Deutschland muss Europa führen?
27.08.2011 um 17:03Manchmal wundere ich mich schon sehr.
Seit Jahrzehnten hat man den Deutschen eingebläut, sich in Europa einzufügen. Deutschland soll nicht führen, sondern sich in einem integrierten Europa einbinden lassen. Das Ergebnis? Exakt das, was man wollte: Die Deutschen des Jahres 2011 sind Europäer. Sie haben keine Kriegsgelüste mehr, keinen Wunsch zu dominieren.
"Am deutschen Wesen soll die Welt genesen" klingt heute wie ein absurder Witz aus so einer fernen Vergangenheit, dass man darüber eigentlich nur noch schmunzeln kann. Deutschland ist geachtet und angesehen auf der Welt, überall. Wir sind zum wiederholten Mal zum beliebtesten Land der Welt gewählt worden.
Aber jetzt kommt die Kehrtwende: Jetzt erwartet die ganze Welt, dass wir führen sollen. Deutschland soll Europa führen, Deutschland soll seinen Nachbarländern diktieren, wie sie ihren Staat zu organisieren haben, ihre Finanzen usw.
Ein Beispiel aus der Irish Times:
http://www.irishtimes.com/newspaper/opinion/2011/0827/1224303061216.html (Archiv-Version vom 27.08.2011)
Solche Artikel kann ich mittlerweile jeden Tag lesen. Auch im TV.
Täglich kann ich Artikel lesen, die Deutschland dazu aufrufen, in Europa mal so richtig auf den Tisch zu hauen und den anderen Ländern zu zeigen, wer Chef ist. Deutschland muss Europa hart aber gerecht führen. In einer Umfrage in Frankreich haben die Franzosen gesagt, dass sie in Angela Merkel mehr Vertrauen haben, Frankreich aus der Wirtschaftskrise zu holen, als Nicolas Sarkozy.
Sie vertrauen der Kanzlerin des ehem. Erbfeinds mehr als ihrem eigenen Präsidenten!
In den Kommentaren kann man dasselbe lesen. Ein Beispiel aus dem verlinkten Artikel:
Aber da gibt es einen kleinen Haken: Wir sind noch so. Nicht mehr.
Wir sind nicht mehr so, wir wollen nicht Europa führen oder die Welt dominieren. Dieses Land geht wegen Atomkraft auf die Straße und nicht wegen der Eurokrise. Die durchgehende Mentalität in diesem Land ist, dass man gerne Schweiz sein würde: Bloß ja nicht in irgendwas hineinziehen lassen, immer schön neutral sein, und mit allen handeln.
Dass ist Deutschland im Jahr 2011 und nicht die Pickelhaube.
Darauf geht dann auch am Ende der verlinkte Artikel ein:
Wie gesagt, ich wundere mich. Aber der "Wunsch" wird nicht in Erfüllung gehen. Deutschland wird nicht Europa führen. Dass sind wir nicht mehr.
Seit Jahrzehnten hat man den Deutschen eingebläut, sich in Europa einzufügen. Deutschland soll nicht führen, sondern sich in einem integrierten Europa einbinden lassen. Das Ergebnis? Exakt das, was man wollte: Die Deutschen des Jahres 2011 sind Europäer. Sie haben keine Kriegsgelüste mehr, keinen Wunsch zu dominieren.
"Am deutschen Wesen soll die Welt genesen" klingt heute wie ein absurder Witz aus so einer fernen Vergangenheit, dass man darüber eigentlich nur noch schmunzeln kann. Deutschland ist geachtet und angesehen auf der Welt, überall. Wir sind zum wiederholten Mal zum beliebtesten Land der Welt gewählt worden.
Aber jetzt kommt die Kehrtwende: Jetzt erwartet die ganze Welt, dass wir führen sollen. Deutschland soll Europa führen, Deutschland soll seinen Nachbarländern diktieren, wie sie ihren Staat zu organisieren haben, ihre Finanzen usw.
Ein Beispiel aus der Irish Times:
http://www.irishtimes.com/newspaper/opinion/2011/0827/1224303061216.html (Archiv-Version vom 27.08.2011)
Solche Artikel kann ich mittlerweile jeden Tag lesen. Auch im TV.
Täglich kann ich Artikel lesen, die Deutschland dazu aufrufen, in Europa mal so richtig auf den Tisch zu hauen und den anderen Ländern zu zeigen, wer Chef ist. Deutschland muss Europa hart aber gerecht führen. In einer Umfrage in Frankreich haben die Franzosen gesagt, dass sie in Angela Merkel mehr Vertrauen haben, Frankreich aus der Wirtschaftskrise zu holen, als Nicolas Sarkozy.
Sie vertrauen der Kanzlerin des ehem. Erbfeinds mehr als ihrem eigenen Präsidenten!
In den Kommentaren kann man dasselbe lesen. Ein Beispiel aus dem verlinkten Artikel:
The attitude of Germany and by extension, the ECB, to inflation is characterised in the article as “orthodoxy”, which in the context seems to be a pejorative term. What Dan seems to regard as extreme conservatism might be seen as nothing other than good, old fashioned prudence by the German authorities. I’ll go with that. After all, they’re the ones with the excellent fiscal track record.Auch solche und ähnliche Kommentare kann man Zuhauf lesen. Anscheinend wünscht alle Welt, und vor allem Europa, dass Deutschland führt.
Aber da gibt es einen kleinen Haken: Wir sind noch so. Nicht mehr.
Wir sind nicht mehr so, wir wollen nicht Europa führen oder die Welt dominieren. Dieses Land geht wegen Atomkraft auf die Straße und nicht wegen der Eurokrise. Die durchgehende Mentalität in diesem Land ist, dass man gerne Schweiz sein würde: Bloß ja nicht in irgendwas hineinziehen lassen, immer schön neutral sein, und mit allen handeln.
Dass ist Deutschland im Jahr 2011 und nicht die Pickelhaube.
Darauf geht dann auch am Ende der verlinkte Artikel ein:
The real risk for Europe now is not German domination, but isolationism.(Die wirkliche Gefahr für Europa ist nicht, dass Deutschland dominiert. Sondern dass Deutschland sich zurückzieht)
Wie gesagt, ich wundere mich. Aber der "Wunsch" wird nicht in Erfüllung gehen. Deutschland wird nicht Europa führen. Dass sind wir nicht mehr.