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Respekt vor religiösen Gefühlen?

102 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Religion, Islam, Respekt ▪ Abonnieren: Feed E-Mail
Wolfshaag Diskussionsleiter
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Respekt vor religiösen Gefühlen?

21.09.2012 um 14:01
Muss man Respekt vor religösen Gefühlen haben?
Dazu hier ein Artikel aus der Zeit, der auch meine Meinung dazu sehr deutlich wiedergibt:

RELIGIONEN
Respekt? Wovor denn?
Respekt vor religiösen Gefühlen!, heißt es allenthalben. Michael Schmidt-Salomon hält es für falsch, auf die Befindlichkeiten von Gläubigen groß Rücksicht zu nehmen.

Es wirkt wie ein bedingter Reflex: Kaum gehen religiöse Fanatiker auf die Barrikaden, sind westliche Politiker und Journalisten zur Stelle, um Respekt für religiöse Gefühle einzufordern. So war es vor sechs Jahren im Zuge des Karikaturenstreits, so ist es heute bei den Protesten gegen das trashige YouTube-Filmchen Die Unschuld der Muslime. Im ersten Moment mag die Forderung sogar vernünftig erscheinen: Denn wäre es nicht schön, wenn wir alle etwas respektvoller miteinander umgehen würden?

Bei genauerer Betrachtung zeigt sich jedoch, dass diese so freundlich wirkende Haltung diametral gegen die Streitkultur der Aufklärung verstößt, auf der der moderne Rechtsstaat gründet. "Mehr Respekt bitte!" ist ein Totschlagargument, das jede vernünftige Debatte zum Erliegen bringt.

"Respekt" (von lateinisch "respectus": Zurückschauen, Rücksicht) bezeichnet eine Form der Achtung und Ehrerbietung gegenüber einer anderen Person, ihren Handlungen oder Überzeugungen. Keine Frage: Für aufgeklärte Zeitgenossen ist es eine pure Selbstverständlichkeit, Menschen als Menschen wertzuschätzen. Doch gilt dies auch für alle Überzeugungen, die Menschen an den Tag legen? Ganz gewiss nicht.

Wie etwa könnten wir aus einer aufklärerischen Perspektive heraus Glaubensüberzeugungen respektieren, die noch immer – im 21. Jahrhundert! – gegen Schwule und Ehebrecherinnen agitieren?

Nein, hinter solchem Respekt verbirgt sich meist bloß Ignoranz beziehungsweise Feigheit, die sprichwörtlich geworden ist: Der Klügere gibt nach – was der Dummheit schon häufig zum Sieg verholfen hat.

Respekt für Respektlose?

Die Absurdität der gegenwärtigen Debatte zeigt sich nicht zuletzt darin, dass Respekt ausgerechnet jenen gegenüber eingefordert wird, die hinlänglich bewiesen haben, dass ihnen jeder Respekt gegenüber Andersdenkenden fehlt. Verwunderlich ist dieses Defizit nicht, wenn man die Heiligen Schriften kennt. So erwartet "die Ungläubigen" laut Koran nicht bloß das "ewige Feuer", sie werden in der "Hölle" mit "Eiterfluss" und "Jauche" getränkt (Suren 14,16 und 78,25), erhalten einen "Trunk aus siedendem Wasser" (Sure 6,70), der ihnen die "Eingeweide zerreißt" (Sure 47,15), werden mit "eisernen Keulen" geschlagen (Sure 22,21), müssen Kleidungsstücke aus flüssigem Kupfer und Teer tragen (Sure 22,19) und vieles andere mehr. Immer wieder wird im Koran betont, wie sehr Allah "die Ungläubigen" hasst – sie gelten ihm gar als die "schlimmsten Tiere" (Sure 8,55) – und dass es für den gläubigen Muslim eine heilige Pflicht sei, den Zorn Gottes an ihnen zu vollstrecken (Suren 8,15-16). Eine gute Grundlage für den respektvollen Umgang mit Andersdenkenden ist dies sicherlich nicht.

Mit Mitgefühl oder gar Respekt dürfen "die Feinde Gottes" aber auch in der Bibel nicht rechnen. Denn es steht geschrieben: "Du wirst alle Völker verzehren, die der Herr, dein Gott, für dich bestimmt. Du sollst in dir kein Mitleid mit ihnen aufsteigen lassen" (Deuteronomium, 7,16-17). Auch im Neuen Testament wird die Bestrafung "der Bösen" immer wieder in schillerndsten Farben ausgemalt. So verkündet das Matthäus-Evangelium, dass der "Menschensohn seine Engel aussenden" wird, die diejenigen, die "Gottes Gesetz übertreten haben, (…) in den Ofen werfen, in dem das Feuer brennt. Dort werden sie heulen und mit den Zähnen knirschen" (Mt. 13,41-43). Nicht besser kommen die Fehl- und Nichtgläubigen bei Paulus weg: Die, die sich weigern, (den christlichen) Gott anzuerkennen, sind, so der Apostel, "voll Ungerechtigkeit, Schlechtigkeit, Habgier und Bosheit, voll Neid, Mord, Streit, List und Tücke, (…) sind überheblich, hochmütig und prahlerisch, erfinderisch im Bösen (…) Wer so handelt, verdient den Tod" (Römer 1,28-32).

Die Kritikphobie der Hardcore-Religiösen
Führt man sich vor Augen, wie vehement "Ungläubige" in den Grundlagenschriften der Religionen verunglimpft werden, wirken sämtliche Religionssatiren, die in den vergangenen Jahrzehnten veröffentlicht wurden, wie harmlose Späßchen. Bei Licht betrachtet hätten religionsfreie Menschen also weit triftigere Gründe, sich in ihren weltanschaulichen Gefühlen verletzt zu sehen. Offenkundig jedoch sind ihre weltanschaulichen Empfindungen weit weniger verletzungsanfällig als religiöse Gefühle. Sollte man also Rücksicht auf die besondere Befindlichkeit der Gläubigen nehmen? Keineswegs, denn das würde das Krankheitsbild nur noch verschlimmern.

Es ist wie bei einer Spinnenphobie: Wer unter der wahnhaften Angst leidet, beim Anblick einer Spinne sterben zu müssen, kann seine Angst nur dadurch überwinden, dass er mit dem Auslöser seiner Angst konfrontiert wird. Ähnlich ist es bei der Kritikphobie der Hardcore-Religiösen, auch hier hilft im Grunde nur systematische Desensibilisierung: Wir sollten sie daher mit so viel Kritik und Satire versorgen, bis sie irgendwann von selbst erkennen, wie irrsinnig es ist, wegen einer harmlosen Zeichnung in die Luft zu gehen oder schlimmer noch: andere in die Luft zu sprengen.

Umkehrung des Täter-Opfer-Prinzips

Die Ideologie des falschen Respekts ist, wie ich meine, gleich in mehrfacher Hinsicht schädlich: Erstens verstärkt sie die religiöse Kritikphobie durch das Ausblenden des aversiven Reizes. Zweitens ermutigt sie Fanatiker dazu, noch heftiger zu protestieren, um künftig jede Form von Religionskritik zu unterbinden. Drittens stellt sie weltanschauliche Borniertheit unter "Denk-mal-Schutz", indem sie den Fundamentalisten das "Geschenk der Kritik" vorenthält. Viertens ist sie paradoxerweise besonders respektlos gegenüber den Gläubigen, weil sie diese wie kleine Kinder behandelt, denen man bestimmte Dinge nicht zumuten darf. Fünftens führt sie zu einer Überbetonung der Interessen jener Personenkreise, die in ihrem Denken und Handeln noch nicht im 21. Jahrhundert angekommen sind. Sechstens verführt sie Politiker dazu, das Täter-Opfer-Prinzip umzudrehen, indem sie die Schuld für die Störung des öffentlichen Friedens den betroffenen Künstlern zuweisen – statt den Fanatikern, die nicht angemessen auf Kritik reagieren können. Siebtens hat die Ideologie des falschen Respekts eine Aushöhlung der Meinungs-, Presse-, Kunst- und Forschungsfreiheit zur Folge. Und achtens ist sie mit dem Verrat der Prinzipien der Streitkultur der Aufklärung verbunden, die ja gerade deshalb so produktiv ist, weil sie Debatten fördert, in denen tradierte Sichtweisen schamlos verletzt werden können.

Hüten wir uns also vor der Ideologie des falschen Respekts! Nicht auszudenken, wo wir heute stünden, wenn die Aufklärer der Vergangenheit größere Rücksicht auf religiöse Gefühle genommen hätten: Womöglich würden in Europa noch immer die Scheiterhaufen brennen.


http://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2012-09/religion-ideologie-respekt/seite-1


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Respekt vor religiösen Gefühlen?

21.09.2012 um 14:04
@Wolfshaag
word, word word!

und das aus tiefsten herzen und meiner ganzen überzeugung!


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Respekt vor religiösen Gefühlen?

21.09.2012 um 14:11
sehr guter Artikel!

Es ist Angst, die einen hier von Respekt gegenüber Religionen sprechen lässt. Wenn in Afrika Mädchen im Genitalbereich verstümmelt werden, hat niemand Respek vor dieser Tradition. Man verurteilt sie als mittelalterlich und bekämpft sie mit allen Mitteln. Die Eltern der betroffenen Mädchen gehen nur nicht hin und stürzen sich mit Sprengstoffgürteln behangen in Menschenmengen um ihre Tradition zu erhalten.

Würden Hindus darauf bestehen, bei Totenfeiern die Ehefrauen des Verstorbenen mit zu verbrennen, würden wir das verurteilen und unterbinden. Weil die Hindus eben auch nicht mit Krawall antworten.

Es geht nicht um Respekt, es geht um kuschen vor Terror und Gewalt.


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Respekt vor religiösen Gefühlen?

21.09.2012 um 14:12
Kann das auch nur bestätigen.

Man muss nicht alle Überzeugungen und Ansichten eines Menschen respektieren besonders wenn es den eigenen widerspricht.


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tic ehemaliges Mitglied

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Respekt vor religiösen Gefühlen?

21.09.2012 um 14:14
ich formuliere die Überschrift mal um ...

Respekt vor dem Glauben an Elfen, Pumukel und die Schlümpfe?

sicherlich nicht!


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Respekt vor religiösen Gefühlen?

21.09.2012 um 14:16
Es gibt keinen "Respekt" vor Religiösen Gefühlen. Würden die Religionen heute noch handeln wie im finstersten Mittelalter dann hätten wir wieder die Inquisition und Zensur.


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Respekt vor religiösen Gefühlen?

21.09.2012 um 14:16
@tic
dein glück das du, in dem zusammenhang, den großen kürbis nicht mit aufgezählt hast.
denn ich erwarte von allen menschen den respekt vor dem großen kürbis! ;)


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Respekt vor religiösen Gefühlen?

21.09.2012 um 14:18
@all
seien wir doch mal ehrlich seit wann hatten religionen und zwar alle, jemals respekt vor dem menschlichen leben gehabt?


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Wolfshaag Diskussionsleiter
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Respekt vor religiösen Gefühlen?

21.09.2012 um 14:18
@tic
Darum geht es ja nicht. Ich kann durchaus respektieren, dass jemand an Gott etc. glaubt, von mir aus auch an Pumuckel, aber ich kann nicht respektieren und schon gar nicht akzeptieren, dass Aufklärung und Humanismus und deren Errungenschaften, sich Fanatikern zu beugen haben und nur dann angebracht sind, wenn es ihnen paßt, da ich sonst mit Terror und Gewalt zu rechnen habe.


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Respekt vor religiösen Gefühlen?

21.09.2012 um 14:19
Ich werde sicherlich keinen
Respekt vor Menschen haben,
welche fuer Fantasiegestalten Mordend durch die Strassen ziehen


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tic ehemaliges Mitglied

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Respekt vor religiösen Gefühlen?

21.09.2012 um 14:20
nun ja, das hab ich ja auch quasi damit gemeint @Wolfshaag ... ich hab auch ne Freundin die glaubt und hab damit kein Problem, ich red auch ab und an mit ihr drüber ...


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Respekt vor religiösen Gefühlen?

21.09.2012 um 14:22
100 % zustimmung, besser kann man das gar nicht auf den Punkt bringen! 1A!


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Wolfshaag Diskussionsleiter
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Respekt vor religiösen Gefühlen?

21.09.2012 um 14:24
@tic
Ich glaube auch, dass es einen Gott gibt, aber ich glaube nicht an diverse Vorschriften, welche sich irgendwelche Typen im Mittelalter ausgedacht haben. Mein Glaube ist meine Privatsache, dafür brauche ich keinen Vorbeter, noch renne ich rum und will andere davon überzeugen, oder bringe sie um, wenn sie darüber einen Witz reißen.


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tic ehemaliges Mitglied

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Respekt vor religiösen Gefühlen?

21.09.2012 um 14:27
is auch völlig legitim @Wolfshaag ... bin da deiner Meinung, ich glaube zwar an nix aber ob es einen Gott nun gibt oder nicht weiß ich einfach nicht, Religion hingegen halte ich für den größten Schwachsinn ... wie du schon schriebst, Mittelalter ...


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Respekt vor religiösen Gefühlen?

21.09.2012 um 15:38
Ja, aber auch nur wenn der Andere mir gegenüber auch Respekt zeigt, das heisst er/die sollte meinen Glauben, meine Ansichten auch respektieren, wie ich seine/ihren Glauben und Ansichten respektiere.
Sobald sie mich manipulieren oder sogar bekehren wollen, hört bei mir der Respekt auf, es wirkt dann auf mich lächerlich, sowie das Extreme.


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Respekt vor religiösen Gefühlen?

21.09.2012 um 17:30
Kann den Artikel nur unterschreiben. Und nebenbei sei noch angemerkt: Respekt ist keine Einbahnstraße! Insofern haben Gläubige, die nach Toleranz und ähnlichem schreien, ihrerseits jedoch jede Überzeugung, die der ihrer widerspricht, mit Füßen treten, überhaupt keinen Respekt verdient. Es heißt doch so schön: Keine Toleranz gegenüber der Intoleranz! Eine Regierung oder Gesellschaft, die dem entgegengesetzt agiert, schaufelt sich ihr eigenes Grab, da es absolut kontraproduktiv ist. Stichwort: Appeasement-Politik. Ist vor allem hierzulande ein großes Problem...


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Respekt vor religiösen Gefühlen?

21.09.2012 um 17:41
@Wolfshaag

Absolutes Word zum Artikel. Treffender kann man es nicht formulieren.


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Respekt vor religiösen Gefühlen?

21.09.2012 um 17:42
Respekt vor was auch immer anderen Menschen heilig ist, heisst reduziert doch nichts weiter als Respekt vor anderen Menschen, was natürlich dann schon ein geben und nehmen ist.

Entweder man respektiert sich gegenseitig und nur das alleine hat Relevanz, oder man tut dies eben nicht.


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Respekt vor religiösen Gefühlen?

21.09.2012 um 17:45
Respekt vor einem (religiösen) Gefühl? Wie soll sich dieser Respekt denn äußern? Etwa indem ich vor ihren Geboten kusche?
Dann erwarte ich auch Respekt vor zum Beispiel meinen sexuellen Gefühlen und wenn ich das Geilheitsgefühl habe, dann hat bitte zu akzeptieren dass ich mich ein wenig an ihnen reiben will ;)


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