Das ist keine Endzeitstimmung, sondern Realismus.
In nur anderthalb Jahren sind wir von Griechenland, was im Verhältnis eine unbedeutende Wirtschaft ist, zu Italien gekommen, der drittgrößten Wirtschaft der Eurozone. Warten wir mal ab, wo wir in 6 Monaten sind oder in einem Jahr.
Der Prozess des Zerfalls der Eurozone ist atemberaubend. Und wie so oft in der Geschichte, merken es die Menschen nicht, wenn vor ihren Augen etwas zerfällt. Wir sind an einem Endpunkt angekommen. Es gibt keine weitere Vergemeinschaftung der Risiken. Das werden die kleinen Länder nicht mehr mitmachen, Finnland will ja jetzt schon ein Extrapfand wegen Griechenland haben. Und das Bundesverfassungsgericht, im Fall von Deutschland, wird das auch nicht mehr mitmachen.
Wir sind nun mal in Europa kein Land.
Eine Währungsunion funktioniert nur dann, wenn entweder die teilnehmenden Staaten wirtschaftlich relativ gleich sind oder man die Unterschiede durch Patriotismus wettmachen kann. Aber die Länder in Europa sind zu unterschiedlich und es gibt auch keinen Patriotismus, der das wettmachen kann.
Wir haben doch schon eine Währungsunion: Bundesrepublik und die ehem. DDR. Auch die BRD und die ehem. DDR waren viel zu unterschiedlich und letztlich musste die BRD die DDR alimentieren. Das funktioniert aber nur aufgrund von Patriotismus, von staatsbürgerlichem nationalem Zusammengehörigkeitsgefühl.
Will ich den Soli zahlen? Oh Gott, natürlich nicht!
Doch würde man mich vor die Wahl stellen: Entweder Soli oder die Menschen in Ostdeutschland leben wie Menschen dritter Klasse, dann zahle ich zähneknirschend den Soli. Warum? Weil es meine Mitbürger sind. Die Griechen sind nicht meine Mitbürger, auch nicht die Italiener oder Iren.
Das bedeutet nicht, dass ich etwas gegen sie habe. Ich will bloß nicht für sie zahlen.
Wir sind halt kein Staat, wir sind keine Familie. Wir sind nur Nachbarn.
Das sehen immer mehr Menschen genauso. Nicht nur in Deutschland, sondern in Finnland, der Niederlande, Österreich usw.
Die bisherige EU bzw. die Umverteilung, die sie betrieben hat, ist ein Witz dagegen. Wenn Deutschland 20 Mrd. an die EU zahlt und damit u.a. Brücken und Straßen in Polen oder Rumänien gebaut werden, dann finde ich das auch nicht toll. Denn hier gibt es genug Straßen und Brücken, die saniert werden müssten. Aber es regt mich nicht auf, denn 20 Mrd. ist für dieses Land machbar.
Der Punkt ist aber, dass die Grenze des Machbaren überschritten wird. Es ist ein Unterschied, ob wir 20 Mrd. zahlen oder 200 Mrd. oder mehr. Was ich damit sagen will, ist, diese EU hat einen Preis. Bisher waren die meisten Leute bereit, diesen Preis zu zahlen. Aber je teurer das Ganze wird, desto weniger sind die Leute zu zahlen bereit.
Aber wie woanders schon gesagt: Es werden nicht die Deutschen sein, die der EU und dem Euro den Stecker ziehen, sondern die kleinen Länder.
@univerzal