Soo und jetzt nochmal ausführlich.
@zoonpolitikon zoonpolitikon schrieb:Das zumindest sagen nicht wenige Fachleute (und zwar echte und keine You Tube Gebildeten), die -davon kannst du ausgehen- den Zins verstanden haben).
Sind diese Fachleute nicht mehr "echt", wenn sie bei Youtube zu sehen sind? Logik? O.o
zoonpolitikon schrieb:Wenn dir jemand erzählt, dass das Wirtschaftssystem aufgrund des Zinses kolabieren MÜSSE (einige behaupten sogar, das sei eine mathematische
Notwendigkeit), dann lass dir das doch einfach mal vorrechnen.
Dieser Erkenntnis liegt zugrunde, dass es in der Natur schlicht keine unendlich laufende Exponenzialfunktion gibt. Wirtschaftswachstum und Zinseszinseffekt laufen exponenziell und kommen in unserer Welt mit dem, was der Mensch erarbeiten und leisten kann, irgendwann an ihre Grenzen.
zoonpolitikon schrieb:Man kann nämlich nicht einerseits behaupten das (Schuld-)Geld würde aus dem Nichts geschöpft und die Zins blieben aus reiner Boshaftigkeit einfach mal "ungeschöpft". Entweder oder - aber nicht "mal so, mal so". Die Zinsen entstehen wie die Forderungen, also gibt es sie durchaus. Zumindest als Giralgeld. Und wo nimmt man sie in der Realität her? Ganz einfach: Da wo das monatliche Gehalt auch her kommt, aus dem zirkulierenden Geldfluss.
Du bist lustig, wo kommt denn der zirkulierende Geldfluss - die (Gesamt)Geldmenge - her? Sie besteht aus Bargeld, Sichteinlagen, Devisen usw. Wenn kein neues Geld geschaffen werden müsste, sondern Zinsen und Giralgeld als solches einfach nur aus dem zirkulierendem Fluss abgeschöpft würden, blieben die Geldmengen (M0-M3) auf konstant gleichem Niveau. Dies ist aber nicht der Fall, wie du hier anhand der Grafik für M3 in der Eurozone von 1980-2014 sehen kannst (Quelle: Wikipedia):
Nach was sieht diese Kurve denn für dich aus?
;)zoonpolitikon schrieb:Kaum jemand wird behaupten, dass es Dein Gehalt gar nicht gibt. Sicher denkst du nun an deine Leistung für die du das Geld erhälst. Aber dein Gehalt kommt nun mal nicht aus deiner Leistung, es kommt aus dem Geldfluss. Ist deine Firma (aus welchen Gründen auch immer) von diesem Geldfluss ausgeschlossen (sprich: da geht nichts mehr), kannst du Leistung bringen bis du schwarz wirst, Gehalt wirst du dennoch keines mehr bekommen.
Hier haben wir einen
Fehlschluss. Geld ist ein Anspruch auf Leistung. Ein Gehalt ist eine Auszahlung eines Anspruches, der gleichwertig mit der erbrachten Leistung sein soll. Ist das Geld auf dem Konto eingezahlt, ist es natürlich auch da, von daher wird niemand behaupten, dass dem nicht so sei. Du bekommt am Ende des Monats einen Betrag auf dem Konto gutgeschrieben, der deiner Leistung entspricht.
Nur übersiehst du, dass der eingezahlte Betrag per se kein richtiges Geld ist, sondern nur ein
Anspruch auf DIESELBE SUMME an BARgeld. Da aber zigmal mehr Giral- als Bargeld im Umlauf ist, zirkulieren im engeren Sinn nur Anspruchsbeträge. Sie werden halt wie echtes Geld behandelt, sind es aber eigtl. nicht. Das ist gemeint, wenn man sagt, das Geld existiere nicht.
zoonpolitikon schrieb:Der Kredit ist für die Firma also nur interessant, wenn die (erwarteten) Rückflüsse den Zins übersteigen - vereinfacht ausgedrückt. In der Realität kommen noch einige andere Aspekte hinzu. Abschreibung, etwaige Steuervorteile, Bilanzpolitik usw usf. Doch das ändert nichts daran, dass der Unternehmer keinen Kredit aufnimmt um der Bank was Gutes zu tun. Er strebt einen Produktionsvorteil an und den hat er nur, wenn er unterm Strich nicht drauflegt.
Du verkomplizierst es unnötig und ich bekomm den Eindruck, du verlierst öfter deinen eigenen Faden (wie oben bei dem Fall mit dem Gehalt, was leicht konfus ausgedrückt ist und der Bezug tlw. flötengeht).
Eine Firma braucht einen Kredit, um auf Grund von Wettbewerbsfähigkeit zu expandieren und hofft dabei, dass sie durch Einnahmen die Zinskosten wieder reinkriegt. Punkt. Mehr wolltest du nicht sagen.
zoonpolitikon schrieb:Die Aussage, die oft getätigt wird, "in den Produktpreisen stecken 40% Zinsen drin" ist somit wohl auch relativiert. Der Zins in den Produkten ist nicht zwangsläufig etwas Schlechtes. Man kann aus dieser Aussage keineswegs ableiten, dass die Preise ohne Zinsen (ohne Kredite) um 40% günstiger wären.
Wo relativierst du diese Aussage, wenn du sie im nächsten Satz bestätigst?
zoonpolitikon schrieb:Ganz im Gegenteil: würden Produkte günstiger indem man auf Fremdkapital verzichtet (und somit den Zins vermeidet), dann würden unsere Geldsäcke (Aldi-Brothers, Quandts u.v.m) noch heute ihr Geld in die Hand nehmen und alle verschuldeten Unternehmen innerhalb kürzester Zeit aus dem Markt fegen. Einfacher als durch einen massiven Kostenvorteil könnte man einen Markt nicht an sich reißen.
Da dem aber offensichtlich nicht so ist, kann man unschwer ableiten, dass an der Schlussfolgerung
40% Zinsen in den Produktpreise = 40% zu hoher Preis
etwas faul ist. Und zwar oberfaul.
Konfuse Erklärung. Was willst du genau sagen? Bitte fass das mal in einem Satz zusammen.
zoonpolitikon schrieb:Niemand nimmt Kredite weil ihm Gewinne der Banken wichtiger sind als eigene Gewinne.
Wo behauptete denn jemand, man nähme Kredite, um der Bank einen Gefallen zu tun? Ein Kredit ist in unserem System a) eine schnelle Möglichkeit, an (sicheres) Geld zu kommen und b) u.U. ein Zwang, wenn ein Liquiditätsengpass herrscht und man auf Flüssiges angewiesen ist.
Ein Kredit ist aber immer ein Risiko. Sollte eine Firma ihr Darlehen bekommen und die eigenen Ziele nicht erreichen oder sonstwie in Zahlungsprobleme kommen, wird der Kredit ganz schnell zur tödlichen Falle. Der Bank ist das scholle, denn
die Bank gewinnt immer.
zoonpolitikon schrieb:Erst Mal Schulden und Zinsen an sich verstehen, dann kann man einen Schritt weiter, okay? Anders tust du dir selbst wohl keinen Gefallen. Wenn du den K1 besteigen willst, brauchst du Ausrüstung und Training. Da rennt man nicht aus dem Stand hoch.
Welch "netter" Vergleich. Irgendwie wirkt dieser Satz nur leider total überheblich...
zoonpolitikon schrieb:Sicherheiten verlangen die übrigens erst im zweiten Schritt, nämlich wenn die Kreditwürdigkeit nicht ausreichend erscheint. Allein das zeigt doch schon, dass die kein Interesse haben TV s und Porsches zu hamstern, sondern es ihnen "nur" (wie könnte es auch anders sein) um ihr Geschäft geht - und das ist nicht Pfändung und Versteigerung gebrauchten Gelumpes.
Nein, die Bank denkt hier ganz klar ökonomisch.
Bei Blankodarlehen erkundigt sich die Bank über die SCHUFA nach der Bonität des Kreditnehmers. Ist diese im grünen Bereich, kann sich die Bank sicher sein, die Zinsen für ihr Fiat Money zu bekommen. Im anderen Fall will sie Sicherheiten sehen, meist in Form von pfändbaren Sachwerten. Natürlich behält die Bank, sollte der Kreditnehmer insolvent werden, nicht die Sachwerte für sich und macht sich daraus ihre persönliche Auto-Ausstellung o.Ä., sondern wird sie danach wieder verscherbeln.
Gewinnbringend.
Die Bank gewinnt durch den Kredit also
immer, entweder über die Zinsen, oder über das Versteigerungsgeschäft. Außer, sie muss ihn tatsächlich abschreiben, was sie in den meisten Fällen dann aber selber Schuld wäre, wie die Erfahrung mit Subprime-Hypotheken zeigt.
zoonpolitikon schrieb:Wenn die Bank ihr Geld wiederhaben möchte, muss sie also zwingend die Inflation einrechnen. Der Kredit steigt jedoch nicht mit der Inflation, daher steckt der Inflationsausgleich im geforderten Zins.
Joa, die Inflation rechnet sie schon ein. Allerdings solltest du, wenn du schon den Inflationsausgleich als Zinsrechtfertigung heranziehst, auch in Nominal- und Realzinsen splitten. Und Darlehenszinsen liegen oft zwischen 3-8%, da ist die Inflation ja schon mehrfach rausgerechnet.
:D Am happigsten sind Dispozinsen, die können gern mal die 12% übersteigen.
Außerdem kann die Bank über die Zinsänderungsklauseln die Zinsraten beliebig ändern. Wirst du auf einmal durch die SCHUFA schlecht bewertet (da braucht nur mal jemand zu schlampen und das kommt oft genug vor), können die Zinsen empfindlich steigen, ohne, dass das auf den ersten Blick gerechtfertigt ist.
zoonpolitikon schrieb:Wie geht das, wenn das Geld vorher aus dem Nichts kam?
Ganz einfach. Es kommt eben nicht aus dem Nichts. Und gedeckt ist es auch nicht durch Vakuum im All. Wahr ist nur, dass die Kreditsumme nicht in Bargeld herum liegt. Der Rest ist blanker Unsinn und falsche Interpretation.
Die "Schuldgeldschöpfung" ist keineswegs nur ein Buchungsvorgang, wie oft behauptet, auch wenn die Buchung den Vorgang auslöst und gleichzeitig abschließt.
Es kommt aber aus dem Nichts, das ist Fakt. In der Bilanz erscheint bei dem neuen Kredit auf der Aktiv-Seite die Forderung an den Kreditnehmer in der Höhe des geliehenen Betrags, auf der Passiv-Seite die Verbindlichkeit in derselben Höhe im Fremdkapital des Kreditnehmers. Diese Zahlen standen vor der Giralgeldschöpfung NICHT in der Bilanz, weil es sie vorher einfach nicht gab!
Sollte die Banken Forderungen abschreiben müssen, wird ein Teil der abzuschreibenen Summe durch die Kreditausfallversicherung (Risikovorsorge) ersetzt. Der tatsächliche Verlust, den die Bank hat, entsteht durch die Abschreibungsaufwände.
Zurückgezahlte Kredite (NICHT Zinsen!) verkürzen die Bilanz wieder - das Geld verschwindet ins Nichts zurück. Deshalb heißt's auch Geld
vernichtung.
;)zoonpolitikon schrieb:Wer hier also von risikoloser Kreditvergabe und Geld aus dem Nichts faselt, der ignoriert eben jenes Risiko das im Eigenkapital der Bank verborgen ist. Und das kann man nicht ignorieren oder wegdiskutieren. Daraus folgt, dass man nicht blindlinks mit Krediten um sich werfen kann, dass eine Bank nicht Geld ohne Risiko und ohne Leistung schöpft.
Für die Bank ist Giralgeldschöpfung sicher keine große Leistung. Wie viel sie an Luftgeld schaffen kann, hängt von ihrem Kernkapital ab. Hat die Geschäftsbank eine Überschussreserve durch Bareinzahlungen anderer Kunden zur Verfügung, erhöhen sich ihre Eigenmittel und sie kann davon die entsprechende Menge an Krediten
zusätzlich schöpfen.
zoonpolitikon schrieb:Mir geht es hier nur darum "Schuldgeld" und Zins exemplarisch zu erklären, dazu reicht Basel II allemal. Sicher ist hier irgend jemand auf neuestem Stand und kann mich ohne große Anstrengungen verbessern.
Basel II wurde in den USA bisher nur nicht angenommen und Basel III wird es wohl auch nicht.
;)zoonpolitikon schrieb:Was sich die "Geld aus dem Nichts"-Fasler niemals fragen und somit auch nie beantworten, ist: Woher kommen eigentlich Kreditklemmen, wie sie momentan in vielen Ländern zu beobachten sind, wenn die Geschäftsbanken momentan doch legendär günstige Bedingungen (Mindestreservesatz) haben und angeblich völlig risikolos Kredite verschleudern können?
Hauptursache ist ein Refinanzierungsproblem. Heißt, die Geschäftsbanken haben nicht genug Bargeld, um weitere Kredite vergeben zu können/dürfen.
zoonpolitikon schrieb:Weder lebe ich von Zinsen noch arbeite ich in einer Bank oder werde für meine Schreiberei bezahlt.
Und warum hast du dann "nur mit Basel II gelernt"?
zoonpolitikon schrieb: Ich will weder Geschäftspraktiken der Banken, den Zins, oder die Zinspolitik rechtfertigen. Nichts läge mir ferner, diesen Gipsköpfen sollten man kräftig an der Krawatte packen.
Komisch, ich hatte die ganze Zeit den Eindruck, du willst GENAU DAS tun - die Zinspolitik rechtfertigen.
@Optimist Optimist schrieb:Nur in einem muss ich Dir leider ein kleines bisschen in den Rücken fallen ;)
:DOptimist schrieb:Sicher gibt es die aggressive Werbung. Aber es gibt schon auch wirklich die Leute, welche auch ohne diese Werbung von sich aus zur Bank gehen, weil sie Geld brauchen.
Türlich gibt es die.
:) Die Werbung ist aber tatsächlich sehr aggressiv. Wenn ich nur mit dem Handy hier ins Forum schaue, erscheint auf jeder Seite ein Iframe mit Kreditwerbung iwelcher Institute. Ziemlich krass.
Optimist schrieb:Oder freut sich eine Bank, wenn jemand seinen Kredit vorfristig abbezahlen möchte? Ich höre da jedenfalls immer, dass diesen Leuten Steine in den Weg gelegt werden, wenn sie mit diesem Ansinnen kommen.
Also, ich kenne es sogar so, dass die Banken gerne lange Tilgungsfristen oder sogar offene Fristen setzen. Erhöht nämlich die Zinseinnahmen und die "Kundschaft" selbst.
;)