Jakob Lorber, Dalai Lama usw. sind sie Propheten ?
02.10.2007 um 13:29
Lieber Jafrael, was möchtest du eigentlich mit deinen Bemerkungen und Links, in Bezug auf die Schriften von Jakob Lorber bezwecken?
Kritik ist erlaubt und in einigen Fällen hier auch durchaus berechtigt. Nur der von dir immer wieder aufgeführte Link, gibt meines Erachtens doch eher ein sehr verzerrtes Bild über Jakob Lorber und den gesamten Inhalt seiner Schriften wieder. Bewusst werden ganz bestimmte Textpassagen herausgepickt und als rassistisch, antisemitisch, oder frauenfeindlich dargestellt, ohne dabei den Gesamtzusammenhang zu sehen.
Das gleiche Prinzip kann man ebenso auf die Bibel oder den Koran anwenden, wenn man es darauf anlegen wollte. Zwar finden sich darin solche Äusserungen nicht gerade in dieser schärfe und direktheit, aber auch in Bibel und Koran kommen die Juden nicht gut weg. Mit solchen „Totschlagargumenten“ wie rassistisch oder antisemitisch kann man heute ja alles und jeden erledigen. Der Unterschied hier ist allerdings, dass dieseSchriften von Jakob Lorber zwischen 1840 und 1864 geschrieben wurden – und nicht heute und nicht jetzt.
Gerade die Versuche, die brisanten Textstellen zu „entschärfen“ oder gar gänzlich zu „entfernen“ werden aber ebenso kritisiert, wie die Textstellen selbst. So könnte man auch die Bibel oder den Koran zensieren und entschärfen – was aber bliebe dann von diesen „Wahrheiten“ noch übrig? Unser heutiger Zeitgeist, insbesondere nach dem Nationalsozialismus, erlaubt eben gewisse Äusserungen nicht mehr, weil wir da heute empfindlicher geworden sind, daher halte ich es diesbezüglich für besser, rassistische und antisemitische Textpassagen ersatzlos zu streichen, wie ja auch in den Neuauflagen geschehen. Das wäre dann eher zu begrüßen anstatt es zu kritisieren.
Interessant ist, dass hier im Forum, in einem anderen Thread, von einem anderen Moderator eine Karikatur einer „Judensau“ gepostet wurde und der Moderator das auch noch gut fand. Wenn es hingegen um religiöseSchriften geht, da reagiert man dann plötzlich sehr empfindlich, das finde ich dann schon etwas sonderbar. Würde ich selbst einen Juden mit einem „Schwein“ vergleichen oder ihn so bezeichnen? - Sicher nicht. Auch eine solche Äusserunge wie „zum Anpissen“ ist eine derbe und harte Sprache, die mir selbst widerstrebt.
Daher ist Kritik hier durchaus angebracht. Allerdings stammen diese Ausdrücke aus der Zeit um 1850 und wenn das damals „umgangssprachlich“ so üblich war, muss man es auch aus dieser Zeit heraus betrachten. Die damalige Sprache war zudem ohnehin nach unserem heutigen Verständnis etwas derb und drastisch. Auch Goethe oder Luther hatten ihre ganz eigene Ausdrucksweise, die man nicht gerade als Gutbürgerlich bezeichnen kann. Heute würde man „so“ sicher nicht mehr schreiben. Als historische Dokumente sollte man sie allerdings auch so belassen wie sie geschrieben worden sind - für die Allgemeinheit und zur Veröffentlichung hingegen war es notwendig gewisseKorrekturen vorzunehmen - und das wird dann auch noch kritisiert?
Zudem handelt es sich hier um bewusst „herausgepicktes“ als wenn die Schriften Lorbers durchgängig in dieser Sprache verfasst wären, was nicht der Fall ist. Gäbe es noch mehr dieser Beispiele, hätte man auch diese erwähnt. Da es sich aber um seltene Ausnahmefälle handelt, werden natürlich gerade diese besonders hervorgehoben. Man sollte das Kind nicht gleich mit dem Bade ausschütten. Die Juden kommen nicht gut weg in den Lorberschriften, wohl wahr, aber das ist in anderen Glaubensschriften auch nicht viel anders, wenn auch nicht gerade so drastisch. Die katholische Kirche kommt ebenfalls nicht gut weg. Auch da wird in drastischen Worten Kritik geübt. Dennoch wird angeraten, in der Kirche zu verbleiben, da auch diese ihren Zweck erfüllt. Man kann sich nur ein möglichst objektives Bild dieser Schriften machen, wenn man sie im ganzen betrachtet.
Zu den Widersprüchen in Bezug auf die heutigenwissenschaftlichen Erkenntnisse könnte man ebenso die Bibel oder den Koran in die Kritik nehmen. Die Schöpfungsgeschichte steht meiner Ansicht nach ebenfalls im Widerspruch zur Evolutionstheorie. Sind nicht generell in fast allen Glaubensschriften zahlreiche Widersprüche zu finden? Ist die Wissenschaft, die ja unseren heutigen Gott darstellt - denn der Wissenschaft glaubt man ja heute alles – nicht auch voller Widersprüche? Immer wieder muss sich die Wissenschaft selbst korrigieren und ihre früheren Erkenntnisse, Denkmodelle und Theorien „überarbeiten“...
Es gibt Widersprüche in den Schriften von Jakob Lorber, es gibt Unvereinbarkeiten zwischen gewissen naturwissenschaftlichen Darstellungen und den derzeitigen wissenschaftlichen Erkenntnissen. Man muss und soll ja auch prüfen und nicht alles blind glauben, getreu dem Spruch: Prüfet alles – und das Gute behaltet. Die Gefahr bei sogenannten „direkten göttlichen Offenbarungen“ ist immer, dass man alles wortwörtlichnimmt. So müsste man, wenn man die Schriften des Mystikers Jakob Lorber auf zahlreiche Widersprüche hin untersucht, beim Koran ja erst recht stutzig werden, und bei der Bibel ebenso. Aber da sieht man gerne drüber hinweg, diese Autoritäten mag man nicht gerne antasten. Warum dann die Schriften Jakob Lorbers? Jeder mag sich darüber ein eigenes Urteil bilden, in wieweit er diese Schriften für „göttliche Offenbarungen“ betrachtet – oder eben nicht.
In wie weit das, was einzelne Menschen glauben, tatsächlich göttlichen Ursprungs ist oder wie stark es letztlich doch möglicherweise durch zeitliche, weltliche oder menschliche Einflüsse beeinflusst worden ist, wer will das beurteilen können?
Das ist wie immer, letztlich jedem einzelnen selbst überlassen und wie so oft „Glaubenssache“. Ist der Koran ja auch nach muslimischer Glaubensauffassung eine „direkte göttliche Offenbarung“ – was immer auch darin stehen mag... Und das ist, wenn göttlich „unantastbar“. Ob man daranglaubt, das ist eine individuelle Frage.
Die sogenannten Lorberfreunde, oder auch von den Gegnern gerne „Lorberianer“ genannt, sind jedoch weder eine Kirche, noch eine Sekte, noch irgend eine Art von Glaubensgemeinschaft, sondern einzelne Menschen, je nach dem, oft katholischen oder evangelischen Glaubens, oder konfessionslos. Die Lorberfreunde erheben auch keinen Anspruch darauf, etwa eine eigene Religionsgemeinschaft darzustellen oder zu missionieren. Sie arbeiten im stillen an ihrem eigenen Seelenheile, von einigen Ausnahmen mal abgesehen.
Der Vergleich „Lorber - Hitler“ ist meines Erachtens auch ziemlich an den Haaren herbeigezogen. Mit solchen Vorwürfen kann man heute alles und jeden erledigen. Wer sich solcher Argumente bedient, hat offensichtlich keine anderen mehr... Es ist ja schließlich auch nicht jeder Muslim ein Terrorist – so ist auch nicht jeder „Lorberianer“ gleich ein Nazi. Ausnahmen gibt es natürlich überall. Es gibt auch kein Bekenntnis derLorber-Gemeinschaft in Bezug auf den Nationalsozialismus. Zum einen gibt es überhaupt keine Lorber-Gemeinschaft als solche und zum anderen auch kein solches Bekenntnis. Warum wird dann ein Auszug aus einer sogenannten Neusalems-Schrift des Jahres 1933 hier angeführt? Was hat das mit den Lorberfreunden von heute denn bitte zutun?
Dass die damaligen Menschen zu einem großen Teil in Deutschland von der Nazi-Ideologie irregeführt und verblendet wurde, das betraf ein ganzes Volk – und nicht nur einen kleinen Teil von Lorberfreunden, aber die betraf es leider auch. Dass der damalige Lorber-Verlag in der Neusalems-Schrift bekundet, in Hitler einen gottgewollten Führer einer neuen Zeit zu sehen, ist bedauerlich. Sehr viele Menschen sahen das damals aber genauso. Viele sahen erst nach und nach das wahre Gesicht dieses Ver-Führers und wohin die Reise geht...
Im übrigen hatte auch der Lorber-Verlag erhebliche Schwierigkeiten in der Zeit des Nationalsozialismus – das wärewohl kaum der Fall gewesen, wenn es sich dabei ausschließlich um Nationalsozialisten gehandelt hätte. Der bewusst herbeigezogene Vergleich, Lorberfreunde mit den Nationalsozialisten gleich zu setzen, hinkt gewaltig.
Die Anmerkungen einer „unehelichen Tochter“ Jakob Lorbers war auch völlig überflüssig. Wen interessiert so etwas überhaupt, ob dieser Mann Kinder hatte, ob es eheliche oder uneheliche waren? Was spielt das überhaupt für eine Rolle und wer will das überhaupt so genau wissen, ob Tochter oder nicht, ob ehelich oder nicht, ob leiblich, angenommen oder adoptiert? So etwas graben dann Kritiker immer gerne aus, hinter denen sich oft „Moralapostel“ verbergen, die solche persönlichen Dinge gerne benutzen wollen, um einem Menschen etwas anzuhängen, wenn sie sonst schon nichts anrüchiges finden können. Was mir allerdings zu weit geht, sind Drohungen, sofern nachgefragt und nachgehakt wird. Denn die Wahrheit braucht sich nicht zu verstecken.
Es wird zudembehauptet, die Schriften von Jakob Lorber würden sich über die Bibel erheben. Das mögen vielleicht einige so sehen, aber noch lange nicht alle. Für mich persönlich ist das Schrifttum Jakob Lorbers eine Ergänzung und Bereicherung zur Bibel, weil sie auch viele Bibelstellen gut erklärt. Dass es eine Kampfansage gegen die Bibel sei, um sie zu ersetzen, steht nirgendwo in den Schriften Lorbers. Das wird nur gerne hinein interpretiert von den Kritikern. Auch sind die Schriften Lorbers nicht der Bibel überlegen wie behauptet wird, im Gegenteil, die Grundlage des christlichen Glaubens ist und bleibt die Bibel, und als Ergänzung und Bereicherung können auch die Schriften Jakob Lorbers dienen, wie viele andere Schriften von Mystikern auch, um die Bibel besser verstehen zu lernen.
Man will sich offensichtlich „Feinde“ machen, wo gar keine sind. Hauptsächlich leider aus der „Evangelikalen Szene“. Denn da gibt es nur die Bibel ( Sola Scriptura ) und sonst nichts. Alles anderegehört für jene in das Reich des Satans, des bösen, des okkulten und dämonischen... und das kann man so pauschal ja auch nicht sagen. Widersprüche gibt es wohl in nahezu allen Glaubensschriften, nicht zuletzt auch in der Bibel. Mit Argumenten wie: „Der Gott der Neuoffenbarung sei ein Gott der Finsternis und Lüge“ wird versucht, diese Schriften bewusst aus dem christlichen Rahmen herauszudrängen. Dabei wird dann zitiert und ein Wort das „wie“ heißt, einfach mal fallen gelassen. Gott hat in sich Gegensätze „wie“ Licht und Finsternis, das ist ähnlich „wie“ mit den Gleichnissen Jesu aus der Bibel, wenn es heißt: „Mit dem Himmelreich ist es wie...“ Lässt man das „wie“ aber bewusst weg, würden auch jegliche Gleichnisse Jesu vom Himmelreich ad absurdum geführt.
Hier wird aber bewusst „verfälscht und verdreht“ um die Schriften Lorbers in ein „falsches Licht“ zu stellen. Auch solche Behauptungen, Jakob Lorber sei Schizophren gewesen, also Geisteskrank, und seine „InnereStimme“ sei eine Art Einbildung, oder krankhaft bedingt, sind im Nachhinein natürlich sehr einfach aufzustellen... Gibt es ärztliche Atteste, die das, was hier behauptet wird, auch zu Lebzeiten Jakob Lorbers in irgend einer Weise belegen können? Im Nachhinein jemandem alles mögliche ärztlich zu bescheinigen oder anzudichten, das ist sehr einfach. Anstatt nun gleich alles, was „neben“ der Bibel existiert, entweder in die dämonische Ecke zu drängen, oder die Schreiber als Geisteskrank abzustempeln, sollte lieber jeder einzelne, der sich für Jakob Lorber interressiert, in diesen Schriften lesen und sich sein eigenes Urteil bilden. Wer daran glaubt, der sollte auch dies dürfen, und wer nicht daran glaubt, dem stehen unendliche Bibliotheken mit anderem Schrifttum zur Verfügung. Ich meine auch hier gilt: Glauben und glauben lassen...