Fed und EZB sind die weltgrößten Zentralbanken.
Die Krise enthüllt das Dilemma der US-Notenbank: Sie ist abhängiger von Politik und Banken – sie muss neben stabilen Preisen auch maximal viele Jobs schaffen
Seit Gründung der Fed 1913 gehören den privaten Banken (heute gut 3000) die regionalen Zentralbanken. Diese zwölf Bezirks-Feds besitzen unterschiedlich großen Einfluss auf die eigentliche US-Zentralbank in Washington (s. Schaubild). Die Privatbanken haben als Eigentümer das Recht, sechs der neun Direktoren jeder regionalen Fed zu bestimmen. Diese Direktoren sind an der Wahl des Präsidenten der regionalen Fed beteiligt – und dieser Präsident entscheidet im „Offenmarkt-Ausschuss“ über die Geldpolitik der USA: Bleiben die Zinsen dauerhaft niedrig, die Geldmenge aufgebläht? Sie bestimmen aber auch, welche notleidende Privatbank die Finanzkrise überleben darf und welche nicht – ein Interessenkonflikt.
Diener mehrerer Herren – die Wünsche der Politik an die Fed
Die US-Zentralbank muss zwei sich widersprechende Ziele erfüllen: das Geld stabil halten und so viele Arbeitsplätze wie möglich garantieren. Dabei darf die Fed nicht gegen die von der Regierung vorgegebene Wirtschafts- und Finanzpolitik handeln. Das aktuelle Dilemma der Zentralbank: Erhöht sie die Zinsen, werden Kredite teurer, und Firmen schaffen weniger Jobs – genau das will die US-Regierung vermeiden. Sie darf der Fed zwar nicht ins Tagesgeschäft hineinreden, aber Zentralbank-Präsident Bernanke muss dem Parlament regelmäßig Rede und Antwort stehen. In diesen Wochen versuchen US-Politiker, ihren Einfluss auf die Fed durch ein neues Gesetz noch weiter zu erhöhen.
Aufbau und Funktion der Europäischen Zentralbank
Unabhängig dank Maastricht – die Politik bleibt außen vor
Die Gründung der EZB zum 1.Juni 1998 fußt nicht auf einem jederzeit änderbaren Gesetz, sondern auf dem Vertrag zur Gründung der Europäischen Gemeinschaft (Maastricht). Der garantiert – Beispiel Bundesbank – die Unabhängigkeit der EZB. EU und nationale Regierungen verpflichteten sich, auf Versuche der Beeinflussung zu verzichten, Zentralbankern wiederum ist es verboten, von ihnen Weisungen entgegenzunehmen.
Was Politiker wie Frankreichs Staatschef Nicolas Sarkozy nicht hindert, dies ab und an trotzdem zu versuchen – bisher immer erfolglos. Bei der Wahl der Direktoriumsmitglieder spielt der Proporz zwischen den Euro-Ländern eine weitaus wichtigere Rolle als die Weltanschauung der Kandidaten.
Klare Zielsetzung – Stabilität geht vor
Eindeutig definiert ist die Aufgabe der Europäischen Zentralbank: „Das vorrangige Ziel ist es, die Preisstabilität zu gewährleisten“, heißt es in Artikel 105 des Maastricht-Vertrags. Zwar soll die EZB auch die Wirtschaftspolitik der Europäischen Gemeinschaft unterstützen. Das allerdings nur, wenn so das Ziel der Preisstabilität nicht beeinträchtigt wird. Dieses Ziel verfolgt die EZB bisher sehr selbstbewusst – sie weiß genau, dass sie praktisch unantastbar ist. Kritiker sprechen sogar vom Notenbank-Knick: Selbst Politiker, die in das Direktorium berufen werden, brechen schnell mit ihrer Vergangenheit und ver-wandeln sich nach kürzester Zeit in unabhängige Zentralbanker.
Wem die Fed gehört
„Das Federal Reserve System gehört niemandem“, behauptet die Fed. Es sei eine „unabhängige Einheit innerhalb der US-Regierung“.
@liberta Das ist nicht die ganze Wahrheit.
Die zwölf regionalen Zentralbanken gehören den privaten Banken ihres Bezirks.
Diese Geschäftsbanken müssen Anteile an der Fed kaufen – bekommen dafür aber sechs Prozent garantierte Dividende.
Pikant: Die Banken ernennen sechs der neun Fed-Direktoren – und bestimmen so über die US-Geldpolitik mit.Das Direktorium der Fed
Das siebenköpfige Gremium mit Sitz in Washington setzt den geldpolitischen Kurs der USA um: Zinsen rauf oder runter, Geldmenge ausweiten oder eindampfen. Der US-Präsident bestimmt Chef und Vize der Fed für vier Jahre (Wiederwahl möglich) – die anderen Direktoren einmalig für 14 Jahre.
Das wichtigste Gremium der Fed
Der „Offenmarkt-Ausschuss“ entscheidet über Zinsen, Geldpolitik und Währung. Mitglieder des Ausschusses sind die sieben Fed-Direktoren, der Präsident der Fed New York und vier weitere regionale Zentralbank-Chefs. Deren Besitzer – die privaten Banken – beeinflussen so die US-Geldpolitik.
Wem die Europäische Zentralbank gehört
Private Banken besitzen bei der Europäischen Zentralbank keinerlei Einfluss. Das EZB-Kapital von 5,76 Milliarden Euro liegt ausschließlich bei den 27 Notenbanken der Europäischen Union, also nicht nur der Euro-Länder. Und diese Notenbanken befinden sich allesamt – bis auf ein paar Anteile der österreichischen Nationalbank – in öffentlichem Besitz. Aktuell halten die Zentralbanken der Euro-Länder 69,8 Prozent am Kapital der EZB. Die Nicht-Euro-Länder besitzen 30,2 Prozent. Trotz dieser Beteiligung haben sie – da nicht zur Währungsunion gehörend – keinen Einfluss auf die Personalpolitik bei der EZB.
Das Direktorium der EZB
Das sechsköpfige Führungsgremium der EZB setzt die geldpolitischen Beschlüsse des EZB-Rats um. Die Amtszeit der Mitglieder läuft acht Jahre (ohne Wiederwahl). Die Euro-Finanz-minister wählen die neuen Mitglieder per Mehrheitsentscheid (mindestens elf der 16 Länder) – die Regierungschefs bestätigen die Wahl.
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http://www.focus.de/finanzen/news/konjunktur/wirtschaft-zwei-gegensaetzliche-schwestern_aid_473552.htmlWirtschaft: Zwei gegensätzliche Schwestern - weiter lesen auf FOCUS Online:
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