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Haltbares Fleisch: Verdirbt Schweinefleisch schneller als Rind- oder Lammfleisch?
Schweinefleisch hat nicht den besten Ruf. Muslime beispielsweise essen es nicht. Eine Begründung: Rind- und Lammfleisch seien außerhalb des Kühlschranks haltbarer. Stimmt das? Verdirbt Schweinefleisch wirklich schneller?
Ein WDR 5-Fan, selbst Vegetarier, hat sich im Bekanntenkreis mit türkischen Freunden darüber unterhalten, warum Muslime eigentlich kein Schweinefleisch essen. Natürlich wurde in diesem Zusammenhang auch das Verhalten der Schweine genannt (wie sie hausen, sich im Dreck suhlen ...). Oft kam aber auch diese Begründung: Es habe zu Mohammeds Zeiten logischerweise keine Kühlschränke gegeben - Rind- und Lammfleisch hätten sich seinerzeit gegenüber Schweinefleisch als haltbarer erwiesen, wogegen Schweinefleisch schneller verdorben sei und daher öfter Krankheiten ausgelöst habe. Stimmt das? Verdirbt Schweinefleisch - außerhalb des Kühlschranks - wirklich schneller als Rind- oder Lammfleisch?
Der schlechte Ruf des Schweinefleischs
Audio
Audio: Die Kleine Anfrage: Verdirbt Schweinefleisch schneller als Rind- oder Lammfleisch? (Sendedatum 03.11.2011)
In vielen Religionen wie im Islam oder bei den Juden ist der Verzehr von Schweinefleisch verboten - das Schwein gilt als unreines Tier, das sich im eigenen Dreck suhlt. Doch ist das der Grund, weshalb das Fleisch nicht gegessen werden soll? Oder stecken da vielleicht gesundheitliche Gründe dahinter?
Mangelnde Haltbarkeit
Als der Koran geschrieben wurde, gab es natürlich noch keine Kühlschränke. Problematisch beim Schweinefleisch, denn das hält selbst gut gekühlt nur eine Woche! Das hat allerdings nichts mit Unreinheit zu tun, sondern mit besonders aktiven Enzymen, die den Eiweiß- und Fettabbau beschleunigen. Dadurch reift Schweinefleisch auch viel schneller als Rindfleisch, das erst mal gut zwei Wochen hängen muss bis es genießbar ist!
Doch Hühnerfleisch verdirbt noch schneller als Schweinefleisch – und ist trotzdem nicht verboten…
Schweinefleisch ist ungesund?
Stimmt nicht - ungesund ist, wenn man zu viel Fleisch isst oder zu fettiges Fleisch. Zwar ist Schweinefleisch in der Regel etwas fettiger als Rind- oder Lammfleisch, aber dafür ist das Fettsäuremuster auch günstiger als das von Rind oder Schaf, da es zu einem erheblichen Teil aus ungesättigten Fettsäuren besteht. Auch der Cholesteringehalt ist nicht per se höher, denn der richtet sich nach dem Fettgehalt, egal ob vom Schwein oder vom Rind.
Schweinefleisch überträgt Krankheiten?
Ein etwas älterer wissenschaftlicher Erklärungsversuch für das Verbot von Schweinefleisch vermutete als Grund die Übertragung von gefährlichen Parasiten. Als gefährlichster Parasit gelten bis heute die Trichine, winzige Fadenwürmer, die durch den Verzehr von nicht durchgegartem Schweinefleisch auch Menschen befallen können. Gefährlich werden können diese Trichine dem Menschen insbesondere, wenn sich ihre Larven im Körper ausbreiten und dann zu Fieber, Ödemen und in seltenen Fällen zum Tod führen können.
Trichinen sind mit bloßem Auge nicht zu erkennen, deswegen wurde 1900 das "Reichsfleischbeschaugesetz" eingeführt, nachdem jedes geschlachtete Schwein mikroskopisch untersucht werden muss - seitdem gibt es in Europa kaum noch Trichinose-Erkrankungen.
Meterlange Schweinebandwürmer
Diese Fleischuntersuchung hat auch dem Schweinebandwurm den Garaus gemacht, das ist ein weiterer gefürchteter Parasit, der vom Schwein auf den Menschen übertragen werden kann und der - je nachdem, wo sich die Bandwurmlarven einnisten - zu schweren gesundheitlichen Problemen führen kann. Doch weder die Fadenwürmer noch der Schweinebandwurm dürften ausschlaggebend für das Schweinefleisch-Verbot gewesen sein, schließlich haben auch Rinder und Schafe Bandwürmer und andere Parasiten, die den Menschen ebenso gefährlich werden können.
Futterneid!
Ein moderner Erklärungsversuch geht von eher ökonomischen Faktoren aus: Durch eine zunehmende landwirtschaftliche Nutzung schrumpften um 2000 v. Chr. in den Ländern des Nahen Ostens und Nordafrikas die Wälder. Doch mit den Wäldern verloren die Schweine ihr natürliches Habitat und damit Nahrung, Schatten und feuchten Schlamm zum Suhlen. So wurden sie zunehmend zum Nahrungskonkurrenten des Menschen, hätten also mit Getreide und dem knapp gewordenen Wasser versorgt werden müssen. Zu dieser Zeit begann auch der Verzehr von Schweinefleisch zunehmend verpönt und mit religiösen Verboten belegt zu werden, so in Phönizien, Babylonien und Ägypten, später bei den Juden und schließlich bei den Muslimen.
Kein Schwein auf den Tisch
Im Judentum und im Islam ist Schweinefleisch verboten. Die Juden halten sich damit an ihr Gebot, dass sie nur Tiere mit gespaltenen Zehen essen dürfen, die gleichzeitig Wiederkäuer sind. Da das Schwein kein Wiederkäuer ist, wird es von den Juden nicht gegessen. Bei den Muslimen verbietet der Koran, die heilige Schrift des Islams, das Zubereiten und Essen von Schweinefleisch. Wegen seiner Vorliebe für Schlamm gilt das Schwein in beiden Religionen als unrein.
Essen und Trinken
Was gläubige Muslime essen und trinken dürfen, ist klar geregelt: im Koran und in der Sunna, den überlieferten Worten und Handlungen Mohammeds. Alkohol ist für Muslime verboten, haram. Das gilt auch für Schweinefleisch und Fleisch von anderen Fleischfressern, von Aas, Opfertieren und von nicht ausgebluteten Tieren.
http://www.wdr5.de/sendungen/leonardo/diekleineanfrage/alltag/fleisch108.html