stopje schrieb:Wir sind hier in Deutschland, da wird schon mal diskutiert, ob auch die Linken Antisemiten sind.
Wie ihre Grundgesetzkonformität, das Privatleben ihrer Repräsentanten usw. usf. Es kostet einen nichts, auf die politischen Stiefkinder der Republik zu zeigen, ob das nun der Porsche vom Ernst ist oder die Frauendeck-Fraktion und Gestalten wie Dierkes.
Mal schauen wie "kritisch" man sie noch sieht, sollten sie wirklich einmal an einer Regierungsbeteiligung im Bund beteiligt sein (was in unmittelbarer Zeit aber nicht zu erwarten ist).
stopje schrieb:Der Begriff ist ausgelutscht, da wird so alles reingepackt, von industrieller Vergasung bis zur Israelkritik.
Nö, was man aber auch wissen könnte, würde man sich mit der Antisemitismusforschung auseinandergesetzt haben. Da wird genau zwischen den Erscheinungsformen des Antisem. vor und nach 1945 unterschieden, politischer und antisemitisch aufgeladener Israelkritik (im betreffenden Land wehrt man sich ja nicht gegen Kritik per se, sondern die 3D, die hier so ziemlich jeder zweite User im Repertoire hat), sekundären und strukturellen Antisemitismus usw. usf.
Daher rührt wohl sicher auch dein Verständnis, in den Debatten um bspw. Martin, der den Walser des Vergessens tanzen wollte, Möllemann, der wusste das die Juden am Antisemitismus selber schuld seien, Hohmanns Relativismus oder Grassens Ursache und Wirkung auslassendes, dämonisierendes Poem, handelt es sich um "Hetzjagden" gegen wackere Wahrheitsverkünder. Aber gut, was das betrifft, kommen wir eh auf keinen grünen Zweig.
stopje schrieb:Der große Anteil des Kampfes gegen den Antisemitismus in Deutschland beschränkt sich auf die Verbreitung dogmatischer Parolen, "Europa christlich-jüdischen Tradition", "die schlimmste Form des Rassismusses, der Antisemitismus"
In dem Abschnitt gebe ich dir sogar Recht. So ziemlich jeder "Kampf gegen xyz" verebbt (nach anfänglichem Scheinaktivismus, der für gute Schlagzeilen sorgt) in wohlfeilen Sonntagsreden und der Beschwörung, es besser zu machen. Den Spruch von der "jüdischen Tradition" des "christlichen Abendlandes" haben konservative Politiker (und einige Christen) wohl an dem Tag entdeckt, an dem sie feststellten, das Muslime in einer Zahl in Deutschland leben, das sie sich nicht mehr verleugnen lassen; vor 1945 hat man die jüdische Sau bei Bedarf allzu gerne durchs Dorf getrieben, danach hat man den Mantel des Schweigens drüber gehangen, da war auch nichts mit einem "Bewusstsein für die jüdischen Wurzeln Europas". Vom Rassenantisemitismus der Nazis abgesehen, ist der Rassismus mit dem Antisemitismus sicher nicht zu vergleichen, da die Juden, statt sie in rassistischer Manier abzuwerten (die gängigen rassistischen Klischees waren bzw. sind ja: arbeitsscheu und faul, asozial, minderbemittelt, triebhaft usw. usf.), eher aufgewertet werden (sie sitzen angeblich an den Schalthebeln der Macht, sind elitär, stehen über den Verhältnissen usw. usf.). Das man das tut, zeigt eher die Unreflektiertheit, mit der man an die Sache herangeht.