@pere_ubuOkay, nun zum ersten Beispiel:
Pan_narrans schrieb:Zum Beispiel müßte zu erkennen sein, daß die Flossen der Fische den Beinen der Amphibien immer ähnlicher wurden
Neil Shubin beschreibt in seinem Buch
Der Fisch in uns (leider besitze ich nur die deutsche Übersetzung und nicht das englischsprachige Original), wie er ein Fossil fand, welches genau diese Kriterien erfüllt.
Schauen wir uns die Vorderextremitäten der Lurche an, so sehen wir, dass diese aus einem Oberarmknochen, zwei Unterarmknochen (Elle und Speiche), dann einer Vielzahl von Handwurzelknochen, mehreren Mittelhandknochen und schlussendlich ebenfalls einer Vielzahl an Fingerknochen bestehen. Dieses Schema bezeichnet Shubin ebenso salopp, wie einprägsam, als "ein Knochen - zwei Knochen - Knöchelchen - Finger". Und dieses Schema finden wir bei allen Tetrapoden, also allen Wirbeltieren mit Ausnahme der Fische.
Beispiele für das "ein Knochen - zwei Knochen - Knöchelchen - Finger" SchemaDieses Schema finden wir auch schon bei den ältesten uns bekannten Amphibium
Ichthyostega, dessen Alter mit etwa 370 Millionen Jahren bestimmt wurde.
Tetrapoden-Extremität von Ichthyostega mit 7 Fingern. (Clack, 2002a) Quelle: Junker, 2004Wie gerade erwähnt sehen die Extremitäten der meisten Knochenfische deutlich anders aus. Hier befinden sich am Ansatz der Pektoralflossen, die als homolog zu unseren Armen/Vorderläufen zu sehen sind, viele Knochen. Daran schließt sich dann Knorpel und Flossenhaut an.
Wie aus der Formulierung "der meisten Knochenfische" schon zu ahnen ist, gibt es da eine rezente Ausnahme, nämlich die Lungenfische. Diese besitzen am Flossenansatz nur einen Knochen. Das heißt also, dass sie einen Oberarmknochen aufweisen.
Wir haben nun also schon den ersten Teil unseres "ein Knochen - zwei Knochen - Knöchelchen - Finger" Schemas.
Wie der Name dieser Fische schon andeutet, besitzen sie ebenfalls eine primitive Lunge. Das dieses beides bei diesen Tieren zusammen fällt, sollte uns zu denken geben.
1881 fand man dann in Quebec das Fossil eines Fisches der
Eusthenopteron getauft wurde und auf ein Alter von etwa 385 Millionen Jahren bestimmt wurde. Dieser Fisch zeigte im Anschluss an einen Oberarmknochen, den er wie die Lungenfische besaß,zwei weitere Knochen. Er hatte also schon den "ein Knochen - zwei Knochen" Teil des "ein Knochen - zwei Knochen - Knöchelchen - Finger" Schemas und zwar eingebettet in eine Flosse.
An der gleichen Stelle in Grönland, an der in den 20er Jahren das älteste Amphibium
Ichthyostega gefunden wurde, fand man im übrigen 1988 ein weiteres frühes Amphibium, welches aus etwa der gleichen Zeit stammt. Dieses
Acanthostega genannte Tier hatte zwar den gleichen "ein Knochen - zwei Knochen - Knöchelchen - Finger" Aufbau seiner Extremitäten, wie alle anderen Tetrapoden, jedoch war an ihm interessant, dass seine Gliedmaßen nicht zur Bewegung an Land geeignet waren. Das führte zu der Hypothese, dass die ersten Tetrapodaextremitäten zum Klammern an den Untergrund, bzw. Pflanzen in flachen Gewässern genutzt wurden.
Illustration der Extremitätenskelette. Shubin 2008Was nun fehlte, war ein Fisch, der ein frühes Handgelenk aufwies. Also einer, der die vielen Knöchelchen, die man ja auch schon in
Eusthenopteron erkennen kann, in irgendeiner funktionellen Art mit den zwei Knochen verband. Und zwar in einer Weise, die noch kein vollständiges "ein Knochen - zwei Knochen - Knöchelchen - Finger" Schema ist. Da man wusste wie alt der frühste Lurch war (etwa 370 Millionen Jahre als) und wie alt die jüngsten Fische die ein "ein Knochen - zwei Knochen" Schema aufwiesen (385 Millionen Jahre) waren, wusste man, wie alt die Gesteine waren, in denen man suchen musste. Nämlich zwischen 385 Millionen Jahren und 370 Millionen Jahren alt. Außerdem wusste man, dass Fossilien am besten in Sedimentgesteinen langsam fließender Gewässer entstehen und dass alle relevanten Fossilien im Bereich Grönland und Nordamerika gemacht wurden. Mit diesem wissen konnte man einen Bereich suchen, wo genau solche Gesteine an der Oberfläche frei lagen. Diesen fand man auch im Nordosten Kanadas in dem Nunavut-Territorium.
Wie vorhergesagt, konnte nach einigen Jahren der Suche, im Jahr 2004, dann auch genau so ein Fisch gefunden werden, wie man suchte. In Abstimmung mit den Einwohnern der Nunavut-Territoriums wurde dieser Fisch
Tiktaalik, was soviel wie
großer Brackwasserfisch bedeutet, genannt.
Original anzeigen (0,5 MB)Extremität von TiktaalikWie man im obigen Bild sieht, schließt sich an einen der zwei Knochen des "ein Knochen - zwei Knochen" Systems, der unserer Elle entspricht, ein kleiner würfelförmiger Knochen an. Dieser trägt an Ende ein Gelenk, an dem vier weitere Knochen anschließen können. Es ist ein primitives Handgelenk, also genau das, wonach Shubin mit seiner Arbeitsgruppe gesucht hatte.
Wir können also, genau so, wie vorhergesagt und von Deinem Artikel gefordert, erkennen, "daß die Flossen der Fische den Beinen der Amphibien immer ähnlicher wurden".
Entwicklung der Flossen zu BeinenSchön ist hier, dass, der Rechtschreibung nach, der Wachturmartikel vor der Rechtschreibreform von 1996 geschrieben wurde. Diese spezielle Vorhersage die in ihm über die Evolution getätigt wurde, konnte dann 2004 bestätigt werden. Dadurch stützt der Wachturmartikel in schöner Weise, wenn auch wahrscheinlich unfreiwillig, die Evolution.