Link: www.abendblatt.de (extern) (Archiv-Version vom 22.03.2007)Diskussion, Meinungsaustauch, ist immer wünschenswert.
Hier gleich malein aktueller Beitrag zum Thema: Verstehen fremder Kulturen und Gebräuche unterZuhilfenahme einfachster Hilfsmittel, wie zB die der künstlerischen Darstellung.
Hamburger Kunstszene „Das schwarze Quadrat“
Umstrittener Kubus errichtet
Blick auf den riesigen schwarzen Würfel an der Kunsthalle in Hamburg. Der KünstlerGregor Schneider erinnert mit dem 14 Meter hohen und 13 Meter breiten schwarzen Kubus andie Kaaba in Mekka. Foto: dpa - siehe Link.
Hamburg -
Endlich ist erRealität: Nach heftigen kulturpolitischen Querelen in Venedig und Berlin ist GregorSchneiders schwarzer Kubus, der an die Kaaba in Mekka erinnert, in Hamburg angekommen.Auf dem Plateau zwischen dem historischen Gründungsbau der Kunsthalle und der Galerie derGegenwart hat der 37- Jährige aus Mönchengladbach-Rheydt seinen 14 Meter hohen, 13 Metertiefen und breiten schwarzen Würfel errichtet. Das umstrittene Kunstwerk ist Teil derAusstellung „Das schwarze Quadrat - Hommage an Malewitsch“ zum 50-jährigen Jubiläum derStädtepartnerschaft Hamburg- St. Petersburg. Die offizielle Eröffnung der Kunsthalle istam Donnerstag.
Die Kunstbiennale in Venedig (2005) und der Hamburger Bahnhof inBerlin (2006) hatten das Projekt „aus politischen Bedenken“ abgelehnt. Das Verbot und diehitzigen Diskussionen, die darauf folgten, kann der Künstler, der sich in seinen Arbeitenvor allem mit Räumen auseinander setzt, bis heute nicht verstehen. Seine Skulptur beziehesich auf die Kaaba und sei durch sie inspiriert, stehe aber auch in Zusammenhang mitseinen bisherigen Arbeiten und der modernen westlichen Kunst. „Das Wunderbare ist doch,dass es sich um eine universelle Form handelt, die frei ist für alle Interpretationen“,sagte Schneider in einem dpa-Gespräch.
Der neue Direktor der HamburgerKunsthalle, Hubertus Gaßner, war von dem Projekt von Anfang an begeistert: „Der Würfelist eine Hommage an das Schwarze Quadrat und kann so den Dialog der Kulturen fördern“,verkündete er. Für ihn kann der Würfel sogar zu einem „Mahnmal der Toleranz“ werden. Umeventuellen Protesten gleich im Vorfeld zu begegnen, wurde die Ausstellung gemeinsam mitVertretern der Stadt und der muslimischen Gemeinden vorbereitet. Und die hatten nichtsgegen den Kubus einzuwenden. „Es ist nicht verboten, die Kaaba darzustellen. Es gibtDarstellungen in Hülle und Fülle“, hatte bereits 2005 der damalige Vorsitzende desZentralrats der Muslime, Nadeem Elyas, betont.
„In Venedig und Berlin wurde derKubus verboten, ohne dass die Verantwortlichen mit einem einzigen Moslem gesprochenhaben“, sagte Schneider. In der weltoffenen Hansestadt sei die Kritik bisherausgeblieben. Im Gegenteil: Immer wieder betonen die Vertreter der Muslime, wie AnfangFebruar bei einer Podiumsdiskussion mit dem Künstler in der Kunsthalle, dass sie nichtsgegen das Kunstwerk einzuwenden hätten. Ahmet Yazici, Vertreter des Bündnissesislamischer Gemeinden Norddeutschlands, sprach sogar davon, dass sich die Muslime „nichtnur gebauchpinselt, sondern wirklich verstanden“ fühlen könnten. „Ich habe noch nie vonMuslimen eine Aussage gehört, dass sie den Kubus schlecht finden.“
Vielleichtwürden sogar viele Muslime die Ausstellung besuchen, quasi als Vorbereitung auf einePilger-Fahrt nach Mekka. Tausende von Hamburgern fahren zudem jeden Tag mit dem Auto aufder viel befahrenen Hauptstraße an dem schwarzen Kubus vorbei. Trotzdem bleibt auch inder Hansestadt die Angst vor unvorhersehbaren Ereignissen. „Eine Skulptur im öffentlichenRaum ist grundsätzlich verletzlich“, gibt auch Schneider zu. Deshalb hat er vor Beginnder Ausstellung nochmals die umliegenden Moscheen im Stadtteil St. Georg besucht. „Hierin Hamburg kommt der Kubus in 2007 an. Hier haben wir Assoziationen bis zur Döner-Bude umdie Ecke.“
dpa
Aktualisiert am 19. März 2007 um 9:53
Hier nochein weiterer Artikel zum Thema: Was ist ein schwarzer Kubus?
http://www.heise.de/tp/r4/artikel/24/24660/1.htmlGruß