Beschneidung im Islam
05.11.2006 um 23:03
Die Beschneidung von Jungen ist eine Handlung, die der Gesandte Allahs sehr empfohlenhat. Sie erleichtert die Einhaltung der Reinheitsgebote, bestimmt aber nicht über dieZugehörigkeit zum islamischen Glauben.
Was sind die islamischen Erfordernissehinsichtlich der Beschneidung?
Die Beschneidung findet im Koran keine direkteoder indirekte Erwähnung. Die Beschneidung von Frauen ist im größten Teil der islamischenWelt völlig unbekannt und wird dort nicht praktiziert, mit Ausnahme von wenigen Ländernin Afrika. Dort, wo es die Beschneidung von Mädchen gibt, erfolgt sie auch unterNichtmuslimen, weil es sich um einen vorislamischen Brauch handelt. Im Gegensatz zu derkürzlich veröffentlichten Meinung des ägyptischen Scheichs Jussuf Al Badri, gibt es ausislamischer Sicht kein derartiges Erfordernis. Die mit "pharaonischer Beschneidung"schöngeredete Verstümmelung der Geschlechtsteile von Mädchen widerspricht eindeutig denLehren des Islam, auch weil damit eine gravierende und gesundheitlich riskanteVeränderung der Schöpfung GOTTES vorgenommen wird.
Was nun die Beschneidung vonKnaben beziehungsweise Männern betrifft, so handelt sich dabei um eine Sunna desPropheten Ibrahim (a.s.). Vom Propheten Muhammad (a.s.) wird in sämtlichen authentischen6 Hadithsammlungen folgender Ausspruch überliefert: "Es gibt 5 Dinge, die zur natürlichen(Hygiene) gehören: Die Entfernung des Schamhaares, die Beschneidung, das Kürzen desSchnurrbartes, die Entfernung des Achselhaars und das Schneiden der Fingernägel."
Nach Imam Abu Hanifah und Imam Malik ist die Beschneidung empfohlen (sunnahmu'akkadah). Nach Imam Schafi'i und Imam Ahmad Ibn Hanbal ist sie verpflichtend(wadschib). Deswegen sollten muslimische Eltern darauf achten, dass ihre männlichenKinder beschnitten werden, und zwar aus hygienischen Gründen wie auch aus Gründen derprophetischen Tradition.
Die korrekte Art der Beschneidung ist, dass dieVorhaut (qulfah) so entfernt wird, dass die Eichel vollständig frei liegt. Entsprechendder sunna ist es empfohlen, die Beschneidung am siebten Tag nach der Geburt(einschließlich des Geburtstages) vorzunehmen, aber sie kann auch früher oder spätererfolgen.
Viele Eltern lassen den "Eingriff" bereits im Krankenhaus vornehmen;da dies aber nicht vor dem 4. Tag nach der Geburt stattfinden soll, bevorzugen dieEltern, die Beschneidung ambulant bei einem Arzt ihrer Wahl vorzunehmen. Leider wird diesmeist nicht mehr über die Krankenkasse abgerechnet.
Der Eingriff wird imKrankenhaus normalerweise unter leichter Narkose gemacht, und in einer Praxis zumeist nurmit lokaler Betäubung. In beiden Fällen werden die Eltern genau informiert, wie sie damitumgehen. Das Baby scheint kaum etwas zu verspüren, nach dem Eingriff schläft es längerals sonst, die Heilung erfolgt schnell.
Was nun die Beschneidung imfortgeschritteneren Alter betrifft, also bei Erwachsenen, die zum Islam übertreten, soist dazu zu bemerken, dass es sich um eine empfohlene Handlung (sunna) und nicht um einePflicht handelt. Wenn irgend möglich, sollte man sich beschneiden lassen, weil der Islamder Beschneidung den Vorzug gibt. Anzumerken ist, dass vom Propheten Ibrahim (a.s.)überliefert wird, er habe die Beschneidung im Alter von 80 Jahren vorgenommen.
Muslim wird man durch Aussprechen des islamischen Glaubensbekenntnisses und nichtetwa erst durch die Beschneidung. Angeblich soll es sogar in Deutschland vorgekommensein, dass man von jemandem, der den Islam annehmen wollte, zunächst eine ärztlicheBescheinigung hinsichtlich einer bereits erfolgten Beschneidung verlangt habe. Das istnatürlich Unsinn, denn wäre die Beschneidung tatsächlich verpflichtend, dann würde einesolche Verpflichtung erst mit Annahme des Islam entstehen und nicht schon vorher.
Folgte man dieser Logik unter Berücksichtigung des oben zitierten Ausspruchs desPropheten, dann wäre zum Beispiel auch die Entfernung von Scham- und Achselhaar zuverifizieren und zu bescheinigen!
Beschneidung von Frauen
DerZentralrat der Muslime in Deutschland (ZMD) distanziert sich von ausdrücklich dieservorislamischen Sitte.
Die Frauenbeschneidung ist im Koran nicht erwähnt. DerProphet, der das Vorbild aller Muslime ist, hat seine Töchter und Frauen nichtbeschneiden lassen!!! Die Feststellung dieser Tatsache ist ein Appell an alle Muslime inund außerhalb Deutschlands, diese nicht-islamische Sitte zu beseitigen. Auch dieTatsache, dass das Urteil vieler Gelehrten genannt wird, in dem sie sich gegen dieFrauenbeschneidung aussprechen und diese als "eine Körperverletzung ohne Nutzen"kritisieren, ist ein Versuch, für Aufklärung zu sorgen.
Zuletzt sei gesagt,dass es nicht alleine die Aufgabe der Muslime ist, sich gegen die Frauenbeschneidungeinzusetzen. Es handelt sich hierbei ja keineswegs um ein Erscheinung, die nur imislamischen Raum zu beobachten ist: man findet sie sowohl bei afrikanisch-animistischen,als auch bei afrikanisch-christlichen und jüdischen Stämmen. Wir müssen uns alsogemeinsam dieser Aufgabe stellen.
Gruß
SaifAliKhan