Moody's stuft sechs Euro-Länder herab
Moody's zweifelt an der Lösung der Schuldenkrise in Europa: Die Kreditwürdigkeit von sechs Ländern ist gesunken – Franzosen und Briten müssen um ihre Bestnote bangen.
Die Ratingagentur Moody's hat die Kreditwürdigkeit von sechs Euro-Ländern herabgestuft und zugleich den Ausblick für drei weitere Staaten der EU auf negativ gesetzt. Italien, Slowenien, die Slowakei, Portugal und Malta sinken in der Benotung der US-Ratingagentur um eine Note, Spanien wurde gleich um zwei Stufen herabgesetzt. Bis auf Portugal besitzen aber alle genannten Länder immer noch ein gutes bis befriedigendes Rating.
Mit Frankreich, Großbritannien und Österreich droht drei weiteren Staaten der EU der Verlust ihrer derzeitigen Spitzenbonitäten. Der Ausblick für die Staaten sei auf "negativ" gesenkt worden, teilte Moody's mit. Großbritannien ist nicht Mitglied der Währungsgemeinschaft.
Als Grund für die Abstufungen nannte Moody's die Schuldenkrise in Europa. Es sei unklar, ob und wie die Probleme gelöst werden könnten: Alle neun Länder seien durch die Euro-Krise erheblichen finanziellen und volkswirtschaftlichen Risiken ausgesetzt. Die wirtschaftlichen Aussichten verschlechterten sich vor diesem Hintergrund. Das wiederum belaste die Finanzmärkte und könnte in der Zukunft für weitere Schocks sorgen.
Deutschland behält Bestnote
Großbritannien, wenngleich nicht selbst Mitglied der Euro-Zone, droht nach Ansicht der Ratingagentur von diesen Schocks in Mitleidenschaft gezogen zu werden. Zudem verschlechterten sich auch dort die wirtschaftlichen Perspektiven, was den geplanten Schuldenabbau Großbritanniens infrage stelle.
Moody's setzte auch für die bereits abgewerteten Staaten den Ausblick durchgehend auf negativ. Deutschlands AAA-Spitzenrating ist dagegen nicht gefährdet, wie die Agentur mitteilte. Der Ausblick bleibt stabil.
Eine verschlechterte Kreditwürdigkeit bedeutet in der Regel, dass Staaten höhere Zinsen für Kredite zahlen müssen oder Probleme bekommen, überhaupt an frisches Geld zu gelangen. Die führende Ratingagentur Standard & Poor's hatte bereits im Januar unter anderem Frankreich und Österreich die Bestnote AAA aberkannt und damit für Aufregung unter den Euro-Ländern gesorgt. Die kleinere Agentur Fitch stufte anschließend ebenfalls mehrere Staaten der Euro-Zone herab.
Rettungsfonds bleibt stabil
Im Gegensatz zu Standard & Poor's ließ Moody's den Rettungsfonds EFSF auf seinem Spitzen-Ranking. Auch der Ausblick bleibt stabil. Standard & Poor's hatte das Rating für den EFSF um eine Stufe gesenkt, was die Bemühungen um die Stabilisierung der Euro-Zone erschweren könnte.
Bislang jedoch hielten sich die Auswirkungen der Rating-Abstufungen in Grenzen. Manche Eurostaaten schafften es sogar in jüngerer Vergangenheit, sich zu günstigeren Konditionen Geld am Kapitalmarkt zu leihen – trotz schlechterer Kreditwürdigkeit.
Frankreich und Großbritannien betonten in einer ersten Reaktion ihren Sparwillen und verwiesen auf die derzeit laufenden Anstrengungen. Frankreichs Finanzminister François Baroin sagte, er nehme zur Kenntnis, dass die Agentur das Land weiter mit der Bestnote bewerte. Zugleich sagte er, dass die Länder der Eurozone "kraftvolle Anstrengungen zur Sanierung der Staatsfinanzen" unternähmen. Baroins britischer Kollege George Osborne sagte, die Nachricht sei als "Realitätstest" aufzufassen. Sie belege, dass beschlossene Sparanstrengungen nötig seien.
Quelle:
http://www.zeit.de/wirtschaft/2012-02/rating-moodys-euro-herabstufung