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27.11.2012
Offenburg Spaziergängerin findet erschossenen Hells Angel
Von Jörg Diehl und Claas Meyer-Heuer
Kutte eines Hells Angel: Tödliche Schüsse an der LandstraßeZur Großansicht
dapd
Kutte eines Hells Angel: Tödliche Schüsse an der Landstraße
Grausige Entdeckung in Baden-Württemberg: In der Nähe von Offenburg ist die Leiche eines Hells Angel gefunden worden. Erkenntnissen der Polizei zufolge wurde der Rocker erschossen. Er gehörte nach SPIEGEL-ONLINE-Informationen dem Charter "Black Forest" an.
Info
Offenburg - Die schmale Straße macht eine sanfte Biegung nach rechts, es geht leicht bergauf, vorbei an einer kleinen Kirche, rechts ein Acker, links eine saftig grüne Wiese. Der letzte Weg des Hells Angel "Tommy" war malerisch - und tödlich. Denn am Dienstagmorgen, es war kurz nach 8 Uhr, fand eine Spaziergängerin die Leiche des 49 Jahre alten Rockers in der Nähe des badischen Ortes Oberschopfheim. Er wurde erschossen.
Die Polizei Offenburg bildete daraufhin die Sonderkommission "Feld", bestehend aus 40 Beamten. Eine Hundertschaft durchkämmte zudem die Gegend nach Beweismitteln und möglichen Spuren. Nach ersten Erkenntnissen der Ermittler starb der Höllenengel am Montagabend zwischen 19 und 23 Uhr. Mehrere führende Hells Angel bestätigten den Tod ihres Clubkameraden auf Anfrage, verweigerten jedoch jeglichen weiteren Kommentar. Auch die Kriminalisten gaben bislang nicht mehr Details bekannt. Die Hintergründe des mutmaßlichen Verbrechens sind somit bislang unklar.
Nach SPIEGEL-ONLINE-Informationen gehörte der Erschossene dem Hells-Angels-Charter "Black Forest" an, dessen Clubhaus in Lahr im Schwarzwald steht. Diese lokale Gruppierung der internationalen Motorradgang ist in dem sogenannten Rockerkrieg, der in den vergangenen Jahren vor allem im Norden, Westen und Osten Deutschlands ausgetragen wurde, bislang kaum aufgefallen. Der süddeutsche Raum galt in dieser Hinsicht immer als vergleichsweise ruhig.
Enorm in Aufruhr
Allerdings kam es im vergangenen Jahr im nicht allzu weit entfernten Pforzheim zu gewalttätigen Auseinandersetzung zwischen den Hells Angels und der Türsteherbande United Tribuns. Daraufhin verbot das Stuttgarter Innenministerium den Charter der dortigen Rocker. Den Behörden zufolge hatten diese per Abstimmung aller Mitglieder ("One man, one vote") beschlossen, die Anführer der verhassten Konkurrenz-Gang umzubringen. Doch ehe der Plan in die Tat umgesetzt werden konnte, schritten die Beamten ein.
Überhaupt ist die Rockerszene gerade wieder enorm in Aufruhr. In Berlin wurde kürzlich der ehemalige Hells-Angels-Anführer Holger "Hocko" B. festgenommen, weil er einen Mordanschlag auf seinen Amtsnachfolger André Sommer in Auftrag gegeben haben soll. Unbekannte hatten den wuchtigen Ex-Hooligan im Juni 2012 vor seiner Kneipe "Germanenhof" im Stadtteil Hohenschönhausen niedergeschossen.
Zudem lief nach SPIEGEL-ONLINE-Informationen am Sonntag die Kölner Milieugröße Brahim Z. mit seiner Bandidos-Truppe "Westgate" zu den Hells Angels über. Der Tunesier Z. galt einmal als "Herr der Ringe" am Rhein, das war Anfang der zweitausender Jahre, als er mit seiner berüchtigten Türsteher-Gang im Amüsierviertel der Stadt Angst und Schrecken verbreitete. Die Ermittler bringen ihn inzwischen mit einer Straßenschlacht im Januar 2012 zwischen Bandidos und Hells Angels in Verbindung, in deren Verlauf ein Hells Angel einen Messerstich in die Leber erlitten hatte.
Im Internet traten die Seitenwechsler jetzt noch einmal ordentlich nach: Sie hätten bei den Bandidos die erhoffte "Bruderschaft nicht finden" können. Es habe "unzählige, unglaubliche Enttäuschungen" gegeben, vor allem sei die Zweiklassengesellschaft zwischen den etablierten Altrockern und den rechtlosen Jungen unerträglich gewesen. "Mit Respekt", so heißt es in dem letzten Eintrag der scheidenden Banditen, "hat das alles nichts mehr zu tun."