@greenkeeper Du meinst also, weil jeder Deutsche lesen konnte, hatte auch jeder vor 1933 "Mein Kampf" gelesen und verstanden im Bücherregal stehen?
Noch wenige Jahre vor der Wahl war Hitler ein belächeltes Figürchen, vielleicht regional bekannt. Der stande nicht seit 1918 im Fokus der Öffentlichkeit.
Auch wenn Du es nich glauben willst ein Großteil der DAMALIGEN Deutschen (und hier klammere ich nun mal Juden, Kommunisten und Sozialdemokraten aus, sorry wenn ich jetzt jemanden vergessen habe) die dann an der Front oder in den Bombenangriffen drauf gegangen sind haben vorher noch mal schnell dem Führer zugejubelt.Bin mir sicher, dass das Großmütterchen, das noch das Kriegsende 1871 in Erinnerung hat und die darauffolgende Zeit zwischen 1914 und 1918 richtig geil drauf gewesen ist, zum xten Mal in der Woche wieder in den Bombenkeller zu latschen und zuzuhören, wie ihre Heimatstadt gesprengt wird.
Falls du jetz irgendwie auf die Goebbelsrede im Sportpalast 1943 anspielst, muss ich dich auch enttäuschen, zu Gast waren ausschließlich geladene Parteigäste und weiteres übermotiviertes Pack und keineswegs ein Querschnitt der Gesellschaft.
Diejenigen, die jubelnd an die Front zogen waren die, die auch 1919 schon Nazis waren, sich in Freikorps verdingten oder ähnliche Scherze und die, die noch jung genug waren um von der radikalisierten Erziehung durch HJ und RAD Lager beeinflusst zu werden und somit nur die NS-Erziehung als Weltbild kannten, weil sie durch verschiedene Sozialmaßnahmen sogar von der Familie separiert wurden, damit nicht ein Vater, der es besser wusste Einfluss drauf nehmen konnte. Weißte wo du zu der Zeit gelandet wärst, wenn du einen auf Widerständler gemacht hättest? Wenn du nich auf Knopfdruck gejubelt hast, musstest du damit rechnen, dass dein dir missgünstiger Nachbar zur Gestapo rennt und dir irgendne Scheiße unterschiebt, wärste tatsächlich schon vorher aufgefallen, dann hättest du deinen Widerstand in Buchenwald weiter üben können. Ich verstehe alle die, die notgedrungen bei Jubelwellen mitmachten, obwohl sie es nicht abkonnten, ich verurteile aber die, die nur um ihre Haut zu retten sich an Denunziationen oder gar Verbrechen beteiligten. Hätten damals Tausend Leute im Sportpalast BUH gerufen, hätte es nach der Veranstaltung mal kurz gerasselt und blutige Mauern gegeben.
Spätestens als die RAF und USAAF pünktlich wie Uhrwerke die deutschen Städte bombardierten dürfte es vorbei gewesen sein mit flächendeckender Kriegslust. Das Hitlerregime war nach 1943 ein Konstrukt, das sich nur durch Gewalt und unterstützt von einem Netz aus Denunzianten an der Macht halten konnte. Das erkennt man schon daran, dass im Zuge des Zusammenbruchs SS-Trupps und Standgerichte durch die Städte marschierten und die Leute, die eine weiße Fahne aus dem Fenster hingen kurzerhand ermordet haben.
Und da willst du es den Leuten pauschal übelnehmen, dass sie nicht so engagiert gegen das Regime vorgingen, wie es vielleicht nötig gewesen wäre? Würdest du auch nicht machen, wenn jeder deiner Nachbarn zur Gestapo rennen könnte und dich anzinken. Denn wie wir sehen hat es dem Regime nichts ausgemacht, wenn eben mal ein paar Tausend Leute einfach so verschwinden.