Anmerkung: Der Katholik Hitler zahlte übrigens bis zu seinem Lebensende 1945 seinen Kirchenbeitrag stets vollständig und pünktlich, während es bei anderen Steuern teilweise erhebliche Auseinandersetzungen zwischen ihm und den Steuerbehörden gab.
Die Kirchenführer jubeln erneut:
"Nach dem ersten Schock erkannten führende Kirchenmänner, was sie gewonnen hatten; eine noch nie da gewesene Unabhängigkeit und zugleich - so vollständig war die Trennung von Staat und Kirche denn doch nicht - eine feste Einnahmequelle durch das Kirchensteuersystem." (S. 505)
Otto Dibelius, jetzt Superintendent, veröffentlicht im Jahr 1926 ein Buch über das 20. Jahrhundert, "Das Jahrhundert der Kirche": "Wir haben eine Kirche. Wir stehen vor einer Wendung, die niemand hatte voraussehen können. Das Ziel ist erreicht! Gott wollte eine evangelische Kirche." (S. 505)
Gleichzeitig nimmt die Judendiskriminierung durch die Kirche immer stärkere Ausmaße an.
Wie es weitergeht, lesen Sie in "Der Theologe Nr. 4" -
Die evangelische Kirche und der Holocaust
"Je länger der Krieg dauerte, je voller die Kirchen"
Ein Beispiel:
"Je länger der Krieg dauerte, je christlicher wurden die Gedanken und je voller die Kirchen." (Der damalige Offizier Günther Strahl anlässlich der vollen Kirchen in Deutschland zu Weihnachten 1944; zit. nach "Weihnachtsbaum und Hakenkreuz", eine Fernseh-Dokumentation von Martin Hübner, MDR 2002)
Als Beispiel für die Kriegsbegeisterung auf römisch-katholischer Seite sei an dieser Stelle auf Kardinal Michael Faulhaber und Kardinal Clemens August von Galen (1878-1946; im Volksmund "Löwe von Münster" genannt) hingewiesen. Bischof von Galen war z. B. ein Einpeitscher, die die deutschen Soldaten regelrecht in den Krieg trieb und ihnen im Todesfall das ewige Paradies versprach. Er wurde im Jahr 2005 selig gesprochen. Siehe dazu im Anhang unsere Meldung Kardinal von Galen - Seligsprechung eines Kriegstreibers.
http://www.theologe.de/theologe6.htm#20.-Jahrhundert
ein einziges sündenpfuhl.....