killerkatze
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Gedanken zur aktuellen Situation
21.07.2004 um 15:23Ich mache mir gerade mal wieder Gedanken, alles ziemlich konfus und unstrukturiert, ich hoffe, daß alles nachvollziehbar ist.
Das Siemens, Daimler Theater der letzten Wochen haben wir ja mitbekommen bzw. ist immer noch aktuell. Großunternehmen, die jahrzehntelang staatliche Subventionen erhalten haben, erpressen ihre Mitarbeiter, weil sich angeblich sonst der Standort Deutschland nicht lohnt. Siemens hatte Erfolg, dieser wird allenthalben bejubelt.
Jetzt schlägt VW in dieselbe Brechse, eben online im Kölner-Stadt-Anzeiger gelesen:
"VW will Personalkosten um 30 Prozent senken"
Europas größter Autobauer Volkswagen will bis 2011 seine Personalkosten in Deutschland durch längere Arbeitszeiten, geringere Entlohnung und eine stärker leistungsorientierte Bezahlung um 30 Prozent senken. Auch bei Manager-Gehältern soll kräftig gespart werden.
Gleich darunter der folgende Artikel:
"VW senkt Gewinnziel auf 1,5 bis 2 Mrd Euro"
Das Sparprogramm sieht den Abbau von weltweit 5000 Arbeitsplätzen sowie zusätzliche Einsparungen von zwei Milliarden Euro binnen zwei Jahren vor.
Gut, auch die Führungsetage soll Einbußen hinnehmen, gehen wir mal von 20 % aus, 20% von einer Million/Jahr, da lach ich drüber, 20% von 30000 € brutto/Jahr wirken da schon ganz anders. Im gleichen Atemzug werden aber Milliardengewinne erwartet. Merken die nicht, daß ihre Gier und Ausbeutungspolitik ihnen letztendlich selber ihren Absatzmarkt und damit irgendwann den Boden unter den Füßen wegzieht?
Andere Sache, in letzter Zeit habe ich einige Meinungsumfragen durchgeführt. Bei einigen Fragen wollte ich fast kotzen. Namhafte DEUTSCHE Großunternehmen fragten da, natürlich nett umschrieben: "Wieviel sind Sie bereit für unser Produkt zu bezahlen, wenn wir es nur noch im Ausland produzieren lassen?". Alle Alarmsirenen an, der Markt wird sondiert, wieviel Profit drin ist, wenn hier alles plattgemacht wird, ob und wie dumm die Deutschen sind, eventuell dieselben Preise zu zahlen, auch wenn die Produktionskosten vielleicht nur bei 50% oder weniger des Standortes Deutschland liegen. Hauptsache, die Gewinnspanne stimmt, scheiß auf die Arbeitnehmer, scheiß auf soziale Verantwortung.
Dann telefonierte ich letztens auch im Zuge einer Befragung mit einer Landttagsabgeordneten, wir kamen ins Gespräch und es war erschütternd. Erschütternd, weil das keine "Stammtisch-Politikerin" war, sondern eine aktive. Dem Sinn nach bzw. teilweise zitiert: "Wir haben die Kiste vor die Wand gefahren und eine wirtschaftliche und soziale Katastrophe. Ein Großteil der Bevölkerung merkt es noch nicht, einem Teil wird es auch immer gutgehen, aber der Rest kippt, und zwar nach unten. Die großen Unternehmen bestimmen die Politik, gehen Sie mal zum Konzern XXX, da habe ich an vielen Gesprächen teilgenommen, die sagen UNS POLITIKERN was wir zu tun haben und sie kriegen das durch. Irgendwann wird es knallen und zwar richtig, nur bisher sind die Deutschen noch phlegmatisch bzw. ruhiggestellt."
War übrigens interessant, denn mit den Mitarbeitern des Konzerns XXX habe ich auch Interviews durchgeführt: Die älteren Befragten waren voll des Lobes für diesen Konzern, für seine sozialen Leistungen etc., praktisch wie eine "Familie", mit der sie sich identifiziert haben. Aber dies galt nur für frühere Zeiten, heute sei das ein "Ausbeuter" geworden, der sich einen Dreck um seine Mitarbeiter kümmert und dessen Führung nur noch in ihrem eigenen Interesse und in die eigene Tasche wirtschaftet. Aufschlußreich, wie sich das Image in wenigen Jahren verändern kann...
Anderes Thema, bei uns (Köln) hat eine Schicki-Micki Kneipe neu eröffnet, edel, nobel, teuer, Promis, (Neu)-Reiche, Sportler und Privatveranstaltungen sind deren die Zielgruppe. Meine Frau hat eine Ausbildung zur Hotelfachfrau, ist Diplom Übersetzerin und hat 2 jährige eine Weiterbildung in Sachen Web Design, Marketing und was weiß ich noch alles. Aus momentaner Not, weil unser beider Haupt-Arbeitgeber seit Monaten nichts zahlt und wir freiberuflich tätig sind, hat sie sich dort für's Kellnern beworben. Und nun der Hammer: Stundenlohn 4 €. Das ist kein Stundenlohn, das ist eine Sauerei bzw. schon Sklaverei, unabhängig davon, ob es vielleicht Trinkgeld geben sollte; nur möglich, wegen des enormen Drucks auf dem Arbeitsmarkt, viel zuviele Bewerber für eine Stelle, Lohndumping in Reinkultur. Die Leute, die an der Spitze dieses Unternehmens sitzen, verdienen sich eine goldene Nase, die Mitarbeiter krebsen unterhalb des Existenzminimums.
Alle Errungenschaften des Sozialstaats, auf die wir Stolz sein konnten, gehen den Bach runter, "man" gewöhnt sich dran, keiner schreit auf. Letztens noch einen Bericht gesehen, in den 70ern gab's eine Massendemonstration der Studenten in Deutschland, weil die Fahrpreise (!) erhöht wurden, Gleise wurden zugeschweißt etc. Und heute? Nix ist mit Protest, den Gutverdienern ist es egal, die Intelligenz an den Unis ist praktisch vollkommen in das System integriert und nur an Konsum und beruflichem Erfolg orientiert, viele sind durch die zunehmende Medienverdummung quasi mundtot gemacht, viele haben resigniert und viele haben gar keine Zeit darüber nachzudenken, weil sie sich in einem existenziellen Überlebenskampf befinden.
Vor ~anderthalb Jahren hat sich Herr Biedenkopf in einem Focus Interview verplappert: "Wir brauchen 20% poor working people, Leute, die unter dem Existenzminum leben, damit es hier läuft." Er hat vorweggenommen, was jetzt Schritt für Schritt eingeführt wird, wenn nichts dagegen unternommen wird. Und es ist Unsinn, daß ein sozialer und gerechter Staat nicht mehr finanzierbar ist, denn immer noch ist Deutschland ein reiches Land, nur die Verteilung wird immer extremer, ungerechter und kommt immer weniger Personen zu Gute.
Das kann so auf die Dauer nicht weitergehen, es muß etwas passieren, von Seiten der "Volksvertreter" ist meiner Meinung nach nichts zu erwarten. Ich weiß nur nicht was und in welcher Form das "passieren" stattfinden wird oder soll.
Puh, das ist aber lang geworden, das reicht erstmal, mußte mir einfach Luft machen.
Das Siemens, Daimler Theater der letzten Wochen haben wir ja mitbekommen bzw. ist immer noch aktuell. Großunternehmen, die jahrzehntelang staatliche Subventionen erhalten haben, erpressen ihre Mitarbeiter, weil sich angeblich sonst der Standort Deutschland nicht lohnt. Siemens hatte Erfolg, dieser wird allenthalben bejubelt.
Jetzt schlägt VW in dieselbe Brechse, eben online im Kölner-Stadt-Anzeiger gelesen:
"VW will Personalkosten um 30 Prozent senken"
Europas größter Autobauer Volkswagen will bis 2011 seine Personalkosten in Deutschland durch längere Arbeitszeiten, geringere Entlohnung und eine stärker leistungsorientierte Bezahlung um 30 Prozent senken. Auch bei Manager-Gehältern soll kräftig gespart werden.
Gleich darunter der folgende Artikel:
"VW senkt Gewinnziel auf 1,5 bis 2 Mrd Euro"
Das Sparprogramm sieht den Abbau von weltweit 5000 Arbeitsplätzen sowie zusätzliche Einsparungen von zwei Milliarden Euro binnen zwei Jahren vor.
Gut, auch die Führungsetage soll Einbußen hinnehmen, gehen wir mal von 20 % aus, 20% von einer Million/Jahr, da lach ich drüber, 20% von 30000 € brutto/Jahr wirken da schon ganz anders. Im gleichen Atemzug werden aber Milliardengewinne erwartet. Merken die nicht, daß ihre Gier und Ausbeutungspolitik ihnen letztendlich selber ihren Absatzmarkt und damit irgendwann den Boden unter den Füßen wegzieht?
Andere Sache, in letzter Zeit habe ich einige Meinungsumfragen durchgeführt. Bei einigen Fragen wollte ich fast kotzen. Namhafte DEUTSCHE Großunternehmen fragten da, natürlich nett umschrieben: "Wieviel sind Sie bereit für unser Produkt zu bezahlen, wenn wir es nur noch im Ausland produzieren lassen?". Alle Alarmsirenen an, der Markt wird sondiert, wieviel Profit drin ist, wenn hier alles plattgemacht wird, ob und wie dumm die Deutschen sind, eventuell dieselben Preise zu zahlen, auch wenn die Produktionskosten vielleicht nur bei 50% oder weniger des Standortes Deutschland liegen. Hauptsache, die Gewinnspanne stimmt, scheiß auf die Arbeitnehmer, scheiß auf soziale Verantwortung.
Dann telefonierte ich letztens auch im Zuge einer Befragung mit einer Landttagsabgeordneten, wir kamen ins Gespräch und es war erschütternd. Erschütternd, weil das keine "Stammtisch-Politikerin" war, sondern eine aktive. Dem Sinn nach bzw. teilweise zitiert: "Wir haben die Kiste vor die Wand gefahren und eine wirtschaftliche und soziale Katastrophe. Ein Großteil der Bevölkerung merkt es noch nicht, einem Teil wird es auch immer gutgehen, aber der Rest kippt, und zwar nach unten. Die großen Unternehmen bestimmen die Politik, gehen Sie mal zum Konzern XXX, da habe ich an vielen Gesprächen teilgenommen, die sagen UNS POLITIKERN was wir zu tun haben und sie kriegen das durch. Irgendwann wird es knallen und zwar richtig, nur bisher sind die Deutschen noch phlegmatisch bzw. ruhiggestellt."
War übrigens interessant, denn mit den Mitarbeitern des Konzerns XXX habe ich auch Interviews durchgeführt: Die älteren Befragten waren voll des Lobes für diesen Konzern, für seine sozialen Leistungen etc., praktisch wie eine "Familie", mit der sie sich identifiziert haben. Aber dies galt nur für frühere Zeiten, heute sei das ein "Ausbeuter" geworden, der sich einen Dreck um seine Mitarbeiter kümmert und dessen Führung nur noch in ihrem eigenen Interesse und in die eigene Tasche wirtschaftet. Aufschlußreich, wie sich das Image in wenigen Jahren verändern kann...
Anderes Thema, bei uns (Köln) hat eine Schicki-Micki Kneipe neu eröffnet, edel, nobel, teuer, Promis, (Neu)-Reiche, Sportler und Privatveranstaltungen sind deren die Zielgruppe. Meine Frau hat eine Ausbildung zur Hotelfachfrau, ist Diplom Übersetzerin und hat 2 jährige eine Weiterbildung in Sachen Web Design, Marketing und was weiß ich noch alles. Aus momentaner Not, weil unser beider Haupt-Arbeitgeber seit Monaten nichts zahlt und wir freiberuflich tätig sind, hat sie sich dort für's Kellnern beworben. Und nun der Hammer: Stundenlohn 4 €. Das ist kein Stundenlohn, das ist eine Sauerei bzw. schon Sklaverei, unabhängig davon, ob es vielleicht Trinkgeld geben sollte; nur möglich, wegen des enormen Drucks auf dem Arbeitsmarkt, viel zuviele Bewerber für eine Stelle, Lohndumping in Reinkultur. Die Leute, die an der Spitze dieses Unternehmens sitzen, verdienen sich eine goldene Nase, die Mitarbeiter krebsen unterhalb des Existenzminimums.
Alle Errungenschaften des Sozialstaats, auf die wir Stolz sein konnten, gehen den Bach runter, "man" gewöhnt sich dran, keiner schreit auf. Letztens noch einen Bericht gesehen, in den 70ern gab's eine Massendemonstration der Studenten in Deutschland, weil die Fahrpreise (!) erhöht wurden, Gleise wurden zugeschweißt etc. Und heute? Nix ist mit Protest, den Gutverdienern ist es egal, die Intelligenz an den Unis ist praktisch vollkommen in das System integriert und nur an Konsum und beruflichem Erfolg orientiert, viele sind durch die zunehmende Medienverdummung quasi mundtot gemacht, viele haben resigniert und viele haben gar keine Zeit darüber nachzudenken, weil sie sich in einem existenziellen Überlebenskampf befinden.
Vor ~anderthalb Jahren hat sich Herr Biedenkopf in einem Focus Interview verplappert: "Wir brauchen 20% poor working people, Leute, die unter dem Existenzminum leben, damit es hier läuft." Er hat vorweggenommen, was jetzt Schritt für Schritt eingeführt wird, wenn nichts dagegen unternommen wird. Und es ist Unsinn, daß ein sozialer und gerechter Staat nicht mehr finanzierbar ist, denn immer noch ist Deutschland ein reiches Land, nur die Verteilung wird immer extremer, ungerechter und kommt immer weniger Personen zu Gute.
Das kann so auf die Dauer nicht weitergehen, es muß etwas passieren, von Seiten der "Volksvertreter" ist meiner Meinung nach nichts zu erwarten. Ich weiß nur nicht was und in welcher Form das "passieren" stattfinden wird oder soll.
Puh, das ist aber lang geworden, das reicht erstmal, mußte mir einfach Luft machen.