Lieder mit vulgären Texten verbieten?
21.09.2010 um 16:25
Micht macht Villon an
https://www.youtube.com/watch?v=jsrR1Tj1YbQ
Als mich das Blut durchkochte dreißig Jahr
und Tag und Nacht nur Gram und Schande war,
da bin ich auch kein großes Licht gewesen,
auch nie als Narr von einem König angestellt.
Mich haben harte Besen
vom Mutterleib hineingefegt in diese Welt.
Doch du, Herr Bischof, Hund, du kannst mich nit
verfluchen, weil ich bitter Strafen litt.
Ich bin noch lange nicht dein Sklave hier,
du Judas, bin auch nicht dein Schmeicheltier.
Vergessen wird dir nie die Kerkerzelle,
als draußen Sommer war mit Feuermohn und Wein
und viele Frauen bettelnd auf der Schwelle
zu meinem Herzen lagen. Ach, du Stein;
der Satan wird dir zahlen, wie du mich so hart
geschlagen hast und mich genarrt.
Auch Jesus, der so hell brennt wie ein Stern,
der schont gewiß nicht all die feinen Herrn,
die mir so manche Freude stahlen
bei Nacht und auch bei Tageslicht;
sie werden es im Feuerofen zahlen,
mit keinem Geld entgehn sie dem Gericht.
Darüber wird vielleicht noch mancher Winter schnein
und ich ein armer und gejagter Dichter sein.
Oft denk ich deiner auch, mein Kamerad;
daß vor mir du verdarbst, ach, das ist schad.
Ich träumte heut, du bist ein Stern geworden,
der erste, wenn die Sonne untergeht,
dort, wo sonst keine Sterne stehn im Norden.
Jetzt hast du Nacht für Nacht mein Stoßgebet;
und daß statt deiner ich dereinst im Kerker saß,
wie gut, daß ich es bald verschwitzte und vergaß.
Gepeinigt hast du mich gar manche Nacht,
du siehst, ich habe mich deshalb nicht umgebracht,
dein Mädchen war mir Beistand, wenn's mich quälte,
und hat mit ihrem Fleisch mich gut genährt.
Ach, keiner in der Welt, den ich zum Bruder mir erwählte,
hat mir so reichlich Huld und Gunst gewährt.
Jetzt kommt ein guter Wind von Flandern her
und läßt mich Erde schmecken, Wald und Meer.
Auch Du, Maria, warst nicht schlecht zu mir,
mit Deinem Bild im Herzen schlief in mir das Tier.
Auch den Apostel Sankt Johannes kröne
mein Dankwort für so manchen Trost in großer Not.
Und dir, mein König, stolz im Kranz der Söhne,
erflehe ich den Sieg und Englands Tod;
es blüh dir Ruhm und Ehre für und für
und daß Sankt Petrus gnädig öffne dir die Himmelstür.
In dieser Welt, wo alles grau verweht,
dir, liebe Mutter, schnell noch ein Gebet.
Sei du der Baum, dess Blätter ewig dauern
und der uns immerblühend goldne Früchte schenkt.
Dir wird der Himmel nicht mit schwarzen Mauern
verrammelt sein, wenn der Herr Jesus deine Hände lenkt.
Du hast dich nie mit fremdem Gut gemein gemacht,
du hast gedarbt und an den Sohn gedacht.
Vielleicht erlöste dein Gebet mich aus dem Hungerloch.
Und nun nach bittrer Wochen Qual und Joch,
willst du, mein Herz, mir schnell den Abschied schreiben?
Ja, weil ich elend bin, zu nichts mehr gut,
muß ich wohl mit dem dunklen Wasser treiben
und durch mein Blut schwärt keine andre Glut:
Weil ich kein Geld mehr habe, auch kein Weib,
sing ich dies Winterlied nicht nur zum Zeitvertreib.
So lang ich Augen habe und noch einen Laut
und unter meinem Hintern noch ein Büschel Kraut,
will ich sie küssen, deine Sorgenhand,
die mich erhoben hat von Schanden allerhand.
Es kann mich nichts mehr schrecken,
ich seh nur dein Gesicht, nur deinen Mund,
ich darf in meinem Traum ihn schmecken
und schmecke mich vielleicht daran auch noch gesund.
Des ganzen Lebens schwarze Litanei,
vom Mutterleibe bis zum Todesschrei,
die langen Wanderungen durch die kalten
Gelächter aller Menschen und zuletzt
der Streich des Henkers, haben böse Falten
in mein Gesicht gemacht, mich so herumgehetzt
wie Wölfe, fort aus einem warmen Nest gejagt
und nie nach meinem Leid gefragt.
Mir hat's die Augen müder noch gemacht,
als alle Schriften, die ich manche Nacht
gelesen habe in der Klosterzelle.
Und bin ich auch gewandert ohne Kreuz und Stab,
es sprang der Bach im Feld mit froher Welle
an mir vorüber und auch grüne Waldung gab
mir das Geleit zu allen Jahreszeiten
bis tief hinein in die wildfremden Weiten.
Nicht immer brauchen oben Sterne sein,
Gott kommt auch mit den schwarzen Wolken überein.
Er hat noch jedem seinen Sarg gegeben
und gab der Jugend einen hellen Mut.
Wie mancher führt im Mai ein Lasterleben
und der November nimmt ihn auf in eines Klosters Hut.
Dort fliegen Engel ein und aus
als wär's ein Tauben- oder Hurenhaus.
Und wünscht auch mancher jetzt schon meinen Tod;
es kommt zuletzt ein großes Morgenrot,
dort wird gezählt und abgewogen,
und wer mich quälte, wird die Prüfung nicht bestehn.
Um ihre Freuden sind die Herren jetzt betrogen,
sie werden dunkle Straßen gehn,
dort blühen keine Blumen mehr,
dort sind nur Steine kalt und leer.
Als Alexander noch ein Kaiser war,
wie schienen da die Sterne wunderbar
auf jeden Schelm herab und gaben ihm so frohen
Gewissensmut und rechtes Wort zur Zeit.
Wollt ihn ein blasser Henkertod bedrohen,
sah ihn der Kaiser an mit Gnädigkeit
und fragte mitten in dem Schlachtgebrumm:
"Bist du ein Räuber worden, ei, warum?"
Da sprach der Mann: "Warum beschimpfst du mich?
Bin ich nur darum Dieb vor dir, weil wenig ich
gestohlen habe? War mir deine Macht gegeben,
dann könnte ich auf Erden gerade so wie du
hoch über allem Volk als Herrscher leben."
Da schloß der Kaiser schmerzlich seine Augen zu
und sprach: "Ich pflanz dich jetzt in bessre Erde ein
und will mit Fleiß und Lust dein Gärtner sein."
Da gingen viele Jahre hin in Gnade und mit Glück
und nie fiel dieser Mann in sein gewesnes Tun zurück,
er hat mit reiner Herzenslust
des Kaisers gute Tat vergolten.
Wie oft hab ich mich schon ein Narr gescholten,
daß ich mir solchen Kaiser nit gewußt.
Ich weiß, ich bin sehr oft ein Stümper nur,
das Elend hält mich fest an seiner Nabelschnur.
So trieb ich mich herum auf schlechtem Pfad
und Böses wuchs herauf selbst aus der guten Tat,
ich habe nichts dabei errafft und nicht gespart,
bin arm geblieben und ein Lumpenhaufen.
Nun ist mein Haupt ganz grau und ausgehaart,
und dafür kann man keine Herzenslust sich kaufen.
Mir hält die Erde hin die Knochenhand
und Würmer graben mich hinunter in den Sand.
Wie war als junger Bursche ich so stolz
auf mein Gesicht, schoß überall Kobolz,
zuletzt hinauf auf einen weißen Leib,
der nährte mich mit süßen roten Beeren
und war der schönste Zeitvertreib
den Sommer lang. Das wird nie wiederkehren.
Dahin der Nachtigall Musik, der Maientanz,
was blieb, ist dieser Dornenkranz.
Es ist kein Feld und ist kein Strohsack mein,
die Sippschaft läßt mich nicht ins Haus hinein,
weil ich so räudig bin und in zerrissnen Schuhn.
Morsch sind im Maul die Zähne mir schon sehr
und weh will jeder Schritt mir tun.
O käm noch einmal nur die gute Fee daher;
mein Herz, es ginge wieder in dem raschen Schlag
und läge da bei einem weißen Reh im Rosenhag.
Ein Mannsbild, sorgendürr und hungerkrank,
das findet nirgends einen Kuß zum Dank,
ein andrer frißt, was mir zur Lust geboren
mit rotem Mund und blauem Augenstern.
Ich habe meinen Thron im Himmelbett verloren
an einen samt- und seidnen Herrn.
Der charmusiert mit meinem Herzgemahl
und macht den Bauch ihr dick, die Wangen schmal.
Ach, hätt ich nicht den Mai so schlecht vertan,
war ich noch jetzt in manchem Korb der Hahn,
wer aber will mich armen Tor
jetzt noch ins Bett und Kinder von mir wissen?
Wer duldet diesen Kopf, den einst der Henker schor,
auf einem reinen weißen Seidenkissen.
Als ich die Schule schwänzte, da beganns
mit mir bergab zu gehn, wuchs mir der Satansschwanz.
uswusw