Mit Glauben stopfen die Menschen, die es brauchen, die Löcher in ihren Hirnen und Herzen.
Da gibts natürlich die unterschiedlichsten Ausprägungen. Die Kreativeren erfinden sich ihren eigenen Lückenbüsser, die anderen adaptieren irgendeine bekannte Gottesfiktion, meist die, die im Kulturkreis und/oder der Familie eh schon verbreitet ist, und leben damit.
Die ganz harten nehmen sich ein... hüstel... "heiliges Buch" und lassen davon ihr Leben bestimmen.
Hier in unserem Kulturkreis sind das meist irgendwelche christlichen Splittergruppen, die ihre Schäfchen mit Legenden und Erzählungen aus der Bibel bei der Stange halten.
Ich zitier mal einen promovierten Theologen:
Um diese Aufgabe sind sie nicht zu beneiden, denn es waren in den vergangenen 150 Jahren vor allem ihre neutestamentlichen Kollegen, die den dogmatischen, den kirchlichen Jesus durch ihre wissenschaftlichen Forschungen immer weiter zurechtgestutzt und destruiert haben. Heute dürfte kein Professor der Theologie, der an einer staatlichen Universität lehrt, noch der Meinung sein, dass an den Geburtsgeschichten Jesu im Neuen Testament sich mehr findet als christliche Legenden. Es ist jedem Neutestamentler klar, dass Jesus sich in der Erwartung des „Reichs Gottes“, das er als unmittelbar bevorstehend glaubte, schlicht geirrt hat.
Jesus hatte mit dem entstehenden Christentum eher wenig zu tun
Man weiß heute, dass die biblische Verherrlichung ihrem Herrn bald davongaloppiert ist. Es ist allgemein anerkannt, dass er gläubiger Jude war und es bis zu seinem Tode geblieben ist, dass er sich nur gesandt sah „zu den verlorenen Schafen des Hauses Israel“, dass also Nichtjuden einfach nicht seine Adressaten waren. Den Auftrag zur Weltmission hat ihm erst der Evangelist Matthäus in den Mund gelegt. Kaum ein Neutestamentler nimmt heute noch an, dass er sich tatsächlich selbst als Messias verstanden hat. Und jeder Neutestamentler weiß, dass Jesus mit seinem Tod offenbar keine Sühnefunktion verband, wie das später Paulus behauptet hat. Die großen Differenzen zwischen der Lehre Jesu und der Verkündigung des Paulus ist Theologen hinlänglich bekannt.
Jesus hat mit dem entstehenden Christentum eher wenig bis gar nichts zu tun, der eigentliche Protagonist ist Paulus. Jungfrauengeburt, Wunder und Exorzismen gelten als Übernahmen von alttestamentlichen Vorbildern oder der heidnischen Umwelt. Die Auferstehungserzählungen der Evangelien halten wohl alle Neutestamentler für legendär, auch wenn der Auferstehungsglaube selbst sehr alt ist. Erst die altkirchlichen Konzilien haben aus Jesus einen Gott gemacht. Das sind bekannte Fakten unter Theologen, doch immer noch weithin unbekannt beim Kirchenvolk.
Die Erzväter Abraham, Isaak und Jakob hat es wohl kaum gegeben
Im Alten Testament ist der Kahlschlag fast noch größer. Dort haben die Archäologie und die alttestamentliche Forschung die wenig spektakulären Anfänge des alttestamentlichen Gottes als Wetter- oder Berggott von Nomadengruppen freigelegt, der später noch lange Zeit zusammen mit seiner Ehefrau Aschera verehrt wurde. Der Monotheismus war auch in Israel eine recht späte Erscheinung und hat sich erst nach dem babylonischen Exil durchgesetzt.
Dass es die Erzväter Abraham, Isaak und Jakob tatsächlich gab, wird von vielen Forschern verneint. Es gab offenbar keinen spektakulären Auszug (Exodus) aus Ägypten. Viele Alttestamentler halten selbst Mose für eine rein literarische Figur. Es gab keine Wüstenwanderung, keine „Landnahme“ und keinen Josua, offenbar auch kein Großreich unter David (obwohl ein „Haus Davids“ nachweisbar ist). Die Israeliten waren offenbar selbst Kanaanäer und verehrten wie diese lange kanaanäische Götter.
Deshalb sind die Glaubensgrundlagen, wie sie in den Bekenntnissen der Kirchen fixiert sind, intellektuell schon lange nicht mehr haltbar. Der dogmatische Gott der Kirchen ist tot, und der übrig gebliebene „historische Jesus“ ist eher spröde und hat erstaunlich wenig zu bieten. Dogmatiker wissen dies, dennoch ist es ihre Aufgabe, die Denkmöglichkeit ihrer eigentlich längst hinreichend widerlegten Religion zu erweisen.
http://www.tagesspiegel.de/wissen/ist-theologie-eine-wissenschaft-lehre-unter-denkmalschutz/11588538.htmlWem wurde das denn bisher so in Kindergarten, Schule oder Kirche vermittelt?
Oder wurde da eher schöngerdet gelogen und verschwiegen?
Und trotzdem glauben es die Leute.
Warum?
Weils in den Kram passt.
Weil es Lücken füllt, die zu füllen sonst eigenes Nachdenken erfordern würde oder doch zumindest mal entsprechende Recherchen.
Oder, und das ist für manche kaum vorstellbar, man müsste auch mal mit einer Lücke leben können, sich eingestehen es nicht zu wissen. Da ist man mit "Gott wars" und im Nachfassen, wenns auch dann nicht zu einer akzeptablen Erklärung reicht, mit "Gottes Wege sind unergründlich" natürlich schneller (und viel bequemer) am Ziel.