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China schon vor dem Jahrestag der Partei in rote Ekstase getaucht
In ganz China befanden sich lokale Kader in einem Taumel und drillten die Öffentlichkeit mit Aktivitäten zur Feier der „Roten Kultur“, um den 90. Jahrestag der Kommunistischen Partei Chinas (KPCh) am 1. Juli vorzubereiten.
Für Kritiker ist diese Kampagne ein Zeichen für die Verzweiflung auf Seiten der Partei.
Das Singen von Liedern der roten Kultur aus der Ära Maos, die die KPCh als „Mutter“, die Freude am Wohlstand und die goldenen Tage unter der Herrschaft der kommunistischen Partei beschreiben, ist in diesem Jahr von großer Bedeutung.
Seitdem in den vergangenen Monaten der Duft der Jasminrevolutionen nach China hineingeweht ist, seitdem breite Proteste zu jeder Zeit aufflammen und seitdem die Anzahl der Chinesen, die die Partei und ihre angegliederten Organisationen verlassen haben, fast einhundert Millionen erreicht hat, ist die Partei in ziemliche Ängste versetzt worden.
Mit der obligatorischen Strategie der sanften Gehirnwäsche durch das Absingen patriotischer Lieder scheint die Partei der Hoffnung zu sein, das Volk bei der Stange zu halten.
Das Beispiel von Chongqing
Ein Versuch derartiges zu erreichen läuft schon seit drei Jahren in der Riesenmetropole Chongqing im Südwesten Chinas, wo der Parteisekretär Bo Xilai, ein aufstrebende Politstar Chinas, schon im Jahr 2008 eine Kampagne startete, um die „Rote Kultur“ der Partei neu zu beleben. Vor einigen Monaten begann er sogar mit einer noch aggressiveren Durchsetzung.
Am 20. April hieß es in einem Artikel der „Chongqing Daily“, dass eine Flut Roter Lieder über Chongqing City hereinbrechen würde und dass eine Anweisung vorläge, nach der jeder Kader und jeder Bürger verpflichtet sei, 36 Rote Lieder zu lernen. Die offiziellen Medien der Stadt erhielten den Befehl, eine intensive Medienkampagne zu starten, um jeden Einzelnen dazu zu ermutigen, Rote Lieder zu singen.
Vier führende Mitglieder des Ständigen Komitees des Politbüros der KPCh unterstützten Bos Kampagne. Zu ihnen gehörten Li Changchun, Xi Jinping und Zhou Yongkang, der Chongqing letztes Jahr besuchte. Auch Wu Bangguo, Vorsitzender des Ständigen Ausschusses des Nationalen Volkskongresses, der ein Konzert der „Roten Lieder“ im April in der Stadt besuchte, befürwortete die Kampagne.
Die angeblich „wunderbaren“ Effekte der Roten Lieder
Die Kampagne der Roten Lieder breitete sich bald in andere Gebiete Chinas aus. Alle größeren Medien hatten ihre Anweisungen erhalten und nahmen an den aggressiven Kampagnen teil. Sie priesen die Tugenden, die beim Singen der Lieder der Roten Kultur zum Tragen kommen sollen.
Einige Medien berichteten über die „wunderbaren“ Effekte, die beim Singen Roter Lieder auftraten: Häftlinge erlebten die Verkürzung ihrer Strafzeit, Geisteskranke wurden geheilt und Patienten mit fortgeschrittener Krebserkrankung besiegten diese endlich durch Chemotherapie.
In zwei Schlagzeilen hieß es: „Alle Einrichtungen der Provinz Shan'xi singen mit lauter Stimme Rote Lieder, um ihre glühende Leidenschaft für die Partei auszudrücken.“ Und: „Eine neue Ära des Roten Liedes – Rote Lieder erobern China im Sturm.“
Einige Telefongesellschaften versorgen zusammen mit einem neuen Telefonservice ihre Kunden mit Rote Lieder-Klingeltönen. Als ein Kunde die Telefongesellschaft anrief und um einen anderen Klingelton bat, fragte ihn der Telefonist: „Dieser Ton kostet nichts. Warum wollen sie ihn ändern?“
Kürzlich haben viele lokale Regierungen Rote Lieder-Konzerte veranstaltet.
In einem Artikel des Wirtschaftsmagazins Caijing heißt es: In einem solcher Konzerte erweckten einige Leute den Anschein, Chinas fünf Hauptreligionen zu vertreten – Den Buddhismus, den Taoismus, den Islam, den Katholizismus und den Protestantismus. Sie betraten die Bühne in den Gewändern der jeweiligen Religion und sangen Rote Lieder.
Am 11. Juni trat in Peking ein Chor mit 1.000 Angestellten aus verschiedenen Regierungsstellen Chongqings auf und gab eine Aufführung Roter Lieder. Dieses Ereignis erschien auf der Titelseite der „Chongqing Daily“ unter der Schlagzeile: „Singt sie laut die Lieder mit dem Hauptthema. Gebt die Roten Lieder an kommende Generationen weiter!“
Nach Aussagen eines Teilnehmers an der Aufführung in Peking kostete sie Hunderte von Millionen Yuan (100 Millionen Yuan entsprechen 10 Millionen Euro).
Das Volk wird gezwungen
Kritiker in und außerhalb Chinas haben die Partei wegen dieser Kampagne heftig angegriffen.
Hu Ping, Herausgeber der in New York ansässigen Zeitschrift „Beijing Spring“, erklärte in einem kürzlich erschienenen Artikel, dass die Rote Lieder-Kampagne, die von den Führern Chongqings gestartet wurde, blanker Unsinn sei und öffentliche Ressourcen und Steuergelder verschlungen habe.
„Diese Kampagne schüchtert die Menschen ein und übt Zwang auf sie aus, entweder heimlich oder öffentlich teilzunehmen“, sagte Hu.
„Obwohl diese Art der Bewegung in Maos Zeit üblich war, ist sie doch in den vergangenen dreißig Jahren verschwunden“, fügte Hu hinzu. „Jetzt wird sie in Chongqing wieder ins Leben gerufen und obwohl es keine offizielle Vorschrift für die Bestrafung bei Nichtteilnahme gibt, kennt doch jeder, der ähnliche Bewegungen erlebt hat, ihren repressiven Charakter“, sagte Hu.
„Die zuständigen Beamten erwarten, dass jeder die Roten Lieder singt. Mit anderen Worten: Sie benutzen dieses, um die politische Stellung und Haltung eines Beamten zu evaluieren und beeinflussen so direkt oder indirekt seine oder ihre Beförderung, das Gehalt, Vergünstigungen und sogar ihre Lebensgrundlage“, erklärte Hu.
Die Kultur der KPCh vergewaltigt traditionelle Kultur und traditionelle Werte.
„Einige Beamte, die nicht viel leisten, unterstützen diese Kampagne aktiv, geraten so in den Mittelpunkt des Interesses und ziehen viel Aufmerksamkeit auf sich. Dagegen werden Beamte, die ihre Pflicht sehr gut erfüllen, an dieser Bewegung aber nicht teilnehmen oder ihr sogar Widerstand leisten, von ihren Vorgesetzten diskriminiert“, fügte Hu hinzu. „Hochrangige Beamte testeten so die Loyalität ihrer Untergebenen und eliminierten ihre Gegner, als sie diese Art von Kampagne starteten.“
Vermissen die Chinesen tatsächlich Maos Ära?
Hu Ping erklärte auch: „Wenn eine Gruppe von Leuten rote Propagandalieder singt, scheint es das Problem der Einsamkeit in einem totalitär regierten Land zu lösen, in dem die Menschen keine Rede- oder Versammlungsfreiheit haben.“
Ein älteres Paar hat zweimal in der Woche, ob es nun regnete oder die Sonne schien, am Singen der Roten Lieder teilgenommen. Als man sie fragte, ob sie denn Maos Ära vermissten, antworteten sie: „Natürlich nicht.“ Sie erklärten: „Aber wohin sonst können wir denn gehen? Wenn wir aus vollem Halse singen, vergessen wir unsere Sorgen und Nöte.“
Machterhalt
Shang Dewen, Professor im Ruhestand der Universität Peking, erklärte gegenüber der BBC, dass China sich einer Reihe von Problemen gegenübersieht. Dazu gehören Wohnungsbaukosten, Inflation, eine außer Kontrolle geratene Arbeitslosenzahl und der Druck des Auslands, die Umtauschquote der chinesischen Währung umzustellen, sodass ein Finanzkrieg unmittelbar bevorsteht. Um aus dieser Krise herauszukommen, glauben Linksgerichtete, dass China auf ein Wiederaufleben der Partei angewiesen ist und dass der Start der Roten Lieder-Kampagne in ganz China helfen kann, ihre Handlungen und Verordnungen während dieses Prozesses der Wiederbelebung zu bündeln.
Chen Jing schrieb in der „Epoch Times“: „ Als die Diktatoren in Nordafrika und dem Mittleren Osten einer nach dem anderen stürzten, erhielt die KPCh die Stabilität aufrecht, indem sie Dissidenten unterdrückte und Informationen und öffentliche Meinung blockierte. Sie benutzte die Rote Lieder-Kampagne auch, um Harmonie zu erreichen und die Partei wiederzubeleben. Das zeigt, dass sie mit ihrer Weisheit am Ende und verzweifelt ist.“
Im Jahre 2012 werden die Führer des Regimes ausscheiden und eine neue Generation wird das Ruder übernehmen. Man sagt, dass Bo die Rote Lieder-Kampagne zum Teil hinter den Kulissen für den Wettstreit um die Macht nach 2012 benutzt.
Xu Zhiyuan, Herausgeber der „PC Life“ und ehemaliger Herausgeber der „Economic Observer News“ erklärte: „Zu Beginn war sich jeder des Machtkampfes hinter der Roten Lieder-Kampagne bewusst. Der Initiator wollte demonstrieren, wer der wirkliche Nachfolger des Führers des Regimes sei. Je lauter die Lieder waren, desto heftiger tobte der Kampf um die Macht in der Partei.“
Dann scheinen sich die Parteiführer geeinigt zu haben.
„Trotz des harten Wettbewerbs unter ihnen, haben alle oberen Führer diesem Experiment zugestimmt. Weil die sozialen Unruhen weiter eskalieren, das Wirtschaftswachstum nicht länger aufrecht erhalten werden kann und die Ideologie schon lange gescheitert ist, hat die Wiederbelebung einer alten Ära durch diese Kampagne ihnen neue Kraft gegeben, um das Gemüt des Volkes zu besänftigen und die Partei kurzfristig zu einigen, um an der Macht zu bleiben“, fügte Xu hinzu.
Ein Blogger aus Guangxi fasste die Rote Lieder-Kampagne so zusammen: „Wenn irgendetwas in der Politik oder Wirtschaft falsch läuft, ertönt der Nationalismus.“