http://kath.net/news/42369Pater Amorth: Selbst im Vatikan gibt es Anhänger satanischer Sekten
Rom/Kisslegg (kath.net/ idea.de)
Die Kirche muss ihr weitgehendes Schweigen zur Existenz des Teufels und der Hölle beenden. Das fordert der Ehrenpräsident der Internationalen Vereinigung der Exorzisten, Gabriele Amorth. Er ist seit 1986 Exorzist der katholischen Diözese Rom. Vor kurzem erschien im Christiana-Verlag (Kisslegg/Allgäu) ein Interview-Buch über das Leben des
88-Jährigen unter dem Titel „Memoiren eines Exorzisten – Mein Kampf gegen Satan“. Darin vertritt er die Ansicht, dass satanisches Wirken und die Befreiung von dämonischer Besessenheit keine Relikte aus der Vergangenheit seien. Man dürfe sie keineswegs auf die Zeit Jesu beschränken: „Satan ist heute mehr denn je aktiv und versucht die größtmögliche Zahl von Seelen in den ewigen Tod zu treiben.“ Auch heute gelte der Auftrag Jesu Christi, Menschen von Dämonen zu befreien und zu heilen. Das kirchliche Schweigen über den Teufel habe dazu geführt, dass es in Ländern wie Deutschland, Österreich, der Schweiz, Spanien und Portugal keine oder fast keine Exorzisten gebe. In kirchlichen Ausbildungsstätten stehe das Thema nicht auf dem Programm. Das sei der Grund, warum eine große Zahl von Priestern und Bischöfen nicht mehr an Teufel und Exorzismus glaubten. Amorth: „Die Dämonen sind zu einer unter Schutz gestellten Spezies geworden, und die Exorzisten werden als Kriminelle betrachtet. Satan darf sich inmitten der Christen der katholischen Kirche bewegen, wie es ihm beliebt.“
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Okkultismus ist Einfallstor für den Satan
Der Priester warnt eindringlich davor, sich auf Magie, Okkultismus und Spiritismus einzulassen. Sie seien Einfallstore für Satan. Statistiken sprächen von 14 Millionen Italienern, die Kartenleger und Wahrsager konsultierten. Es gebe auch zahlreiche Fälle, in denen sich Personen dem Teufel weihten. Allein in Italien werde die Zahl satanischer Sekten auf mehr als 800 geschätzt – mit jeweils 15 bis 20 Mitgliedern. Nach Angaben des Exorzisten gibt es selbst im Vatikan Anhänger solcher Gruppen: „Es sind Priester, Monsignore und auch Kardinäle.“ Papst Benedikt XVI. – er amtierte von 2005 bis Februar 2013 – sei darüber informiert worden. Als früherer Präfekt der Glaubenskongregation habe er die Vereinigung der Exorzisten empfangen: „Er hielt eine sehr schöne Ansprache, worin er unser Apostolat lobte und uns ermutigte.“ Papst Johannes Paul II. (1920-2005) habe sich „sehr oft und ausführlich über den Teufel und den Exorzismus geäußert“.
70.000 exorzistische Sitzungen
Amorth hat nach eigenen Angaben mehr als 70.000 exorzistische Sitzungen abgehalten. Die Zahl der behandelten Personen könne er nicht berechnen. Täglich seien es nicht mehr als fünf. Während seines Wirkens sei er mehr als 100 Besessenen begegnet, die der Teufel völlig in Besitz genommen habe. Daneben gebe es „dämonische Quälereien“. Dabei litten Betroffene etwa unter medizinisch unerklärlichen Schmerzen, einem Zwang zum Fluchen oder der Unfähigkeit, beten oder eine Kirche besuchen zu können. Die Erfahrung des Exorzisten: „Je länger sich der Teufel eingenistet hat, umso tiefere Wurzeln schlägt er und umso schwieriger und länger gestaltet sich die Befreiung.“ Bei den schwierigsten Fällen komme es zu Beginn der Behandlung zu gewalttätigen Ausbrüchen von solcher Heftigkeit, „dass ich sechs oder sieben Personen benötige, die mir helfen, die Reaktionen des vom Teufel Besessenen unter Kontrolle zu halten“. Die Assistenten begleiteten den Exorzismus auch durch ihre Gebete. Neben Laienhelfern beteiligten sich Priester, die Erfahrungen sammeln und als Exorzisten Fortschritte machen wollten. Unerlässliche Voraussetzung für die Befreiung von dämonischen Belastungen ist laut Amorth, dass der Betroffene verzeihen kann: „Es ist unmöglich, Personen zu befreien, die einen Groll gegen jemanden hegen und dieses Ressentiment nicht überwinden können.“ Zur Frage, wie ihn sein Dienst verändert habe, sagte der Priester: „Die Ausübung des Exorzistenamtes hat mich im Glauben, im Gebet und selbstverständlich in der Liebe bestärkt.“