Haben Schizophrene etwas mit Spiritismus zu tun?
07.10.2013 um 18:12
Oft wird die Schizophrenie mit der multiplen Persönlichkeit verwechselt, welche die Spaltung eines Menschen in zwei Persönlichkeiten bezeichnet. Die schizophrene Erkrankung beschreibt jedoch, dass der Erkrankte in zwei Wirklichkeiten lebt, in der realen und in einer zweiten, die ein gesunder Mensch nicht nachvollziehen kann. Es kommt zu einer Zersplitterung und Aufspaltung von Denken, Fühlen und Wollen sowie zu einer inadäquaten oder verflachten Affektivität (=Gefühlslage). Dadurch entstehen Störungen oder Veränderungen des Denkens, Handelns und des Ich-Erlebens des Erkrankten.
Die schizophrene Psychose stellt eine Bedrohung der geistigen Integrität und Identität für den Betroffenen dar, und eben diese kann starke Angst beim Patienten auslösen. Der Kontakt mit Mitmenschen kann bedrohlich wirken, was zu sozialem Rückzug und Isolation führen kann.
Es kann zum Zerfall der Einheit von intellektuellen und emotionalen Funktionen sowie zum Verlust der Selbstidentität kommen, doch diese Gefahr kann leider nicht von allen Patienten selbst wahrgenommen werden.
Die psychologischen Faktoren:
Hierbei steht die Störung der Regulation der Informationsverarbeitung zentral im Vordergrund, denn es ist nachgewiesen worden, dass die Denkvorgänge bei schizophrenen Menschen verlangsamt sind, ihre Gedankengänge werden leichter unterbrochen.
Schizophrene Menschen werden von den Reizen in ihrer Umgebung regelrecht überflutet und können sich daher nicht auf eine Sache konzentrieren, so wie es gesunde Menschen können. Diese Störung wird für viele der schizophrenen Symptome verantwortlich gemacht, wie z.B. die Stimmen, die der Kranke hört, bei denen es sich oft um die eigenen Gedanken handelt, die der Kranke als von außen kommend wahrnimmt, die desorganisierte Sprache und das Zurückziehen, welches als Schutz vor einer Reizüberflutung gesehen werden kann.
Symptome und Typen
Die Symptome
Im Allgemeinen kann man die Symptome der Schizophrenie in 6 Bereiche gliedern:
Wahn:
Beim Wahn handelt es sich um eine nichtkorrigierbare falsche Beurteilung der Realität, oft handelt es sich um Verfolgungs- und Bedrohungsideen, der Betroffene bezieht das Verhalten anderer wahnhaft auf sich selbst, es besteht keine Möglichkeit für den Betroffenen zu begreifen, dass er sich täuscht. Diese Wahnideen sind für den Kranken stark angstprovozierend.
Halluzinationen:
Hierbei handelt es sich um eine Trugwahrnehmung mit befremdlichen oder bedrohlichen Inhalten, welche für eine echte Sinneswahrnehmung gehalten wird, obwohl kein entsprechender realer Sinnesreiz vorliegt. Diese Sinnestäuschung kann alle Sinnesorgane betreffen, am häufigsten treten jedoch akustische Halluzinationen auf, in denen Stimmen dem Kranken etwas befehlen oder kommentieren. Es ist unmöglich, dem Kranken diese Trugbilder weiszumachen, da er sich nicht kritisch von ihnen distanzieren kann.
Ich-Störungen:
Schizophrene Menschen erkennen keine Grenzen mehr zwischen dem Ich und der Umwelt, sie empfinden die eigene Person oder die Umwelt als fremdartig oder empfinden die eigene Persönlichkeit als gespalten, zusammenhanglos, zerschlagen. Ein schizophrener Mensch denkt, ihm würde die Kontrolle über seine Gedanken entzogen werden, er denkt, jemand hört seine Gedanken und beeinflusst diese. Ebenso kommt es zum Autismus, zum Verlust der Wirklichkeit, der Betroffene verliert den Bezug zur Außenwelt und versinkt in seine eigene Welt.
Formale Denkstörungen:
Es kommt zur Zerfahrenheit, zur Lockerung oder Aufhebung logischer Zusammenhänge, die Gedanken des Betroffenen sind sprunghaft. Dieser Symptombereich ist geprägt durch Gedankenabbrüche, sinnlose Wortaneinanderreihungen und –neubildungen (Neologismen) ebenso wie zu Verschmelzungen verwandter Wörter zu einem Begriff.
Affektive Störungen:
Der Kontakt zu Mitmenschen wird reduziert, es treten Störungen des Affekts (Gefühlsleben) und des Antriebs auf, eine apathische Verflachung und labile Gereiztheit.
Gegensätzliche Gefühlsregungen werden nebeneinander empfunden, der Patient weint und lacht gleichzeitig (Ambivalenz), es kann zu Situationen nicht angemessenen Gefühlsäußerungen oder mimischen Reaktionen kommen, Stimmungslage und gegenwärtige Situation passen nicht zusammen (inadäquate Affektivität).
Schizophrene Menschen sind manchmal albern und ausgelassen, häufiger jedoch ratlos, hilflos und anlehnungsbedürftig (= depressive Verstimmung).
Psychomotorische Störungen:
Hierbei handelt es sich um Bewegungsstörungen (katatone Beschwerden) wie z.B. Bewegungsunruhe, überschießende Aktivität, häufig wiederholte Bewegungsstereotypien oder Veränderung der Kooperationsfähigkeit, d.h. der Patient macht das Gegenteil vom Verlangten oder führt es automatenhaft aus. Auch kommt es zur Katalepsie, der Kranke verharrt stundenlang in unbequemen Stellungen. Kommt Fieber hinzu, perniziöse Katalepsie genannt, wird dies lebensbedrohlich. In psychischen Erregungszuständen wiederholen Schizophreniekranke oft bestimmte Bewegungen, klatschen z.B. dauernd in die Hände.
Ein der akuten Psychose machmal vorausgehendes Symptom ist das Trema: Es handelt sich um unbestimmte, diffuse Angst, fundamentale Verunsicherung und Bedrohung. Mitmenschen und Umwelt sind fremd, unwirklich und bedrohlich geworden. Der Betroffene durchlebt eine exzessive Angst, es kann zum Wahnerleben eines Weltunterganges kommen.
All diese Symptome werden in Positiv- und Negativsymptomatik unterteilt:
Zu den Positivsymptomen, auch produktive Symptome genannt, gehören Verhaltensmerkmale, die über das Verhalten von Gesunden hinausgehen, wie z.B. Halluzinationen, Wahn, Ich-Störungen und formale und inhaltliche Denkstörungen.
Die Negativsymptomatik beschreibt jene Symptome, welche Verhaltensdefizite aufweisen wie z.B. Antriebsmangel oder Affektarmut, d.h. der Betroffene ist in seinem Gefühlsausdruck deutlich eingeschränkt, spricht kaum noch und ist unfähig, etwas zu tun.
Je nach Ausprägung bestimmter Symptome kann man verschiedene Typen der Schizophrenie unterscheiden:
Die Typen
Die paranoide Schizophrenie:
Diese ist die häufigste Form der Schizophrenie und tritt am häufigsten im 4.Lebensjahrzent auf. Das wesentlichste Merkmal hierbei ist das Auftreten von Wahnvorstellungen und ausgeprägten Halluzinationen, dies muss jedoch nicht immer eintreten. 80% der Erkrankten haben akustische Halluzinationen und hören imperative oder kommentierende Stimmen. Bei der paranoiden Schizophrenie steht die Positivsymptomatik im Vordergrund, Negativsymptome treten kaum auf.
Die hebephrene Schizophrenie:
Diese Form der Schizophrenie, auch Hebephrenie genannt, beginnt meist im Jugendalter und weist vordergründlich Störungen von Gedankenabläufen, affektive Veränderungen, Antriebs- und Denkstörungen sowie eine verflachte, emotional verarmte Persönlichkeit auf.
Oft erleidet der Erkrankte einen Entwicklungsknick durch Leistungsabfall in der Schule, Abbruch sozialer Beziehungen, Antriebslosigkeit und Isolierung.
Eine Diagnostizierung dieser Form ist nicht einfach, da man sie von üblichen Pubertätsschwierigkeiten unterscheiden muss. Die Prognose für Hebephrenie ist eher ungünstig.