Ich finde nicht, das
Ur schrieb:wie soll der Mensch miteinander auskommen, Hass negieren, wenn der erste Schritt darin besteht den Hassenden zu verstehen, der Mensch aber nicht mehr in der Lage oder gewillt ist, andere und somit sich selbst zu verstehen?
Das Problem ist, sowohl im Christentum wie im Buddhismus, dass der Mensch moralisch dazu gezwungen werden soll, seinen Feind zu lieben. Das geht aber nicht. Wer von einem anderen Menschen attackiert wird, braucht zwei Voraussetzungen, um erst einmal so weit zu kommen, dass er nach Verständnis für den anderen ringen kann:
a) Abstand: evtl. (je nach Art der Attacke) erst einmal die Möglichkeit, sich (im schlimmsten Fall physisch) von der Sache zu erholen, und vor allem die Gewissheit, dass er keine Wiederholungen befürchten muss
b) das Wissen, dass er, als der Angegriffene, moralisch im Recht ist
Nur wenn beides zutrifft, ist der Angegriffene dazu in der Lage, über die Beweggründe des Aggressors nachzudenken und evtl. Verständnis oder eine friedliche Alternative zu suchen
Zumindest das Christentum gesteht dem Angegriffenen diese beiden Voraussetzungen aber nicht zu. Stattdessen bekommt, wer aus irgendwelchen Gründen (z.B., weil der Angreifer ihn immer wieder attackiert) nicht in der Lage ist, seinem Feind zu verzeihen, die Drohung, wegen seines Unmuts in der Hölle zu landen, zu hören. Hier wird also versucht, das Opfer mit Angst und Drohungen zu bessern. Das Opfer, wohlgemerkt; der Angreifer wird nicht mal kritisiert.
Der Buddhismus ist da, wie ich gelesen habe, etwas nachsichtiger und beschränkt sich auf die Erklärung, dass der Betroffene (also das Opfer) noch nicht "weit" genug ist und eben noch "lernen" muss.
Dies gilt alles für persönliche Feinde. Was "strukturelle" Feinde anbetrifft, also Menschen, die man oft gar nicht kennt, die aber einer feindlichen Gruppe (z.B. dem Nachbarland, mit dem Krieg herrscht) angehören, und mit denen man vielleicht sogar befreundet sein könnte, wären die Gruppen nicht verfeindet, ist die Sachlage eine ganz andere.