Was sagt Ihr zu Günter Grass und seinem Gedicht?
07.04.2012 um 03:20
hier, ahmadinedschad der harmlose maulheld. das wort 'fanatiker' trifft es nicht ganz
Nachdem Ahmadinedschad an die Macht gelangt war, erklärte sein spiritueller Mentor, der Ayatollah Mesbah Yazdi: „Wir haben für unseren Bruder [Ahmadinedschad] gebetet, und der verborgene Imam hat unsere Gebete erhört und ihm zum Sieg verholfen.“ (15)
Zweifelsohne versteht sich der Präsident als Erfüllungsgehilfe des erwarteten Heilsbringers. So als könne er dessen Epiphanie beschleunigen, repetiert er ständig bei seinen offiziellen Ansprachen Gebetsformeln, mit der er das Erscheinen des 12. Imams beschwört. Öffentlich erklärte er: „Die Hauptmission unserer Revolution besteht darin, den Weg für das Erscheinen des 12. Imams, des
Mahdi, zu pflastern. Wir sollten unsere Wirtschaft, unsere Kultur und unsere Politik nach der Politik von der Rückkehr des Imam Mahdi ausrichten.“ (16)
Man gewinnt den Eindruck, dass es kaum eine politische Rede des Präsidenten gibt, in
der dieser nicht in einem Satz das Kommen seines Messias andeutet. Ahmadinedschad spreche, so das deutsche Magazin Spiegel, wie im Rausch, wie ein Beseelter, wie ein Prophet. „Momentan tritt dieser fromme Apokalyptiker fast Tag für Tag irgendwo in seinem Land auf, immer
triumphal, immer umgeben von religiösen Würdenträgern, hohen Offizieren und nationalen Symbolen, immer enthusiastisch gefeiert […] Wohin führt das? WünschtAhmadinedschad, der Apokalyptiker, der auf den Mahdi wartet, das Armageddon herbei? […] Das Land ist jetzt schon ein
Alptraum, eine Kombination aus Hasspredigten und dem Streben nach der Bombe, deren Besitz dieser Staat, allen Dementis zum trotz, wohl anpeilt.“ (17)
(...)
Phantastisch-religiöse Geschichten werdenheute in Teheran erzählt, wie zu Zeiten der frühen Imame. Der erste Stellvertreter des Präsidenten, Parviz Davoudi, soll während eines formalen Treffens alle Kabinettsmitglieder aufgefordert haben, in einem unterschriebenen Brief ein Gefolgschafts Bekenntnis gegenüber dem Imam-Mahdi abzugeben. In diesem Schreiben gelobe
das Kabinett, die Rahmenbedingungen für die Wiederkehr des Mahdis zu ebnen. (18)
Nach weiteren Berichten soll dieser Brief in Jamkaran, einem Ort in der Nähe der heiligen Stadt Qom, hinterlegt worden sein wo Tausende von Pilger jede Woche beten und von ihnen verfasste Bittschriften an den 12. Imam deponieren. Kurz nach seiner Wahl zum Präsidenten habe Ahmadinedschad mehrere Millionen Dollar Staatsgelder zur Verschönerung dieses
Heiligtums bereitgestellt.
Die Reformpolitiker des Irans, die früher unter dem ehemaligen Präsidenten Mohammad Kathami für einen „Dialog der Kulturen“ eingetreten sind, gelten heute unter Ahmadinedschad als out und die sogenannten „Prinzipientreuen“, die Khomeinis Vision einer islamischen Weltrevolution folgen, sind in. So erklärte Hassan Abbasi, einer der prominenten Theoretiker des Landes, dass die Idee von einer „messianischen Gesellschaft“ seit dem Beginn der iranischen Revolution noch nie
so aktuell und attraktiv gewesen sei wie heute. „Endlich können jetzt die Führungskräfte des Systems verjüngt werden und die Gesellschaft kann sich zukünftig weg von der Zivilgesellschaft in Richtung einer messianischen Gesellschaft bewegen. Nicht mehr humanistischen Parolen soll
gefolgt werden, sondern Parolen, die sich am Willen Gottes orientieren. Die Menschen sollen sich nicht mehr am amerikanischen Lebensstil orientieren, sondern an göttlichen Prinzipien.“ – meint Abbasi und ist davon überzeugt, die „Prinzipientreuen“ hätten die Macht im Staat schon voll in ihren Händen – „Sie sind überall – in der Regierung, im islamisches Parlament, in den Ratsversammlungen, im Wächterrat und in der Justiz. […] Daher bin ich voller Hoffnung, dass mit Hilfe der neuen Regierung die Gesellschaft sich in Richtung einer messianischen Gesellschaft entwickeln kann.“ (19)
Man kann jedenfalls sagen, dass die iranische Gesellschaft in unseren Tagen von oben bis unten von einer Mahdi-Obsession heimgesucht wird. „Heute ist die Zeit gekommen, die günstigen Bedingungen für eine [zukünftige] Regierung des ImamMahdis zu schaffen, möge Allah bald sein
nobles Erscheinen bewirken.“ – erklärte der höchste spirituelle Führer des Landes, Ali Khamenei, im Jahre 2005. (20)
Aber auch der Mann auf der Straße glaubt daran. Die Iraner wachen sozusagen mit Endzeit-Parolen auf und gehen mit ihnen zu Bett, lesen wir in einer Reportage des Spiegel: „Schon um Viertel nach acht, gleich nach den Frühmachrichten, geht es um die Apokalypse, um das Ende der Welt. […] ‚Das Ende der Zeiten ist nah’, sagt [ein Sprecher des populären Radiosender Dschawan]. 50 Zeichen, so stehe es geschrieben, würden auf das bevorstehende Weltende hindeuten, 33 habe er bereits erkannt. Die Männer werden sich kleiden wie Frauen, heiße es in den Büchern. ‚Und? Versinkt diese Stadt nicht in Sittenlosigkeit?’ Der Fluss durch die Heilige Stadt werde austrocknen. ‚Ist nicht der Fluss durch Ghom inzwischen völlig versiegt?’ Genau dazu passe es, dass nun plötzlich alle über die Atombombe redeten – auch ein Zeichen für ‚aschar-esamam’, das Ende der Zeiten und die Wiederkehr des Mahdi, des zwölften, des verborgenen Imam.“ (21)
Die Frohbotschaft des Mahdiismus richtet sich nicht nur an Muslime, sondern auch an die Gläubigen der anderen Religionen, insbesondere an die verschiedenen christlichen Konfessionen, sowie an alle unterdrückten Völker, als deren Befreier sich schon Khomeini hochstilisiert hatte. Gleich zweimal benutzte Ahmadinedschad hierfür die UNO-Vollversammlung als missionarische Plattform. Seine dort im September 2005 gehaltene Rede brachte in der heiklen Nuklearfrage, auf die alle
eine Antwort erwartet hatten, nichts Neues. Religionspolitisch aber war diese „Predigt“ eine Sensation, denn der iranische Präsident proklamierte schlichtweg das Ende des agnostischen, säkularen Zeitalters und stellte das Primat der Aufklärung in Frage. Heute kultiviere die gesamte
Menschheit wieder den Glauben an einen einzigen Schöpfergott, sagte Ahmadinedschad. Der Monotheismus sei das Band, das alle Völker zusammenschließe, Glaube und Religion seien auch die einzigen Mittel, um die anstehenden Weltprobleme zu lösen, denn die Aufklärung und die westliche Wissenschaft hätten endgültig versagt. Sie müssten durch „das Wissen, basierend auf der göttlichen Offenbarung“ (22) ergänzt werden, bzw. sich in deren Dienst stellen. Dieser allgemein feststellbare Trend hin zum Monotheismus, das sei die gute Nachricht in einer Welt, mit der es ansonsten zum Schlechten stehe.
Der eigentliche Höhepunkt der Rede waren die Schlusssätze, in denen Ahmadinedschad vor der Weltöffentlichkeit die Epiphanie des muslimischen Messias beschwor: „Oh allmächtiger Gott, ich bete zu dir, das Hervortreten deines letzten Triumphes zu beschleunigen, [durch das Hervortreten] des Vorhergesagten, des perfekten und reinen menschlichen Wesens, das diese Welt mit Gerechtigkeit und Frieden erfüllen wird.“ (23) Jeder, der den religiösen Background dieser Sätze kennt, weiß, dass mit dem „perfekten Wesen“ der 12. Imam gemeint ist.
Von New York in den Iran zurückgekehrt erklärte der Präsident, während seiner Ansprache habe sich ein mystisch-grünes Licht auf ihn hinabgesenkt. Wahrscheinlich waren viele der Zuhörer durch seinen aufdringlichen Missionsdrang peinlich berührt und hörten mit erstarrten Mienen zu.
Ahmadinedschad aber deutete dies anders: „Plötzlich änderte sich die Atmosphäre,
und für 27 bis 28 Minuten konnten die Anwesenden nicht mit der Wimper zucken. Es war, als ob eine Hand die Staatschefs an ihren Sitzen festhielt und ihre Augen und Ohren für die Nachricht öffnete, die ihnen die Islamische Republik überbrachte.“ (24) Ein Jahr später, im September 2006, erhielt der Präsident erneut die Möglichkeit vor der UNO Vollversammlung zu sprechen und auch dieses Mal kulminierte die Ansprache am Ende in einer pathetischen Anrufung des 12.Imam. (25)
http://www.gkpn.de/Trimondi_Schia.pdf
(dank an fabs für den link)