@AUMNGH44Konsensrepublik hat für mich immer bedeutet, das es eine stillschweigende Einigkeit darüber gab, das die Schichten der Gesellschaft nicht allzusehr auseinanderdriften dürfen, jeder Teilhabe am gesamtwirtschaftlichen Erfolg haben sollte und es ein soweit sicherndes Sozialsystem vorhanden ist, das der Sturz ins Bodenlose (was wir heute als Prekariat bezeichnen) praktisch nicht vorgekommen ist. Soziale Marktwirtschaft eben.
In den 90ern ging es los. Shareholdervalue war das Zauberwort, statt langfristiger Unternehmensentwicklung, bei der man die Mitarbeiter mitnimmt und beteiligt, war das kurzfristige Maximieren des Gewinns zur Freude des Aktienkurses das neue Unternehmensziel. Statt rheinischem Kapitalismus der alten Unternehmenspatriarchen, kam die neue Generation der gemeinsinnfreien, international ausgebildeten, Master of Business ans Ruder. Gratifikationen wurden in Aktien ausgezahlt und zusätzlich wollten alle noch auf den Zug des angelsächsischen Finanzkapitalismus aufspringen. Greed is good. Greed works.
Sozialleistungen wurden erst unter Kohl gekürzt und was der anfing hat Schröder mit der Agenda 2010 vollendet. Zur Erinnerung: Es gibt nicht nur Hartz 4, es gab auch Hartz 1 bis 3. Ein Treppenwitz der Geschichte das sich die Sozialdemokraten ihr Sozialprogramm von einem Unternehmensvorstand vorschreiben liessen, der ein paar Jahre später wegen Veruntreuung verurteilt wurde.
Jetzt haben wir eine Republik in der das Recht auf Scheitern abgeschaft wurde. Wer scheitert, wird zum teilhabelosen Hartz 4 Empfänger und muß sehen wie er da wieder raus kommt. Dax Unternehmen feiern Rekordaktienstände, das größte Bankinstitut unseres Landes wird momentan noch von einem Schweizer geführt und wird vielleicht bald von einem Inder übernommen werden. Nicht falsch verstehen, ich will hier nich rassistisch klingen, sondern nur aufzeigen, das eine Bindung der Wirtschaft an nationale Interessen so kaumnoch möglich ist, oder wenn dann oft nur als Einbahnstrasse. Was dazu führte das sie die Nationen gegenseitig in Steuern unterbieten mußten um Investoren anzulocken.
Das die BRD da erst später mitgemacht hat als andere Länder wie England, Irland, die USA oder auch Ungarn, ist mitverantwortlich dafür das wir besser durch die Krise gekommen sind als andere. Wäre es aber nach den Werner Sinns unseres Landes gegangen, dann hätten wir auch alles auf dies Karte gesetzt und hätten es nun weit schwerer. Trägkeit kann auch was Gutes haben.
Der Markt sollte regieren, so hieß es damals. Jetzt hat er regiert und wir wissen was daraus wurde. Nicht Lehmann Brothers hat unsere Weltwirtschaft ins Wanken gebracht, sondern die allgemeine Gier, nicht nur der der Finanzkonzerne, sondern auch der Anleger die hohe Rendite haben wollten, bei den Risiken aber die Augen zumachten und jetzt am weinen sind. Kleines Risiko, kleine Rendite. Hohes Risiko, hohe Rendite. Aber Risiken gibt es ja nicht mehr, wenn man "to big to fail" ist.
Jetzt haben wir geschichtlich eigentlich etwas sehr Kurioses. Der Kapitalismus wird durch sozialistische Maßnahmen gerettet. Nichts anderes passiert ja, wenn die Verluste an die Allgemeinheit weitergegeben werden. Blöderweise werden die Gewinne aber weiterhin privatisiert.
Statt einer Konsensrepublik, die sich irgendwie bewußt war, das sie halbwegs zusammen halten muß, haben wir nun enthemmten Finanzkapitalismus, der es innerhalb von 20 Jahren geschafft hat an seinem eigenen Extrem zu Grunde zu gehen und dabei die Gesellschaft zu großen Teilen aufzuspalten.