Was sagt Ihr zu Günter Grass und seinem Gedicht?
05.04.2012 um 18:50
Cooler Kommentar von ntv :
"Man wird doch wohl noch sagen dürfen" ist die verlogene Pose derer, die ein nicht existierendes Tabu als Popanz aufbauen, um es dann mutig zu brechen. So machte es Jürgen Möllemann, so macht es Thilo Sarrazin. Es ist eine billige Strategie, denn sie verlagert den Streit von den Inhalten auf die Ebene der Rhetorik. Am Ende spricht niemand mehr über die israelische Siedlungspolitik oder über Genetik, sondern nur noch über die Frage: Darf der das?
Natürlich darf jeder sich so gut blamieren wie er kann. Auch Günter Grass. "Was gesagt werden muss" nennt er sein "Gedicht zum Konflikt zwischen Israel und Iran", in dem es vor allem um die verqueren Befindlichkeiten des Sprechers geht, weniger um Israel oder gar um den Iran. Gleich der Einstieg stellt das sprechende Ich in den Mittelpunkt: "Warum schweige ich, verschweige zu lange", und so geht es weiter.
Ein paar Strophen später kommen wir zum eigentlichen Kern des "Man wird doch wohl noch sagen dürfen". Dort heißt es: "Das allgemeine Verschweigen dieses Tatbestandes (dass Israel über Atomwaffen verfügt), dem sich mein Schweigen untergeordnet hat, empfinde ich als belastende Lüge und Zwang, der Strafe in Aussicht stellt, sobald er mißachtet wird; das Verdikt 'Antisemitismus' ist geläufig." Kurzum: Wer öffentlich sagt, dass Israel über Atomwaffen verfügt, wird als Antisemit bezeichnet. Man darf gespannt sein, ob Grass dazu ein Beispiel einfällt, wenn er heute Abend mit dem öffentlich-rechtlichen Fernsehen spricht.
Weder mutig noch verboten
Grass' Behauptung, Kritik an Israel stehe grundsätzlich unter Antisemitismusverdacht, ist so langweilig wie absurd. Die Politik der israelischen Regierung wird von deutschen Politikern und in deutschen Medien beständig kritisiert - übrigens auch in israelischen Medien, aber das nur am Rande. Sätze wie "Die Siedlungspolitik der israelischen Regierung ist falsch" oder "Ein israelischer Angriff auf den Iran hätte gefährliche Folgen" sind weder verboten noch ist es mutig, sie zu äußern.
Diese Behauptung ist nicht die einzige Lüge, die das Gedicht transportiert. Israel wolle das "iranische Volk auslöschen", schreibt Grass, was blanker Unsinn ist, jedoch ein suggestives Bild von Völkermord und Holocaust wachruft. Aufgegriffen wird dieses Bild in der siebten Strophe. "Wir - als Deutsche belastet genug" - könnten "Zulieferer eines Verbrechens werden", "das voraussehbar ist". Hier wird die historische Schuld der Deutschen umgedreht zu einer Verantwortung, dieses Mal nicht wegzusehen - das Handeln der israelischen Regierung wird nahezu gleichgesetzt mit dem Holocaust. Aus Täter werden Opfer, aus Opfern Täter, und das ehemalige Mitglied der Waffen-SS, das jahrzehntelang über seine Vergangenheit schwieg, steht da mit blütenreiner Weste.
Grass stilisiert sich mit seinem absatzreichen Prosa-Pamphlet zu einem Helden. Wie lächerlich diese Pose ist, vermag der alte Mann aus Lübeck wohl nicht mehr zu erkennen. Es steht zu befürchten, dass er, da die Rolle des Mutigen ihm verweigert wird, sich nun zu einem Opfer macht: Ich habe die Wahrheit gesagt, und nun werde ich gesteinigt. Es wäre, wie das Gedicht, perfide und verlogen. Doch genauso wird es kommen.
Das trifft doch den Nagel auf dem Kopf.....
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Was sagt Ihr zu Günter Grass und seinem Gedicht?
05.04.2012 um 18:53
Auweia, das geht ja hier immer noch weiter....
Geht es jetzt eigentlich um die Person GG oder um das, was er verfasst und anklagt?
Nehmt den Psychopathen in den Regierungen die Macht und Generälen die Waffen weg und lasst sie körperlich mit ihren Händen gegeneinander antreten...dann bin ich gespannt, wie groß die Mäuler noch sind.
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