intruder schrieb:Aus meiner Sicht ja. Ich gehe davon aus, dass Götter ein Produkt des menschlichen Geistes sind, um zum einen Phänomene zu erklären, die dem menschlichen Geist verschlossen waren und sind, und zum anderen um ein System von Regeln und daraus folgenden Handlungsanweisungen mit einhergehenden Sanktions- und Belohnungssytemen. Da sich der Mensch, das Wissen und die Gesellschaft weiterentwickeln, entwickeln sich auch die Götter weiter.
Hier gehe ich mit, auch wenn ich als Christ Gott natürlich für real halte. Gottes Einflußnahme ist dialogisch, sie muß also in jeder Zeit auf die jeweiligen Verhäkltnisse zugeschnitten sein. Es ist in der Tat so, daß Kulturen sich nur allmählich verändern, und daß Impulse, die für eine Kultur vor sagenwirmal 2500 Jahre revolutionär waren, heute oft nur noch ein alter Hut sind, verschiedenes nicht mal mehr akzeptabel. In diesem Sinne verändert Gott sich mit der Zeit. Egal, ob real oder ein Gedankenkonstrukt. Dennoch sehe ich aber als ein Kontinuum, daß jede Zeit sich erneut herausgefordert sieht und die Chance hat, sich - z.B. mit Hilfe ihres Gottes (gedacht oder echt) - ein Stück weiter voranzubringen zu einem gerechteren ethischen Miteinander. Man kann die Bibel für Unterdrückung und wasweißichnichtalles mißbrauchen. Man kann sie aber eben auch als ständigen Anspruch, sich mit dem Status Quo nicht zufrieden zugeben und sich für mehr Gerechtigkeit, Liebe, bla und Keks verstehen. Letzteres wäre ein Kontinuum, das ich in meinem Gott und Seinem Wort positiv entdecke. Was zeitloses, zeitübergreifendes, unveränderliches.
Aber was auch immer nun wahrgenommen wird, was auch umgesetzt wird, das liegt an uns und ist damit vom zeit- und kulturgeschichtlichen Kontext abhängig und veränderlich. Wir sind die, die sich verändern, und wir haben es in der Hand, ob zum besseren. Gerne ohne Gott, genauso aber auch mit ihm.