Der Koran hat Recht, die Bibel nicht?
24.04.2007 um 12:57
Muslime konvertieren heimlich
Wenn Christen zum Islam übertreten, so stehen sie meistoffen zu ihrem neuen Glauben. Muslime aber, die Christen werden, verheimlichen ihrenÜbertritt - die Scharia sieht für Abtrünnige die Todesstrafe vor.
Von Sibylle Stillhart
Hassan Omar* hat sein altes Leben satt. Es gabZeiten, da der heute 20-Jährige täglich Kokain, Heroin und bezahlten Sex konsumierte. DasGeld dafür stammte aus Raubüberfällen. «Im Zürcher Langstrassenquartier wartete ich mitmeinen Kumpels jeweils vor einem Puff, bis ein Freier kam», erzählt Hassan. Dann wurdeder Mann niedergeschlagen und ausgeraubt. Irgendwann kam die Polizei Hassan auf dieSchliche.
«Damals habe ich mir keine Gedanken über die Opfer gemacht», fährt erfort. Es sei ihm alles egal gewesen, das Leben habe er als sinnlos empfunden.Mittlerweile hat sich dies geändert: Er hat zum Glauben gefunden. «Seit ich Jesus fürmich entdeckt habe, bin ich ein anderer Mensch», sagt er mit leuchtenden Augen. Deshalbwill er sich schnellstmöglich taufen lassen. Hassan Omar, gebürtiger Muslim, will nochdiesen Sommer zum Christentum konvertieren.
Die Sünde der Apostaten
Bereits ProphetMohammed soll die Tötung von Abtrünnigen angeordnet haben. In einem Hadith, derschriftlichen Überlieferung seiner Worte, wird er mit dem Satz zitiert: «Wer seineReligion wechselt, den tötet.» Daher wird in der Scharia, der islamischen Rechtsordnung,der Tod für den Abfall vom Glauben - die Apostasie - gefordert. In Ländern wie Iran,Pakistan oder Saudiarabien besteht die Todesstrafe für Apostaten. Wie aus einem Berichtvon Amnesty International hervorgeht, wurde im Jahr 2000 ein konvertierter Christ inPakistan von einem Nachbarn wegen Blasphemie angezeigt. Er wurde verhaftet und zum Todverurteilt. Da der Übertritt zu einem anderen Glauben von der Familie und demgesellschaftlichen Umfeld als Schande aufgefasst wird, verlieren Konvertiten ihr Lebenöfter durch privates Eingreifen als durch den Staat: Amnesty International erwähnt denMord an einem 18-jährigen Mädchen aus der pakistanischen Provinz Punjab, das von seinemBruder erschossen wurde, weil es sich zum Christentum bekannt hatte. In Europa, wo freieReligionswahl ein Menschenrecht ist, sind tätliche Angriffe selten. Muslime, die demIslam den Rücken kehren, werden aber häufig von der eigenen Familie unter Druck gesetzt,bedroht und tyrannisiert.
Aus diesem Grund hat Hassan Omar weder seinerMutter, einer strenggläubigen Muslimin, noch seinen übrigen Verwandten von seinenchristlichen Plänen erzählt. «Sie würden mich für verrückt halten», sagt er. Als Kind seiihm eingetrichtert worden, dass das Christentum des Teufels sei. «Einen Übertritt in eineandere Religion ist für meine Verwandtschaft das Schlimmste.» Deshalb sei es besser, wennniemand von der Taufe erfahre. «Keine Ahnung, wozu meine Verwandten fähig wären», meinter achselzuckend. Einigen Freunden hat er von dem Unterfangen erzählt. Einer habe danachgesagt, er wolle nichts mehr mit ihm zu tun haben. Dennoch bleibt Hassans Willeungebrochen: «Seit Jesus in mein Leben getreten ist, weiss ich, dass ich auf demrichtigen Weg bin.»
Ayse Akyün* will wie Hassan Omar unter allen Umständen anonymbleiben. Sie wisse zwar haargenau, dass das Christentum für sie das Beste sei und dieseigentlich die ganze Welt mitkriegen dürfe. Doch die gelernte Floristin mit türkischenWurzeln hat Angst, wird in den Nächten von Albträumen heimgesucht. Weder ihre Eltern nochihre Verwandten dürfen von ihrer Konversion erfahren: Diesen Frühling will sich die21-jährige Luzernerin taufen lassen. «Mein Vater ist zwar kein streng praktizierenderMuslim», erzählt Ayse. «Doch er hat ein ausgeprägtes Ehrverständnis.» Für ihn wäre eseine Schande, wenn er erführe, dass seine Tochter sich taufen lässt. Ayse schliesst nichteinmal aus, dass er davor zurückschrecken würde, sie zu töten. «Ist das nicht schlimm?»,fragt sie. «Ich lebe in einem Land, wo ich eigentlich glauben darf, was ich möchte. Undtrotzdem muss ich meine wahren Gefühle verstecken.» Dass sie vor ihrer Familie nichtoffen zu ihrer Religion stehen kann, bedrückt sie. Doch gebe ihr der Glaube Kraft, dasDoppelleben durchzustehen.
Umgekehrt ist es anders. Während Muslime, die zuChristen wurden, ihre Religion meist nur heimlich praktizieren, sprechen konvertierteMuslime offen über ihre «Erleuchtung», wie es der 22-jährige Nicolas Blancho nennt, derkürzlich die Demonstration gegen die Mohammed-Karikaturen auf dem Berner Bundesplatzorganisiert hat. Auch sieht man ihm seine Religionsangehörigkeit auf den ersten Blick an:Nicolas Blancho trägt Bart, einen weissen Kamis - eine lange Baumwolltunika - und einetraditionelle Kopfbedeckung. Sein Übertritt zum Islam erfolgte vor sechs Jahren. «Nur derIslam sagt die Wahrheit», glaubt der Bieler, der eine äusserst fundamentalistischeAuslegung des Korans vertritt. Deshalb sei die islamische Religion das Beste für alle.Dass sich Muslime vom Islam ab- und zum Christentum hinwenden, findet Blancho zwar «übel»und «problematisch». Aber fürchten müssten sie sich in der Schweiz nicht: «Hier gelten jademokratische Gesetze.»
Saïda Keller-Messahli, Präsidentin des Forums für einenfortschrittlichen Islam, weist darauf hin, dass für Extremisten demokratische Gesetzewenig zählen: «Im Islam ist die Apostasie strikt verboten; sie ist grösste Blasphemie»,sagt die liberal denkende Muslimin. Deshalb seien Konversionen selten. Für die Mehrheitder Muslime sei es unvorstellbar, sich vom Islam abzuwenden. Wer es trotzdem wage, dermüsse sich auch in Europa vor Übergriffen in Acht nehmen. Eine ähnliche Auffassungvertritt der Lausanner Weihbischof Pierre Bürcher, Präsident des Arbeitskreises Islam derSchweizer Bischofskonferenz: «Wenn in der Schweiz ein Muslim Christ werden möchte, weisenwir ihn ausdrücklich auf die negativen Konsequenzen hin, die ein Übertritt haben kann. Erkönnte Gefahr laufen, von der muslimischen Gemeinde oder der eigenen Familie bedroht zuwerden.» Bürcher hält auch fest, dass die katholische Kirche dem Islam grossen Respektzolle und keine aktive Missionierung betreibe.
Kein Weg zurück
Auch ParvanehNafisi*, gebürtige Iranerin, ist zum Christentum konvertiert. Vor zwei Jahren hat sichdie 28-jährige Studentin in einer reformierten Kirchgemeinde im Kanton Bern taufenlassen. «Die Kirche ist der einzige Ort, wo ich zur Ruhe komme», sagt sie. Noch heuteweiss keiner ihrer Verwandten davon. «Die würden denken, ich sei übergeschnappt.» Sieverheimlicht den Übertritt aus einem weiteren Grund: Sie möchte zurück nach Iran reisen,um ihre Mutter zu besuchen. Bekäme die iranische Regierung Wind von der Konversion,müsste sie um Leib und Leben fürchten.
Das bestätigt Brigitte Hauser-Süess,Informationschefin des Bundesamts für Migration. «Vor allem Flüchtlinge aus Iran undPakistan sind in Gefahr, wenn sie eine andere Religion annehmen», sagt sie. Werde dieApostasie bekannt, könnten diese Menschen nicht mehr in ihr Herkunftsland zurückgeschicktwerden. «Deshalb kommt es auch vor, dass sich Flüchtlinge in der Schweiz nicht nur ausÜberzeugung, sondern auch aus politischen Gründen taufen lassen.» Für Omar ist die Taufekeine Formsache, sondern ein Akt der «inneren Überzeugung». Hassan bereut seinekriminelle Vergangenheit und will «mit Hilfe Jesus'» ein neues Leben anfangen. «Jesuswird dafür sorgen, dass ich nicht mein ganzes Leben im Knast verbringen werde», glaubter.
* Name geändert
JETZT KANN MAN SICH AUCH VORSTELLEN, WARUM DIEOFFIZIELEN ZAHLEN NICHT VIEL HERGEBEN
Der Weg zum wahren Gott führt nur überein freies und aufrichtiges Herz!