Dr.Manhattan schrieb:aber lebt es sich nicht viel leichter wenn man Gott einfach vertraut?
ich hab die tage viel über die worte "dein wille geschehe" nachgedacht
Für manche Menschen mag das so sein und das ist dann auch ok zumindest solange sie nicht vergessen, dass das kein Weg ist der sich für jeden Menschen eignet.
Wenn jemand z.B. bei einer schweren Erkrankung, einem Unfall oder Ähnlichem lieber auf irgendeinen Gott vertrauen möchte statt medizinische Hilfe in Anspruch zu nehmen, dann ist das in meinen Augen in Ordnung, solange derjenige mir auch die Höflichkeit erweist zu akzeptieren, dass ich mich in den meisten Fällen dafür entscheide der Medizin mehr zu vertrauen als einem Gott.
Und da ich nicht einmal weiß ob es überhaupt eine oder mehrere göttliche Entität(en) gibt müsste ich ohnehin raten, was genau sein "Wille" nu eigentlich ist und das kostet mich dann Zeit die ich auch sinnvoller nutzen kann.
Mir persönlich erscheint selbstbestimmtes Denken und Handeln einfach mal zielführender.
Dr.Manhattan schrieb:und im grunde ist das fast schon fernöstlich. da gehts immer darum seine gedanken zu beruhigen. und zur stille zu finden. nun genau das passiert bei den worten: "dein wille geschehe"
Zu der aus diesem Konzept entspringenden "Stille" kann man aber auch finden, wenn man sich selbst die Frage stellt und beantwortet welche Lebenslagen man aktiv beeinflussen kann und wann man sich einen größeren Gefallen tut zu akzeptieren, dass man auf das was geschieht eh keinen nennenswerten Einfluss hat.
Diese Form der "Ruhe" erreiche ich persönlich jedoch recht selten.
Dafür verantwortlich ist die Tatsache, dass ich der Typ Mensch bin, der nur in sehr seltenen Ausnahmesituationen akzeptiert, dass mein Handlungsspielraum so begrenzt und meine "Gewinnchancen" derart gering sind, dass mir eine stoische Hinnahme dessen was "halt geschieht" reizvoll erscheint.
Ich ziehe den Kampf auf scheinbar verlorenem Posten zumeist jeder Apathie vor.
Aufgrund dieser grundlegenden Charaktereigenschaft mag ich den Zustand der von Dir benannten "Stille" erheblich seltener erreichen als andere Menschen, allerdings bin ich dadurch auch schon in so manchem "Kampf" siegreich gewesen, den viele Andere vermieden hätten, weil die Aussicht auf Erfolg statistisch betrachtet eher gering war oder gar gegen Null ging.
Das ist ein Preis den ich bewusst und gerne zahle.
Dr.Manhattan schrieb:es geht gar nicht so sehr um dieses vertrauen in gott - das ist sicherlich ein wichtiger part - aber viel mehr gehts ums loslassen der kontrolle.
Ich halte es nicht für erstrebenswert mein Leben von etwas oder jemand Anderem kontrollieren zu lassen.
Die Kontrolle über mein Leben steht mir allein zu, nichts und niemandem sonst.
Dr.Manhattan schrieb:einfach darauf vertrauen, dass wir behütete kinder sind.
Auch Kinder profitieren davon dahingehend erzogen zu werden, dass sie nicht dauerhaft behütet werden, sondern sich zu unabhängigen, selbstbestimmten Menschen entwickeln müssen und
dürfen.
Ihnen beizubringen die Kontrolle und Verantwortung über ihr Leben beizeiten selbst in die Hand nehmen halte ich für sinnvoller als ihnen zu erzählen, dass Gott sich schon kümmern wird.
Dr.Manhattan schrieb:kein grund grosse pläne zu schmieden und immer in stress zu leben.
Der Preis dafür ist mir persönlich zu hoch.
Ich plane mein Leben selbst und ziehe Stress und sogar Schmerz jederzeit vor, wenn Stagnation die Alternative ist.
Ich wurde in eine Gesellschaft, ein Zeitalter, ein Umfeld usw hineingeboren, dass mir erhebliche Freiheiten einräumt mein Leben selbst zu gestalten.
Diese Freiheit zu nutzen "schulde" ich nicht nur mir selbst, sondern auch meinem Umfeld das davon profitieren kann und jedem einzelnem Menschen der in einem Umfeld zur Welt kam das ihm diese zahlreichen Möglichkeiten eines selbstbestimmten Lebens verwehrt.
Dr.Manhattan schrieb:das vertrauen in gott ist ein leben ohne sorgen.
In unserer Gesellschaft mag das für ein paar Glückliche im Bereich des Möglichen liegen.
Aber die Welt ist größer als unser Wohlstandsfleckchen in dem man es sich leisten kann so zu denken.
Rund um den Globus gibt es massenweise Menschen die noch geringere Chancen hätten, würden sie Gott mehr Vertrauen entgegenbringen als sich selbst.
Gott stellt kein Essen auf den Tisch und diese Erkenntnis ist in einigen Gegenden "teurer" als bei uns.
Dr.Manhattan schrieb:Habt ihr Vertrauen in Gott oder sonst eine Urkraft? Und wenn ja oder nein warum?
Nope.
1. glaube ich an keinen Gott, weil ich nicht weiß ob so etwas überhaupt existiert und es auch nie mit Sicherheit wissen werde
2. mein Vertrauen gibt es nicht geschenkt, aufgrund meiner eher positiven Grundeinstellung neige ich zwar dazu Mensch und Tier einen gewissen Vertrauensvorschuss zu gewähren, aber mein echtes Vertrauen, dass muss man sich verdienen und zwar durch Taten.
Dr.Manhattan schrieb:ist es nicht schlimmer wenn man sich selbst zu wichtig nimmt , und dann nur unsinn macht ?
Schlimmer als was?
"Schlimm" ist relativ und sich selbst zu unterschätzen und deswegen in Untätigkeit zu verharren ist mindestens genau so kritisch.
Dr.Manhattan schrieb:wenn man sich gott hingibt ... und vielleicht noch bischen in heiligen büchern liest , ich denke dann ist man ein friedlicher mensch.
Ich bin ein friedlicher Mensch, ganz ohne Gott und ohne heilige Bücher, sondern weil es großartige Menschen gab, die als ich klein war entschieden haben, dass ich die Zeit und Liebe wert bin um mich so zu erziehen, dass ich den Weg in ein friedliches, gutes Dasein nicht nur selbst finde sondern auch alleine gehen kann.
allmotlEY schrieb:Hast Du ihn jemals eingreifen sehen in das Unrecht auf der Erde?
Das tut ja laut vielen Gläubigen sowieso kein Gott und zwar aus Prinzip nicht.
Dr.Manhattan schrieb:ich kann nur sagen , es lebt sich ganz leicht mit gottesvertrauen und hingabe.
Das mag für Dich so sein und steht Dir auch zu, aber es gibt eben auch andere Wege durchs Leben zu gehen die nicht besser oder schlechter sind als Deiner.
Dr.Manhattan schrieb:stell dir vor es gäbe einen gott und er würde dich leiten und beschützen? wär das nicht schön?
Nicht wirklich... Ich wurde dazu erzogen meine Entscheidungen selbst zu treffen, mit den Konsequenzen umzugehen und mich wo immer nötig selbst zu schützen.
Diese Mündigkeit würde ich auf keinen Fall aufgeben.
off-peak schrieb:und es tief in Deinem Verstand auch weißt, dass es diesen Gott nicht gibt, weshalb man ihn sich ja mangels Existenz vorstellen muss.
Na das "Wissen, dass Gott nicht existiert" ist genauso fiktiv wie die Überzeugung das es solch eine übergeordnete Kraft gibt.
Es gibt keine Belege die Existenz oder Nichtexistenz eines Gottes belegen würden.
Deswegen ist der Glaube daran, dass es einen Gott gibt auch genauso valide wie der Glaube, dass kein Gott existiert.
Dr.Manhattan schrieb:wenn du glücklich so bist , bleib dabei
Das sollte doch aber für jeden Menschen gelten, der sein Glück gefunden hat.
Dr.Manhattan schrieb:natürlich sind wir nur biomaschinen - das ist eine wahrheit
Dem muss ich widersprechen.
Maschinen haben den Sinn und Zweck zu funktionieren und sind nutzlos, wenn sie das nicht tun.
Lebewesen sind keine Maschinen, sie nach ihrer Funktionalität zu beurteilen greift die Würde an, die alles Lebendige verdient hat.
Dr.Manhattan schrieb:aber wir wachsen aus der erde
Ähm... nein. Das ist biologisch ganz definitiv nicht wahr.
Aus der Erde wachsen viele Pflanzen und Pilze. Tiere hingegen nicht und das schließt den Menschen mit ein.
Flitzschnitzel schrieb:Selbst wenn man glaubt mit der höchsten Intelligenz in irgendeinem Aspekt verbunden zu sein, wird man dadurch nicht zur höchsten Intelligenz.
Intelligenz wird meiner Ansicht nach eh gnadenlos überbewertet.
Ich finde es viel wichtiger seinen Platz im Leben zu finden und seinen Weg zu finden, dazu bedarf es weit weniger Intelligenz als von Vielen angenommen wird.