LuciaFackel
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Wendezeit - Transformation des Systems
02.10.2010 um 15:49Dieses Thema ist nicht unbedingt neu, auch nicht hier im Forum, aber ich möchte es auf einer neuen Grundlage diskutieren.
Es ist eine Tatsache, daß die Menschheit seit der Erfindung des Rades daran gearbeitet hat, sich alle anfallenden Belastungen zu erleichtern oder ganz vom Hals zu schaffen. Seit tausenden von Jahren streben wir danach, nicht mehr arbeiten zu müssen, und jetzt, endlich, ist es soweit, daß wirklich ein merklicher Anteil von Menschen nicht mehr gebraucht wird, um die nötigen Arbeiten zu verrichten.
Bedenkt bitte, daß es dabei um wesentlich mehr Menschen geht als nur die, die unter den Begriff "arbeitslos" fallen. Da gibt es auch viele, die nur von dem leben, was ihre Aktien abwerfen, oder von Erbschaften. Hausfrauen. Und sicherlich noch einige, die mir jetzt nicht einfallen.
Ich verstehe die hartnäckigen Versuche nicht, die sog. Arbeitslosen in Arbeit zu zwingen. Sie werden im Wirtschaftssystem als Arbeitskräfte definitiv gar nicht mehr gebraucht. Sie fehlen nirgends.
An anderer Stelle tun sie das aber sehr wohl: sie fallen als potente Konsumenten nämlich weg, so daß bei steigender Güterzahl die Abnehmerzahl sinkt. Über kurz oder lang muß das System dann kollabieren. Schließlich sind ja auch die Exportzahlen durch die weltweite Finanzkrise zurückgegangen.
Durch die Anstrengungen der JobCenter werden sie dazu aber nicht gemacht, sie verschwinden bestenfalls aus der Statistik.
Um jetzt nicht vernichtend aus dem Kreislauf der Symbiose herauszufliegen, MUß man die Menschen mit so viel Geld ausstatten, daß sie für die produzierende und dienstleistende Wirtschaft als zahlende Abnehmer zur Verfügung stehen und diese dadurch erhalten.
Jedem einzelnen Arbeitgeber muß klar sein, daß es sein Job ist, seine Angestellten so zu bezahlen, daß sie seine Waren kaufen können, ohne das geht es nicht. Dumpinglöhne, 1-€-Jobs und arbeitsplatzvernichtende ABMs müssen abgeschafft werden.
Die Politik geht völlig an der Realität vorbei. Da tut man so, als könne die eine Partei besser als die andere verhindern, daß Arbeitsplätze verlorengehen. Dabei ist es mit Sicherheit vollkommen egal, ob CDU oder SPD oder sonstwer an der Regierung ist; wenn die Sparkasse eine Möglichkeit sieht, einen menschlich besetzten Schalter durch ein vom Kunden selbst bedientes Terminal zu ersetzen, dann macht sie das, ebenso die Post mit ihren Paketstationen, und sogar bei IKEA ist nur noch ein Drittel der Kassen mit einer Kassiererin besetzt; bei den anderen scannt der Kunde den Warenstrichcode selbst ein und bezahlt am Automaten mit Karte.
Unsere Perspektive auf die aktuellen Zustände hängt von unseren Erfahrungen in der selbst erlebtenVergangenheit ab, das ist ein Problem. Ich selbst bin im Jahr 1975 geboren und habe unser System zu einer guten Zeit erlebt, es gab einen Mittelstand, der relativ abgesichert und sorgenfrei lebte und zu dem meine Familie zählte, die Periode des Nachkriegs-Aufbaus lief gerade aus und man fühlte sich in jeder Beziehung sicher. Man erwartete wohl ganz unbedarft, daß der errungene Wohlstand erhalten werden würde, auch wenn der Aufschwung nachließe. Dies hätte einer bestimmten Mentalität bedurft, nämlich des Verzichts auf kurzfristige hohe Gewinne, die zu Lasten der Menschen und Firmen angestrebt werden. Nachhaltigkeit nennt man das wohl.
Stattdessen setzte sich die Heuschreckenmentalität in der Wirtschaft durch: abschöpfen was da ist, ausbeuten, um jeden Preis, und dann weiterziehen. Kurzfristig werden einzelne Menschen dadurch reich, aber die Mehrheit hat dadurch nur Nachteile - scheinbar.
Vielleicht haben wir sogar Glück, daß diese unsympathische Mentalität bestimmte Prozesse beschleunigt und Entwicklungen verdeutlicht hat.
Es gibt in meinen Augen nur 2 Wege, die den Zusammenbruch des Systems verhindern.
Der eine ist ein Schritt zurück: zurück zu Tariflöhnen, zurück von der Vernichtung der Arbeitsplätze durch den Einsatz von Automaten, Maschinen und Computern, zurück in eine Zeit, in dem eine Firma ihrem Gründer gehörte und am Herzen lag und die Arbeiterschaft eine Gemeinschaft war.
Das andere ist ein Schritt vorwärts: anzuerkenne, daß wir als Volk oder Menschheit daran gearbeitet haben, die Arbeit abzuschaffen und daß der Erfolg uns allen gleichermaßen gebührt und daß wir ihn miteinander teilen müssen. Daß also die Arbeitslosen nicht als Aussätzige und Schuldige zu behandeln sind, sondern die ersten Nutznießer des Technisierungsfortschritts sind.
Eine Voraussetzung für diesen Schritt ist aber nun mal, daß wir uns als ein Kollektiv begreifen, eine Gemeinschaft, in der es kein Ärgernis sein darf, wenn von der Arbeit und dem Erfolg des einen ein anderer zuerst profitiert. Bisher war es so, daß von der schweren Arbeit des Kleinen der Große finanziell und durch Ansehen am meisten profitierte. Jetzt wird es umgekehrt sein, und die Arbeitslosen, z.T. also der Bodensatz der Gesellschaft, profitieren zuerst davon, daß innovative Köpfe ihre Arbeitsplätze abgeschafft haben. Ich finde das gerecht.
Wir müssen uns klarmachen, daß das einzige, was uns als Individuen davon abhält, Geiz, Neid, Mißgunst und Egoismus ist, nicht Vernunft.
Der größte Widerstand gegen einen solchen Schritt kommt natürlich aus der ziemlich unvernünftigen Wirtschaft, die wiederum nur kurzfristig denkt: die hohe Arbeitslosigkeit ermöglicht es ihnen, niedrige Löhne und kümmerliche Leistungen an ihr Arbeitsangebot zu knüpfen. Wer sich in Gewerkschaften engagiert, wird flugs ausgebootet und schnell ersetzt, vielleicht gegen eine alleinerziehende Mutti, die tatsächlich froh ist, überhaupt was verdienen zu können. Viele Menschen können sich keinen Stolz leisten und müssen bereit sein, sich mit den Krümeln zu begnügen, die man gnädig vom Tisch fegt.
Für Arbeitgeber ist das doch ein Paradies.
Beobachtet die Presse. Dort wird immer wieder gehetzt und Stimmung gemacht, Arbeitslose werden pauschal als faul dargestellt, die Wirtschaft als das leidende Opfer.
Macht Euch unabhängig davon, was die Presse Euch als Meinung vorschreiben will, sie dient auch nur. Und zwar nicht uns.
Was jedem einzelnen in dieser Zeit helfen kann und was die Entwicklung unseres Systems zu einem besseren fördern würde, ist Solidarität.
In meinen Augen läuft das unter anderem auch auf ein bedingungsloses Grundeinkommen hinaus, allein schon deshalb, weil Konsumenten für unsere Wirtschaft jetzt wichtiger werden als Arbeitskräfte. Die Gewinne der Wirtschaft müssen so verteilt werden, daß die Wegrationalisierung von Arbeitsplätzen niemanden mehr arm und als Konsumenten untauglich macht.
Ich vermute, daß bei einer solchen System-Transformation der Begriff "Kommunismus" neu erfunden und mit einem neuen Inhalt gefüllt werden wird.
Interessant ist auch das "Recht auf Arbeit". Viel wichtiger wird ein "Recht auf (bedingungslose?) Gewinnbeteiligung". Schließlich dient der Arbeitslose dem Fortschritt, indem er sich nicht in den Weg stellt, wenn eine Maschine seinen Arbeitsplatz bekommt, die effektiver als er arbeitet.
Das sind also die Stichworte, die für die Diskussion hier in erster Linie relevant sein sollen:
Solidarität,
bedingungsloses Grundeinkommen,
Neuerfindung und -besetzung des Begriffs "Kommunismus",
"Recht auf Arbeit" vs. "Recht auf (bedingungslose?) Gewinnbeteiligung"
und die
Transformation des Systems
Es ist eine Tatsache, daß die Menschheit seit der Erfindung des Rades daran gearbeitet hat, sich alle anfallenden Belastungen zu erleichtern oder ganz vom Hals zu schaffen. Seit tausenden von Jahren streben wir danach, nicht mehr arbeiten zu müssen, und jetzt, endlich, ist es soweit, daß wirklich ein merklicher Anteil von Menschen nicht mehr gebraucht wird, um die nötigen Arbeiten zu verrichten.
Bedenkt bitte, daß es dabei um wesentlich mehr Menschen geht als nur die, die unter den Begriff "arbeitslos" fallen. Da gibt es auch viele, die nur von dem leben, was ihre Aktien abwerfen, oder von Erbschaften. Hausfrauen. Und sicherlich noch einige, die mir jetzt nicht einfallen.
Ich verstehe die hartnäckigen Versuche nicht, die sog. Arbeitslosen in Arbeit zu zwingen. Sie werden im Wirtschaftssystem als Arbeitskräfte definitiv gar nicht mehr gebraucht. Sie fehlen nirgends.
An anderer Stelle tun sie das aber sehr wohl: sie fallen als potente Konsumenten nämlich weg, so daß bei steigender Güterzahl die Abnehmerzahl sinkt. Über kurz oder lang muß das System dann kollabieren. Schließlich sind ja auch die Exportzahlen durch die weltweite Finanzkrise zurückgegangen.
Durch die Anstrengungen der JobCenter werden sie dazu aber nicht gemacht, sie verschwinden bestenfalls aus der Statistik.
Um jetzt nicht vernichtend aus dem Kreislauf der Symbiose herauszufliegen, MUß man die Menschen mit so viel Geld ausstatten, daß sie für die produzierende und dienstleistende Wirtschaft als zahlende Abnehmer zur Verfügung stehen und diese dadurch erhalten.
Jedem einzelnen Arbeitgeber muß klar sein, daß es sein Job ist, seine Angestellten so zu bezahlen, daß sie seine Waren kaufen können, ohne das geht es nicht. Dumpinglöhne, 1-€-Jobs und arbeitsplatzvernichtende ABMs müssen abgeschafft werden.
Die Politik geht völlig an der Realität vorbei. Da tut man so, als könne die eine Partei besser als die andere verhindern, daß Arbeitsplätze verlorengehen. Dabei ist es mit Sicherheit vollkommen egal, ob CDU oder SPD oder sonstwer an der Regierung ist; wenn die Sparkasse eine Möglichkeit sieht, einen menschlich besetzten Schalter durch ein vom Kunden selbst bedientes Terminal zu ersetzen, dann macht sie das, ebenso die Post mit ihren Paketstationen, und sogar bei IKEA ist nur noch ein Drittel der Kassen mit einer Kassiererin besetzt; bei den anderen scannt der Kunde den Warenstrichcode selbst ein und bezahlt am Automaten mit Karte.
Unsere Perspektive auf die aktuellen Zustände hängt von unseren Erfahrungen in der selbst erlebtenVergangenheit ab, das ist ein Problem. Ich selbst bin im Jahr 1975 geboren und habe unser System zu einer guten Zeit erlebt, es gab einen Mittelstand, der relativ abgesichert und sorgenfrei lebte und zu dem meine Familie zählte, die Periode des Nachkriegs-Aufbaus lief gerade aus und man fühlte sich in jeder Beziehung sicher. Man erwartete wohl ganz unbedarft, daß der errungene Wohlstand erhalten werden würde, auch wenn der Aufschwung nachließe. Dies hätte einer bestimmten Mentalität bedurft, nämlich des Verzichts auf kurzfristige hohe Gewinne, die zu Lasten der Menschen und Firmen angestrebt werden. Nachhaltigkeit nennt man das wohl.
Stattdessen setzte sich die Heuschreckenmentalität in der Wirtschaft durch: abschöpfen was da ist, ausbeuten, um jeden Preis, und dann weiterziehen. Kurzfristig werden einzelne Menschen dadurch reich, aber die Mehrheit hat dadurch nur Nachteile - scheinbar.
Vielleicht haben wir sogar Glück, daß diese unsympathische Mentalität bestimmte Prozesse beschleunigt und Entwicklungen verdeutlicht hat.
Es gibt in meinen Augen nur 2 Wege, die den Zusammenbruch des Systems verhindern.
Der eine ist ein Schritt zurück: zurück zu Tariflöhnen, zurück von der Vernichtung der Arbeitsplätze durch den Einsatz von Automaten, Maschinen und Computern, zurück in eine Zeit, in dem eine Firma ihrem Gründer gehörte und am Herzen lag und die Arbeiterschaft eine Gemeinschaft war.
Das andere ist ein Schritt vorwärts: anzuerkenne, daß wir als Volk oder Menschheit daran gearbeitet haben, die Arbeit abzuschaffen und daß der Erfolg uns allen gleichermaßen gebührt und daß wir ihn miteinander teilen müssen. Daß also die Arbeitslosen nicht als Aussätzige und Schuldige zu behandeln sind, sondern die ersten Nutznießer des Technisierungsfortschritts sind.
Eine Voraussetzung für diesen Schritt ist aber nun mal, daß wir uns als ein Kollektiv begreifen, eine Gemeinschaft, in der es kein Ärgernis sein darf, wenn von der Arbeit und dem Erfolg des einen ein anderer zuerst profitiert. Bisher war es so, daß von der schweren Arbeit des Kleinen der Große finanziell und durch Ansehen am meisten profitierte. Jetzt wird es umgekehrt sein, und die Arbeitslosen, z.T. also der Bodensatz der Gesellschaft, profitieren zuerst davon, daß innovative Köpfe ihre Arbeitsplätze abgeschafft haben. Ich finde das gerecht.
Wir müssen uns klarmachen, daß das einzige, was uns als Individuen davon abhält, Geiz, Neid, Mißgunst und Egoismus ist, nicht Vernunft.
Der größte Widerstand gegen einen solchen Schritt kommt natürlich aus der ziemlich unvernünftigen Wirtschaft, die wiederum nur kurzfristig denkt: die hohe Arbeitslosigkeit ermöglicht es ihnen, niedrige Löhne und kümmerliche Leistungen an ihr Arbeitsangebot zu knüpfen. Wer sich in Gewerkschaften engagiert, wird flugs ausgebootet und schnell ersetzt, vielleicht gegen eine alleinerziehende Mutti, die tatsächlich froh ist, überhaupt was verdienen zu können. Viele Menschen können sich keinen Stolz leisten und müssen bereit sein, sich mit den Krümeln zu begnügen, die man gnädig vom Tisch fegt.
Für Arbeitgeber ist das doch ein Paradies.
Beobachtet die Presse. Dort wird immer wieder gehetzt und Stimmung gemacht, Arbeitslose werden pauschal als faul dargestellt, die Wirtschaft als das leidende Opfer.
Macht Euch unabhängig davon, was die Presse Euch als Meinung vorschreiben will, sie dient auch nur. Und zwar nicht uns.
Was jedem einzelnen in dieser Zeit helfen kann und was die Entwicklung unseres Systems zu einem besseren fördern würde, ist Solidarität.
In meinen Augen läuft das unter anderem auch auf ein bedingungsloses Grundeinkommen hinaus, allein schon deshalb, weil Konsumenten für unsere Wirtschaft jetzt wichtiger werden als Arbeitskräfte. Die Gewinne der Wirtschaft müssen so verteilt werden, daß die Wegrationalisierung von Arbeitsplätzen niemanden mehr arm und als Konsumenten untauglich macht.
Ich vermute, daß bei einer solchen System-Transformation der Begriff "Kommunismus" neu erfunden und mit einem neuen Inhalt gefüllt werden wird.
Interessant ist auch das "Recht auf Arbeit". Viel wichtiger wird ein "Recht auf (bedingungslose?) Gewinnbeteiligung". Schließlich dient der Arbeitslose dem Fortschritt, indem er sich nicht in den Weg stellt, wenn eine Maschine seinen Arbeitsplatz bekommt, die effektiver als er arbeitet.
Das sind also die Stichworte, die für die Diskussion hier in erster Linie relevant sein sollen:
Solidarität,
bedingungsloses Grundeinkommen,
Neuerfindung und -besetzung des Begriffs "Kommunismus",
"Recht auf Arbeit" vs. "Recht auf (bedingungslose?) Gewinnbeteiligung"
und die
Transformation des Systems