@GrandOldParty Ich bin rein zufällig auf diesen Thread gestoßen. Mit der Scientology habe ich aber vor etlichen Jahren, als noch kaum jemand etwas von dieser Psycho-Sekte gehört hat, eine überaus prägende Erfahrung gemacht. Einer meiner Bekannten berichtete mir damals, dass er als Angehöriger der in München stationierten Bundeswehr, auf der Straße von einem Scientologen angesprochen wurde. Er hörte sich an, was dieser Mann zu sagen hatte und gab ihm dann unmissverständlich zu verstehen, dass er dessen Vortrag für großen Quatsch halte. Daraus entwickelte sich ein Streit, der für meinen Bekannten die Konsequenz hatte, dass er nach dem Ende seiner Dienstzeit in München an seinem Wohnort im Raum Stuttgart eine telefonische Morddrohung erhielt, díe er auf Band aufgenommen hat.
Zu jener Zeit (in den Siebzigerjahren) war es offiziell noch nicht erlaubt, Telefongespräche ohne Wissen des Anrufers auf Band aufzuzeichnen. Insofern ein Glück, dass mein Bekannter diese Vorschrift missachtete und somit einen handfesten Beweis für diese Morddrohung der SC vorweisen konnte. Ich hatte die Gelegenheit diese Bandaufzeichnung anzuhören.
Wir wandten uns in dieser Sache an den Sektenbeauftragten der evang. Kirche, der uns mitteilte, dass im Hotel Europe in Stuttgart demnächst ein Treffe der SC stattfinde. Es wäre wünschenswert sagte der Pfarrer, wenn jemand sich unter die Teilnehmer mischen könnte, um auf diese Weise Informationen über die SC zu erhalten. Die Gelegenheit wäre günstig, denn die Teilnehmer dieses Treffens kämen aus allen Teilen Deutschlands und würden sich untereinander nicht kennen. Es wäre aber unverzichtbar, dass der Spion über die internen Gepflogenheiten der SC (speziell deren Fachsprache) Bescheid wisse, um nicht entlarvt zu werden.
Mein Bekannter kam nach Ansicht des Pfarrers als Spion nicht in Frage, da er evtl. erkannt werden könnte. Somit hatte ich die "Ehre" mich (als Freiwilliger) auf meinen Einsatz als Spion vorzubereiten. Ich nahm mir Ron Hubbards Werk "Dianetik" vor und eignete mir Begriffe wie "clear", Run down", "über die Brücke gehen" usw. an. Ich wurde auch eingehend auf die Funktion der sog. "Gards" (inzwischen als Security bezeichnet) hingewiesen.
Das Treffen verlief zunächst für mich völlig gefahrlos ab. Kritisch wurde es erst, als die Teilnehmer aufgefordert wurden, einen Brief an Ron zu schreiben! Da ich keine Anstalten machte, dieser Aufforderung nachzukommen, wurden die beiden "Guards" auf mich aufmerksam. Meine Entschuldigung, dass ich die Brille zu Hause vergessen hätte, besänftigte die "Guards" nicht völlig. Ihr Misstrauen war offenbar geweckt, denn nach Beendigung des Treffens bemerkte ich, dass mir die beiden "Guards" in die Tiefgarage des Hotels folgten. Sie setzen sich in der Folge "unauffällig" hinter meinen Wagen. Um sicher zu sein, dass sie mich verfolgten, setzte ich an einer Kreuzung den Blinker nach links, bog dann aber nach rechts ab. Im Rückspiegel sah ich, dass meine Verfolger den Blinker ebenfalls nach links gesetzt hatten, dann aber ebenfalls nach rechts abbogen. (Ein alter Trick der Profi-Spione, Verfolger zu erkennen.) In weiser Voraussicht bin ich zudem nicht mit meinem Privat-PkW zu diesem Treffen gefahren, sondern habe mir einen neutralen Geschäftswagen besorgt. Dank meiner besseren Ortskenntnis gelang es mir auch, meine Verfolger auszutricksen.
Dass bei diesem Treffen eindeutig suggestive Beeinflussungsmethoden eingesetzt wurden, blieb mir nicht verborgen. Darüber habe ich später einen mehrseitigen Bericht an den Sektenbeauftragten abgeliefert. Ich habe dann auch einen mir bekannten Landrat darüber informiert, dass in seinem Verwaltungsgebäude auf einem Infobrett ein Scientology-Werbeplakat (mit Einsteins Bild, wo er seine Zunge zeigt) hängt. Zu dieser Zeit war die SC noch kaum bekannt, aber auch heute noch wird die Gefahr, die von dieser Psychosekte ausgeht, immer noch unterschätzt. Und das finde ich ganz und gar nicht lustig!