@McMurdo Na ja, den Kindermord des Herodes hat Gott ja zwar nicht selbst verübt, aber zugelassen. Es war ihm nur wichtig, Jesus zu retten, denn anscheinend wurde nur Josef (rechtzeitig) vorgewarnt. Gott hätte sicher auch anders handeln können, zum Beispiel Herodes sterben oder nur die Meinung ändern lassen können. Aber es ging in dieser (vermutlich erfundenen) Geschichte wohl hauptsächlich daran, eine Parallele zwischen Jesus und Moses zu ziehen. Außerdem musste es einen Grund geben, Jesus nach Ägypten zu bringen.
Aber mit der Tötung der Erstgeborenen war wohl die Tötung der ältesten Söhne der Ägypter gemeint, als der Pharao Moses und sein Volk nicht ziehen lassen wollte. Diese Tötung geschah durch Gott persönlich und betraf ausdrücklich auch die Kinder von ägyptischen Gefängnisinsassen, die möglicherweise sogar politische Gegner des Pharaos gewesen sein könnten.
Natürlich kann man der Meinung sein, dass menschliche Sichtweisen und damit auch moralische Prinzipien nicht für Götter gelten. Schließlich sind Götter so mächtig, dass die Menschen sie sowieso nicht belangen können, egal, was sie gerade Böses tun. Und ein Gott läuft auch nicht die Gefahr, selbst erleben zu müssen, was er einem Menschen antut, und kann es sich deshalb vielleicht auch gar nicht vorstellen.
Aber ich wundere mich trotzdem, dass man sich dazu durchringen kann, einen Gott anzubeten, der so mit den Menschen verfährt wie der Gott der Bibel. Die einzige Erklärung, die mir dazu einfällt, ist Angst.
Wenn man aber Die Auslöschung ganzer Stadtbevölkerung durch einen Gott für gut befinden kann, mit der Erklärung, dass diese Stadtbewohner ja so böse waren - was ist denn dann gut und was böse? Wie ist zum Beispiel das Verhalten von Lot zu betrachten, der seine Töchter zur Massenvergewaltigung freigab, um seinen Gästen zu helfen? Er wird in der Bibel als gut und rechtschaffen hingestellt. Und ist ein Abraham, der bereit gewesen wäre, seinen Sohn zu opfern, nur weil Gott das verlangte, wirklich ein Vorbild?
Und so weiter und so weiter.
In biblischen Zeiten scheint die Interpretation von Gut, Böse und Gerechtigkeit wohl noch ganz anders gewesen zu sein als heute. Da wurde man ja auch schon hingerichtet, wenn man am Sabbat Holz sammelte. Wie gut, dass wir heute leben, und das in einem säkularen Staat!