kutulus schrieb: es reicht ja schon, wenn einige die Lehre wörtlich nehmen und andere eher metaphorisch und schon hat man die ersten Missverständnisse aus denen wiederum Probleme erwachsen können. Ob man der Lehre nach Buddhas Tod etwas hinzufügte, werden wir wohl nicht nachprüfen können. Ausgeschlossen ist es jedenfalls nicht.
@noilluminati @kutulus Da so gut wie alle Schriften erst nach Buddhas Tod dokumentiert wurden, kann man davon sehr wohl ausgehen. Wir können nicht wissen welche fixen Ideen so mancher Mönch und Verfolger Buddhas sich einfallen ließ.
Um zu verdeutlichen wie sehr man Buddhas Lehre mittlerweile missversteht, habe ich mal ein Beispiel.
Es ist eine Stelle aus dem Majjhima Nakaya, von vielen (Sehr vielen) Buddhisten wörtlich genommen und sich damit nur unnötig weiter vom Ziel des Buddhismus entfernt.
Es steht folgendes geschrieben:
Einst weilte der Erhabene außerhalb der Stadt Vesālí im Walde. Damals war der Licchavi Sunakkhatta kurz vorher aus dem Buddha-Orden ausgetreten und verbreitete in Vesālí dieses Gerede:
«Der Samana Gotama besitzt gar keine übermenschlichen Fähigkeiten und kein wirklich überragendes edles Wissen und Schauen; er verkündet nur eine mühsam ergrübelte Lehre, die er sich selbst ausgedacht hat, und verfolgt damit nur den Zweck, daß für den, der danach handelt, das Leiden aufhört.»
Als Sāriputta bei seinem Almosengang durch Vesālí davon gehört hatte, begab er sich zum Erhabenen und berichtete ihm darüber.
Der Erhabene (Buddha) sprach darauf:
Ärgerlich ist der törichte Sunakkhatta und nur aus Ärger redet er so. Er will den Vollendeten tadeln und dabei lobt er ihn; denn es ist ein Lob, wenn er sagt, der Zweck der Lehrverkündigung sei, daß für den, der danach handle, das Leiden aufhöre. Sunakkhatta wird gewiß niemals begreifen, daß ich der vollkommen Erwachte bin und diese übernormalen Fähigkeiten besitze: mich zu vervielfältigen, mich unsichtbar zu machen, ungehemmt durch Mauern, Wälle und Berge zu gehen, als wären sie Luft, in der Erde unterzutauchen, als wäre sie Wasser, auf dem Wasser zu wandeln, als wäre es feste Erde, mit gekreuzten Beinen durch die Luft zu schweben wie ein Vogel, Mond und Sonne mit der Hand zu berühren und körperlich bis in die Brahmawelt vorzudringen. Er wird auch nie begreifen, daß ich himmlisches Gehör besitze, daß ich die Gedanken anderer lesen kann.
Der Vollendete besitzt aber zehn Kräfte, vermöge deren er, wie ein Stier in der Herde, den ersten Platz einnimmt, wie ein Löwe brüllt und das heilige Rad (der Lehre) rollen läßt. Dies sind die zehn Kräfte:
Er weiß Richtiges und Falsches zu unterscheiden,
Er kennt genau und gründlich die Folgen der vergangenen, zukünftigen und gegenwärtigen Taten,
Er weiß genau, wohin jeder Pfad führt,
Er kennt genau die vielen verschiedenen Elemente[1], aus denen die Welt besteht,
Er kennt die verschiedenen Neigungen der Wesen,
Er weiß, was in den Sinnen und Absichten der anderen Menschen vorgeht,
Er weiß, wie die Versenkungs-, Befreiungs- und Sammlungszustände unrein oder rein sind und wie man sich daraus wieder erhebt,
Er erinnert sich seiner früheren Lebensläufe,
Er schaut mit dem himmlischen Gesicht das Schicksal der Wesen im Laufe der Wiedergeburten,
Er hat nach dem Aufhören der Anwandlungen[2] schon in diesem Leben die Befreiung des Geistes durch Weisheit an sich selbst erfahren.
Wer diese zehn Kräfte des Vollendeten bestreitet, seine Behauptung nicht zurücknimmt und seine Ansicht nicht aufgibt, der wird, wie er es verdient, in die Hölle geworfen.
Ich nenne solche Beschreibungen immer "indische Märchenstunde".
Man muss einfach nur mal bedenken, dass der Buddhismus damals in Konkurrenz zu anderen hinduistischen Lehren trat und die Autoren dieser Lehren also ein Alleinstellungsmerkmal für ihren "Meister" brauchten, der ihn anderen überlegen machte
Moses musste durch seine Wunder als Sprecher Gottes legitimiert werden
Jesus musste durch seine Wunder als Messias legitimiert werden
Mohammed musste durch seine Wunder als Prophet legitimiert werden
Buddha musste....genau das gleiche
Die Menschen stilisieren sich gerne Idole und Übermenschen.
Wäre Buddha in einigen Schriften nicht als "Übermensch" dargestellt worden, sondern als einfacher "Philosoph", wäre die Lehre vermutlich nicht erfolgreich gewesen
(wenn er selbst denn überhaupt so etwas behauptet hat...)
Solche Dinge werden erfunden, um die Führergestalt besonders erhaben erscheinen zu lassen. Relevanz für die Lehre? Null.
Das ist übrigens ein guter Gradmesser für Sekten denke ich:
Wird die Autorität des Lehrers nur durch "Wunder" legitimiert und seine Lehre ist oberflächlich oder esoterisch-verschwurbelt, ist er vermutlich kein echter Lehrer.
Was haben nun unter anderen Theravada Buddhisten gemacht ? (Die von sich behaupten sich streng an die Schriften zu halten)
Sie errichten Buddha Statuen, bauen Paläste, gehen vor den Statuen in den Palästen auf den Boden, beten Buddha an und verehren ihn als Erlöser.
Hat das irgendwas mit seiner Lehre zu tun ? Hat es nicht. Es ist Quark. Warum es Quark ist ?
Damit klammern sich betroffene Buddhisten
mal wieder an was materielles, weil sie denken es wäre beständig.
Zack, Begehrungskreislauf beginnt von neuem und die netten Herren stehen wieder am Anfang.
Und warum das ganze ? Weil man irgendwelche Berichte über Buddha wörtlich nimmt, von denen man noch nicht einmal sicher sein kann, das sie Tatsachlich aus dessen Mund stammen.
Außerdem macht es überhaupt gar keinen Sinn, das sich Buddha als jemand hinstellt, der durch Wände laufen kann, wenn er die Beantwortung Metaphysischer Fragen mehrfach ablehnte und von sich auch niemals behaupte in irgendeiner Art Übernatürlich zu sein, er verneinte es sogar.
Aber so leicht geht es..