Was wäre das Gute ohne das Böse?
08.10.2006 um 09:15Im Kampf des Guten gegen das Böse ist es immer die einfache Bevölkerung, die die Totenstellt. Terroristen haben in New York und in Washington Arbeiter aus 50 Ländernumgebracht, im Namen des Guten gegen das Böse. Und im Namen des Guten gegen das Böse,schwört Präsident Bush Rache: "Wir werden das Böse aus dieser Welt auslöschen."
Das Böse auslöschen? Was wäre das Gute ohne das Böse? Nicht nur die religiösenFanatiker benötigen Feinde, um ihren Wahnsinn zu rechtfertigen. Auch dieRüstungsindustrie und der gigantische Militärapparat der USA benötigen Feinde, um ihreExistenz zu rechtfertigen. Gute und Böse, Böse und Gute: die Akteure vertauschen dieMasken, die Helden werden zu Monstren und die Monster zu Helden, ganz so wie esdiejenigen fordern, die das Drama schreiben.
Das ist gar nichts Neues. Derdeutsche Wissenschaftler Werner von Braun war böse, als er die V-2-Raketen erfand, dieHitler über London ablud, doch er wandelte sich zu einem "Guten" an jenem Tag, an dem ersein Talent in die Dienste der Vereinigten Staaten stellte. Stalin war gut während desZweiten Weltkrieges und böse danach, als er das Reich des Bösen dirigierte. In den Jahrendes Kalten Krieges schrieb John Steinbeck: "Vielleicht braucht die ganze Welt Russen. Ichwette, auch in Russland brauchen sie Russen. Vielleicht nennen sie sie dort Amerikaner."Später wurden die Russen besser. Jetzt erklärt auch Putin: "Das Böse muss bestraftwerden."
Saddam Hussein war gut und gut waren die Chemiewaffen, die er gegendie Iraner und die Kurden einsetzte. Später wurde er böser. Da hieß er bereits SatanHussein - damals, als die Vereinigten Staaten gerade Panama überfallen hatten und denIrak angriffen, weil der Irak Kuwait überfallen hatte. Bush Vater trug für diesen Krieggegen das Böse die Verantwortung. Mit dem humanitären und mitleidenden Geist, der seineFamilie charakterisiert, brachte er mehr als hunderttausend Iraker um, Zivilisten inihrer großen Mehrheit.
Satan Hussein ist immer noch dort, wo er war, aberdieser Feind Nummer Eins der Menschheit ist auf die Position des Feindes Nummer Zweizurück gefallen. Die Geißel der Welt nennt sich nun Osama bin Laden. Der CIA hatte ihmalles beigebracht, was er in Sachen Terrorismus wissen musste: Bin Laden, geliebt undbewaffnet von der Regierung der USA, war einer der wichtigsten "Freiheitskämpfer" gegenden Kommunismus in Afghanistan. Bush Vater war Vizepräsident als Präsident Reagan sagte,diese Helden seien "das moralische Äquivalent der Gründerväter Amerikas". Hollywood wareinverstanden mit dem Weißen Haus. Damals wurde Rambo 3 gedreht: die afghanischen Muslimewaren die Guten. Jetzt, dreizehn Jahre später, in Zeiten von Bush Sohn, sind sie diebösesten Bösen.
Der ehemalige US-Außenminister Henry Kissinger war einer derersten, die gegenüber der jüngsten Tragödie reagierten. "Genauso schuldig wie dieTerroristen sind diejenigen, die Unterstützung, Finanzierung und Inspiration leisten",urteilte er mit Worten, die Präsident Bush wenige Stunden danach wiederholte. Wenn das soist, müsste man damit anfangen, Kissinger zu bombardieren. Er müsste sich wohl nocheiniger Verbrechen mehr schuldig bekennen als von Bin Laden und von allen in dieser Weltexistierenden Terroristen zusammen begangen wurden. Und zudem in viel mehr Ländern: imDienste mehrerer US-Regierungen stehend, leistete er "Unterstützung, Finanzierung undInspiration" - dem Staatsterror in Indonesien, Kambodscha, Zypern, Südafrika, Iran,Bangladesh und in den südamerikanischen Ländern, die den schmutzigen Krieg des PlanCondor durchmachten.
Am 11. September 1973, genau 28 Jahre vor den jetzigenFeuerbällen, hatte der Präsidentenpalast in Chile in Flammen gestanden. Kissinger war es,der die Grabinschrift für Salvador Allende und die chilenische Demokratie vorweg genommenhatte, als er das Ergebnis der chilenischen Wahlen kommentierte: "Wir müssen nichtakzeptieren, dass ein Land wegen der Unverantwortlichkeit seiner Bevölkerung marxistischwird." Die Verachtung des Volkswillens ist eine der zahlreichen Übereinstimmungenzwischen dem Staatsterrorismus und dem Privatterrorismus. Um ein Beispiel zu nennen, dieETA, die Menschen im Namen der Unabhängigkeit des Baskenlandes umbringt, erklärt durcheinen ihrer Sprecher: "Rechte haben nichts mit Mehrheiten und Minderheiten zu tun."
Der handwerkliche und der hochtechnisierte Terrorismus, der der religiösenFundamentalisten und der der Marktfundamentalisten, der der Verzweifelten und der derMächtigen, der der losgelassenen Irren und der der Profis in Uniform ähneln sich inVielem. Alle teilen dieselbe Verachtung für das menschliche Leben: Die Mörder der 5.000zermalmten Bürger unter den Trümmern der Zwillingstürme, die wie Sandburgen einstürztenund die Mörder der 200.000 Guatemalteken, in ihrer Mehrheit Indigenas, die ausgelöschtwurden, ohne dass ihnen jemals das Fernsehen oder die Zeitungen der Welt geringsteAufmerksamkeit geschenkt hätten. Sie, die Guatemalteken, wurden nicht von irgendeinemfanatischen Muslim geopfert, sondern von terroristischen Militärs, die "Unterstützung,Finanzierung und Inspiration" von den aufeinander folgenden US-Regierungen erhielten.
Alle in den Tod Verliebten stimmen ebenfalls in ihrer Besessenheit überein, diesozialen, kulturellen und nationalen Widersprüche auf militärische Begriffe zureduzieren. Im Namen des Guten gegen das Böse, im Namen der einzigen Wahrheit, lösen siealle alles, indem sie zuerst umbringen und danach fragen. Und auf diesem Weg enden siedamit, den Feind zu nähren, den sie bekämpfen. Es waren die Greueltaten des SenderoLuminoso, die in großem Maße den Präsidenten Fujimori ausbrüteten, der mit beträchtlicherUnterstützung aus der Bevölkerung ein Terrorregime errichtete und Peru zum Preis einerBanane verkaufte. Es waren die Greueltaten der USA im Mittleren Osten, die in großem Maßeden heiligen Krieg von Allahs Terrorismus ausbrüteten.
Auch wenn jetzt derFührer 'der Zivilisation' zu einem neuem Kreuzzug aufruft, Allah ist für die Verbrechen,die in seinem Namen begangen werden, nicht schuldig. Schließlich hat Gott nicht denHolocaust der Nazis gegen die Anhänger Jehovas befohlen und es war nicht Jehova, der dasMassaker von Sabra und Chatila anordnete oder vorschrieb, die Palästinenser von ihremLand zu vertreiben. Sind nicht Jehova, Allah und Gott nüchtern betrachtet drei Nameneiner selben Divinität? Eine Tragödie von Irrtümern: Man weiß nicht mehr, wer wer ist.Der Rauch der Explosionen als Teil eines viel riesigeren Rauchvorhanges, der uns am Sehenhindert. Die Terrorismen zwingen uns, von einer Rache zur anderen zu stolpern. Ich seheein kürzlich veröffentlichtes Foto vor mir: auf eine Wand in New York hatte eine Handgeschrieben: "Auge um Auge lässt die Welt blind."
Die Gewaltspirale bringtGewalt und auch Konfusion hervor: Schmerz, Angst, Intoleranz, Hass, Wahnsinn. In PortoAlegre warnte zu Beginn dieses Jahres der Algerier Ahmed Ben Bella: "Dieses System, dasbereits die Kühe zum Wahnsinn trieb, ist dabei, auch die Leute wahnsinnig zu machen." Unddie Wahnsinnigen, wahnsinnig vor Hass, agieren genauso wie die Macht, die siehervorbringt. Ein dreijähriges Kind, mit dem Namen Luca, kommentierte in diesen Tagen."Die Welt weiß nicht, wo ihr Haus ist." Der Kleine schaute auf eine Landkarte. Er hätteauch eine Nachrichtensendung sehen können.
Das Böse auslöschen? Was wäre das Gute ohne das Böse? Nicht nur die religiösenFanatiker benötigen Feinde, um ihren Wahnsinn zu rechtfertigen. Auch dieRüstungsindustrie und der gigantische Militärapparat der USA benötigen Feinde, um ihreExistenz zu rechtfertigen. Gute und Böse, Böse und Gute: die Akteure vertauschen dieMasken, die Helden werden zu Monstren und die Monster zu Helden, ganz so wie esdiejenigen fordern, die das Drama schreiben.
Das ist gar nichts Neues. Derdeutsche Wissenschaftler Werner von Braun war böse, als er die V-2-Raketen erfand, dieHitler über London ablud, doch er wandelte sich zu einem "Guten" an jenem Tag, an dem ersein Talent in die Dienste der Vereinigten Staaten stellte. Stalin war gut während desZweiten Weltkrieges und böse danach, als er das Reich des Bösen dirigierte. In den Jahrendes Kalten Krieges schrieb John Steinbeck: "Vielleicht braucht die ganze Welt Russen. Ichwette, auch in Russland brauchen sie Russen. Vielleicht nennen sie sie dort Amerikaner."Später wurden die Russen besser. Jetzt erklärt auch Putin: "Das Böse muss bestraftwerden."
Saddam Hussein war gut und gut waren die Chemiewaffen, die er gegendie Iraner und die Kurden einsetzte. Später wurde er böser. Da hieß er bereits SatanHussein - damals, als die Vereinigten Staaten gerade Panama überfallen hatten und denIrak angriffen, weil der Irak Kuwait überfallen hatte. Bush Vater trug für diesen Krieggegen das Böse die Verantwortung. Mit dem humanitären und mitleidenden Geist, der seineFamilie charakterisiert, brachte er mehr als hunderttausend Iraker um, Zivilisten inihrer großen Mehrheit.
Satan Hussein ist immer noch dort, wo er war, aberdieser Feind Nummer Eins der Menschheit ist auf die Position des Feindes Nummer Zweizurück gefallen. Die Geißel der Welt nennt sich nun Osama bin Laden. Der CIA hatte ihmalles beigebracht, was er in Sachen Terrorismus wissen musste: Bin Laden, geliebt undbewaffnet von der Regierung der USA, war einer der wichtigsten "Freiheitskämpfer" gegenden Kommunismus in Afghanistan. Bush Vater war Vizepräsident als Präsident Reagan sagte,diese Helden seien "das moralische Äquivalent der Gründerväter Amerikas". Hollywood wareinverstanden mit dem Weißen Haus. Damals wurde Rambo 3 gedreht: die afghanischen Muslimewaren die Guten. Jetzt, dreizehn Jahre später, in Zeiten von Bush Sohn, sind sie diebösesten Bösen.
Der ehemalige US-Außenminister Henry Kissinger war einer derersten, die gegenüber der jüngsten Tragödie reagierten. "Genauso schuldig wie dieTerroristen sind diejenigen, die Unterstützung, Finanzierung und Inspiration leisten",urteilte er mit Worten, die Präsident Bush wenige Stunden danach wiederholte. Wenn das soist, müsste man damit anfangen, Kissinger zu bombardieren. Er müsste sich wohl nocheiniger Verbrechen mehr schuldig bekennen als von Bin Laden und von allen in dieser Weltexistierenden Terroristen zusammen begangen wurden. Und zudem in viel mehr Ländern: imDienste mehrerer US-Regierungen stehend, leistete er "Unterstützung, Finanzierung undInspiration" - dem Staatsterror in Indonesien, Kambodscha, Zypern, Südafrika, Iran,Bangladesh und in den südamerikanischen Ländern, die den schmutzigen Krieg des PlanCondor durchmachten.
Am 11. September 1973, genau 28 Jahre vor den jetzigenFeuerbällen, hatte der Präsidentenpalast in Chile in Flammen gestanden. Kissinger war es,der die Grabinschrift für Salvador Allende und die chilenische Demokratie vorweg genommenhatte, als er das Ergebnis der chilenischen Wahlen kommentierte: "Wir müssen nichtakzeptieren, dass ein Land wegen der Unverantwortlichkeit seiner Bevölkerung marxistischwird." Die Verachtung des Volkswillens ist eine der zahlreichen Übereinstimmungenzwischen dem Staatsterrorismus und dem Privatterrorismus. Um ein Beispiel zu nennen, dieETA, die Menschen im Namen der Unabhängigkeit des Baskenlandes umbringt, erklärt durcheinen ihrer Sprecher: "Rechte haben nichts mit Mehrheiten und Minderheiten zu tun."
Der handwerkliche und der hochtechnisierte Terrorismus, der der religiösenFundamentalisten und der der Marktfundamentalisten, der der Verzweifelten und der derMächtigen, der der losgelassenen Irren und der der Profis in Uniform ähneln sich inVielem. Alle teilen dieselbe Verachtung für das menschliche Leben: Die Mörder der 5.000zermalmten Bürger unter den Trümmern der Zwillingstürme, die wie Sandburgen einstürztenund die Mörder der 200.000 Guatemalteken, in ihrer Mehrheit Indigenas, die ausgelöschtwurden, ohne dass ihnen jemals das Fernsehen oder die Zeitungen der Welt geringsteAufmerksamkeit geschenkt hätten. Sie, die Guatemalteken, wurden nicht von irgendeinemfanatischen Muslim geopfert, sondern von terroristischen Militärs, die "Unterstützung,Finanzierung und Inspiration" von den aufeinander folgenden US-Regierungen erhielten.
Alle in den Tod Verliebten stimmen ebenfalls in ihrer Besessenheit überein, diesozialen, kulturellen und nationalen Widersprüche auf militärische Begriffe zureduzieren. Im Namen des Guten gegen das Böse, im Namen der einzigen Wahrheit, lösen siealle alles, indem sie zuerst umbringen und danach fragen. Und auf diesem Weg enden siedamit, den Feind zu nähren, den sie bekämpfen. Es waren die Greueltaten des SenderoLuminoso, die in großem Maße den Präsidenten Fujimori ausbrüteten, der mit beträchtlicherUnterstützung aus der Bevölkerung ein Terrorregime errichtete und Peru zum Preis einerBanane verkaufte. Es waren die Greueltaten der USA im Mittleren Osten, die in großem Maßeden heiligen Krieg von Allahs Terrorismus ausbrüteten.
Auch wenn jetzt derFührer 'der Zivilisation' zu einem neuem Kreuzzug aufruft, Allah ist für die Verbrechen,die in seinem Namen begangen werden, nicht schuldig. Schließlich hat Gott nicht denHolocaust der Nazis gegen die Anhänger Jehovas befohlen und es war nicht Jehova, der dasMassaker von Sabra und Chatila anordnete oder vorschrieb, die Palästinenser von ihremLand zu vertreiben. Sind nicht Jehova, Allah und Gott nüchtern betrachtet drei Nameneiner selben Divinität? Eine Tragödie von Irrtümern: Man weiß nicht mehr, wer wer ist.Der Rauch der Explosionen als Teil eines viel riesigeren Rauchvorhanges, der uns am Sehenhindert. Die Terrorismen zwingen uns, von einer Rache zur anderen zu stolpern. Ich seheein kürzlich veröffentlichtes Foto vor mir: auf eine Wand in New York hatte eine Handgeschrieben: "Auge um Auge lässt die Welt blind."
Die Gewaltspirale bringtGewalt und auch Konfusion hervor: Schmerz, Angst, Intoleranz, Hass, Wahnsinn. In PortoAlegre warnte zu Beginn dieses Jahres der Algerier Ahmed Ben Bella: "Dieses System, dasbereits die Kühe zum Wahnsinn trieb, ist dabei, auch die Leute wahnsinnig zu machen." Unddie Wahnsinnigen, wahnsinnig vor Hass, agieren genauso wie die Macht, die siehervorbringt. Ein dreijähriges Kind, mit dem Namen Luca, kommentierte in diesen Tagen."Die Welt weiß nicht, wo ihr Haus ist." Der Kleine schaute auf eine Landkarte. Er hätteauch eine Nachrichtensendung sehen können.