Dass der Andrang auf deutsche Visa möglicherweise groß wird, wissen die deutschen Planer aus Erfahrungen der USA. Seit Jahren bietet das State Department ein Programm für ehemalige Helfer der US-Streitkräfte in Afghanistan an, die Amerikaner vergeben jährlich rund 500 Visa für Ausreisewillige unter ihnen. Für das Programm gab es in den vergangenen Jahren ohnehin schon einen Riesenandrang. Die Aussicht auf einen Abzug der Ausländer dürfte noch mehr Anfragen bringen.
Der afghanische Mitarbeiter könnte, bei Nichtgewährung eines Visums zur Lebensrettung, den Gang zum Internationalen Gerichtshof wagen und die Herkunftsländer der ISAF wegen unterlassener Hilfeleistung verklagen.
Andererseits, der einfache afghanische Aufbauhelfer ist bescheiden und reist nach Pakistan oder in den Iran aus. Nur die Reisekosten müsste unser Land übernehmen. Ich finde, das ist nicht zuviel verlangt.
Die Bitten von Dolmetscher Schah sind dagegen ziemlich bescheiden. "Ich will das Land verlassen, aber nicht nach Deutschland", sagt er. Eine kleine Abfindung, vielleicht tausend Dollar, seien doch genug. "Wir würden dann nach Iran oder Pakistan ziehen, dort wären wir sicher." Ansprechen aber will er das heikle Thema bei seinen deutschen Arbeitgebern vorerst nicht. "Wir brauchen das Geld jeden Monat, das will ich nicht riskieren."
* Der Name des afghanischen Dolmetschers wurde auf seinen Wunsch hin geändert, da er Repressalien fürchtet.
http://www.spiegel.de/politik/deutschland/helfer-der-bundeswehr-fuerchten-rache-der-taliban-in-afghanistan-a-833795.html